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16.1. Lebendige Stunden Zuklus bos 21/5
—0
George eiwiderte, er hoffe, den Vereinigten Staaten
Theater, Kunst und Literauur.
konn
später einmal einen Besuch abstatten zu können.
GA
der
Deutsches Volkstheater.
Sle
Thenie
Neu einstudiert: „Lebendige Stunden“ von Artur
Fau
Thenterzentung.
Schnitzler.
Das
Der Duft und das weiche, milde Licht und die verhalten
Deutsches Volkstheater. Artur Schnitzlersg
nachzitternden Töne: dieser ganze funkelnde Reichtum Artur
vier Einakter „Lebendige Stunden“ nach
den
#
langer Ruhe wieder im Spielplan, rühren und erheitern
Schnitzlers hat in unsrer entzaubernden Gegenwart nichts von
3
der!
noch immer. Nur das zweite Stück „Die Frau
seinem Zauber eingebüßt, nichts von seiner wehmutsüßen Jnnig¬
fr.
mit dem Dolch“ gleicht einem nachgedunkelten
Vor
keit. Wie über jeder großen und echten Kunst scheint die Zeit
Makart, der gelitten hat. Hier werden des Dichters
80
stillgestanden zu sein über diesem gedämpften und doch so viel¬
spekulative und konstruktive Absichten ernüchternds gi
farbig spielenden Glanz, über dieser verlockenden und schweigen¬
offenbar, das zu scharssinnige Spiel mit dem Spiel.
11.
Dafür sind die übrigen drei kleinen Dramen strahlend
den, bis zu den letzten Schichten der Menschenseele binab¬
„Li
jung verblieben. Ferdinand Onno sah man in
reichenden Tiefe.
Herr
vier Rollen, als Heinrich. Remigio, Rademacher
Heute stärker denn je das empfindet man immer wieder aufg
und Gilbert, immer bestrebt, sich von anhaftender
Manier zu befreien und nach dem Leben, nicht nach
ist Schnitzlers Sehnsucht die unsre: die Sehnsucht und das
einer erstarrten Formel zu gestalten, was ihm — über¬
unbestimmte Begehren und das rastlose Heimweh nach einem
raschend genug
den
am reinsten im Humoristisch¬
Tor, das für immer verriegelt scheint, nach dem weiten Land
Satprischen, als affektierter eitler Kaffeehausliterat!
der Scele mit seiner Stille und mit seinen Pfaden, von denen iley
nan
niemand welß, wohin sie führen und wo sie enden. ...
Vielleicht, sicher, sind es die einzig lebendigen Stunden in
unserm sinnlos verrinnenden Dasein: Stunden einer erst viel
„Pe
später, viel zu spät erkannten Vergangenheit, Stunden, wo es
Phol
gelang, jenseits von Vernunft und Verstand die engen Grenzen
des Bewußtseins auseinanderzuschieben; wo es gelang, das
bil!
armselige Leben, meinetwegen durch eine Täuschung. reicher und
Ehi
reiner aufflammen zu lassen, bis sich bei einer Biegung des
fzenn
Weges plötzlich und überraschend ein weiter und freier Horizont
anftat. Die lebendigsten Stunden sind jene, die gestorben sind.
Entfernung und Vergangenheit: die einzig wirkliche Musik des
die II
Lebens.
nach
War
Herr Forest, der Anton Hausdorser im ersten Einakter
Sonnt
und der Alexander Weihgast in den „Letzten Masken“, hatte
gruber
sich wegen Indisposition entschuldigen lassen; das war aber
führ
ganz überflüssig: Forests Unwohlsein brachte höchstens eine
Illustriertes Wiener Extrablatt
Nuance mehr in die meistrhafte Charakteristik seiner beiden
Volksb
Schnitzler=Studien. Zuerst ist es, als würde man nur Umrisse
Giligt glickte, Zwei einwandfreie Mesterleiungen
Wied
jüdische
gewahren, unbestimmten Dunst, fließende Dämmerung; aber
bot Forest, zuerst als pensionierter altösterreichischer
Festo#
dann beginnt ein feines seelisches Fluidum in immateriellen
Beamter im ersten Stück, dann als dünkelhafter
zu
schieden
Aus der Mode=Literat und ahnungsloser Hahnrei
Schwingungen zu strahlen, die Gestalten beginnen gleichsam
Brodye
Beides Ueber
en Masken.
1
von innen aufzuglühen, und ihr Wesen wird durchsichtig klar.
Cordine
fein durchziselierte psychologische Studien, reich an
Engle
Hinter jedem ausgesprochenen Worte ein unterdrücktes Mit¬
Glätc
winzigen Wirklichkeitszügen. Der Pensionist war von
us
schwingen; man hört aus dieser Stimme nicht nur, was sie sagt(„De
jenex spezifisch wienerischen verraunzten Altersmelan¬
den
cholle und verbissenen Resignation durchtränkt, die einst
und sagen will, zögernde, stockende Worte, sondern auch, was sie
haben
titer
in Franz Grillvarzer ihren sublimsten Ausdruck fanden.
verschweigt.
der Rei
Kunstt
Der „Weihgast“ wieder war der Süffitante, Soignierte
terin
von E
Freien
Schade nur, daß Forest so ziemlich allein dastand.
und Saturierte, der sich von nachrückender Jugend
Worte d
Jauer
daß ein
Etwas von Schnitzlers Atmosphäre war noch um den vortreff¬
beunruhigt fühlt. Klebrige Höflichkeit und herz¬
ie Be¬
großen à
mühelos
Forest
lichen Jackwerth des Herrn Nowotny zu spüren, und eine
Herzlosigkeit brachte
lose
äubler
„Vossisch
heraus. Der geübte Ibsen=Spieler kam dem Schnitzler¬
uns aus
winzige Episode wußte Herr Sima zu einem vollkommenen
gab
1
ein Kor
ab. Svieler zustatten und ließ in klaffende seelische Leeren
Oper Le
Typus abzuschließen. Sehr nett, mit amüsanter Ironie wurde
se
und sich 1
blicken, Lächerliches mit Tragischem eng verknüpfend.
das letzte und am wenigsten beschwerte der vier Stücke,
Brünn
ete sich
Vortrefflich war Sima als blasierter iunger Arzt in
gesam
„Literatur", von Frau Steinsieck und Herrn Lackner ge=steigernde##
r war
einem Röllchen von nur wenig Worten. Herr
verkeb
spielt. Und Herr Onno erfrischte und überraschte zum Schlusse
seiner Os
[Nowotny mimte den Komödianten Jackwerth
künftighin
lin wohl etwas zu äußerlich; hier ist denn doch mehr als
des Abends auf das angenehmste durch Humor, Witz und eine kein Frer
konzen
eiten= bloß ein Spitals=Bajazzo. Frau Steinsieck schlug
gelungene, wenn auch unfreiwillige Selbstversiflage.
als eine g
sehr glück.
als dilettantische Literatin ein paur charmante parodistische
ausgleiche
Kur¬
MLRELIIR CA LARIGRIRTAR L1 Kh
1300
(1824 bir
Töne an, die sehr erlustigend waren und Herrn
Der
das
Lackners Gigerlaristokrat hatte die liebens¬
dde
hat man
Jerlin
würdigste Borniertheit und Soigniertheit dekadenter
banke
Kauf¬
Rassen. Noch betätigten sich in der von Dr. Schul¬
baur gewohnt umsichtig geleiteten Vorstellung
Sohn
nommen.
eifervoll und schätzbar die Damen Wagner und Föry,
Th.O. M G.IL.U
Leb¬
Resultat
die Herren Amon, Jordan und Iwald. Schnitzler
geizig.
erschien des österen für Beifall dankend auf der
uchen¬
Bühne. Das Publikum wollte ihn immer wieder sehen.
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