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16.1. Lebendige Stunden Zukius
Miluie
die Bundes
heute bereits auf 9 Mitin
Astamentsstandpunkt auszu= einer Millich
Denn was morgen oder übermorgen, kann niemand sagen oder schalten, auf Sonderwünsche zu verzichten und dem Lande dasreichte auf
Mnn
Leonhard ihr Kommen. Ob auch sie ihn ermorden und ihr
schwermütige
Schnitzlers „Lebendige Stunden.
Mann daraus ein Stück formen wird?
Schriftsteller
Vier Einakter, die Stunden festhalten, in denen ein Schick¬
„Die letzten Masken“ sind die letzte lebendige Stunde
als Arzt. G
sal reift, die selber zum Schicksal werden. Im ersten Einakter
eines sterbenden Schriftstellers, des Journalisten Rademacher,
Erscheinung
trauert der alte pensionierte Beamte Haushofer um seine lang¬
der im Spital nach einem enttäuschten Leben elend zugrunde
dem Dolche“
jährige Freundin, die Mutter des jungen „Dichters“ Heinrich;
geht, während sein unbedeutender Jugendfreund zu Ruhm
Komiker.
der nicht mehr „schaffen“ konnte, da er unter der Krankheit
und Reichtum gelangt ist. In dieser letzten lebendigen Stunde
der alten Frau litt. Um ihrem Sonne die innere Froheit,
will er Abrechnung halten mit dem berühmten Alexander
Frie)¬
die Schaffenskraft wieder zu geben, nahm die kranke Frau
Weihgast, ihm ins Gesicht schreien, wie armselig sein Können,
eine zu starke Dosis Morphium. „Was ist denn deine ganze
wie unbegründet sein Ruhm, will ihm offenbaren, daß seine
Schreiberei, und wenn du das größte Genie bist, was ist
unter
eigene Frau ihn durchschent und verachtet, ihn betrogen hat,
sie denn gegen so eine Stunde, in der deine Mutter hier
gleic
aus Ekel vor seiner Unbedeutendheit, mit Karl Rademacher.
nich
auf dem Lehnstuhl gesessen ist und zu uns geredet hat oder! Der Journalist bittet und beschwört den Arzt noch in später
beka
auch geschwiegen — aber da ist sie gewesen, — da! Und
Nacht, Alexander Weihgast zu rufen. Er kann, er will nicht
nich
sie hat gelebt, gelebt!“ Heinrich, erschüttert von der Mittei¬
früher sterben, ehe er ihn gesprochen. Und Weihgast kommt
der
lnug des alten Mannes, scheint nun wirklich unter der Größe
an das Lager des Sterbenden, aber Rademacher schweigt:
mad
dieses Opfers vertrauender Mutterliebe sich aufzuraffen. „Le¬
„Was habe ich mit ihm zu schaffen? Was geht mich sein
blut.
bendige Stunden? Sie leben doch nicht länger als der letzte,
Glück, was gehen mich seine Sorgen an? W hat unsereiner
der sich ihrer erinnert. Es ist nicht der schlechteste Beruf,
gesch
mit den Leuten zu schaffen, die morgen ur auf der Welt
Hern
solchen Stunden Dauer zu verleihen, über ihre Zeit hinaus!“
sein werden?“ Zu dieser erschütternden Tragik der Lebens¬
„Die Frau mit dem Dolche“ spielt mit dem Gedanken
enttäuschung und Todesresignation tritt der grausige Humor
seine
der ewigen Wiederkehr, der Wiederkehr des Gleichen. Wir
des lungenkranken Komikers Jauwerth, eines heiseren, hüsteln¬
und
hätten schon früher gelebt. In anderen Zeiten, an anderen
den, nach Luft ringenden Todeskandidaten, der auch in dieser
noch
Orten, dasselbe Schicksal, nur in anderer Abwandlung. Pau¬
bangen Alhmosphäre dem Leben seine heiteren Seiten noch
nehmt
line, die Gattin des berühmten Dichters, der seine und ihre
abzugewinnen versteht.
Liebe, seinen Verrat, ihre Verzweiflung, seine Rückkehr, ihr
„Literatur“, der lustige Epilog des Einakterabends, ver¬
Dezer
Verzeihen, „alle Erbärmlichkeit und alle Glut“ benützte, ein
ulkt die Bohsme=Literatur, die Männchen und Weibchen, die
Teil
Stück daraus zu formen, was vor mehrhundert Jahren Paola,
die ihre erotischen Erlebnisse und Kaffeehausunfälle in ihren
der 9##
die Gattin des berühmten Florentiner Malers Remigio, die
Büchern ausschroten. Die Schriftstelkerin Margarete, die der
Komö
sich dem jungen Lionardo in Abwesenheit des Mannes aus
Münchener Bohsme den Rücken gekehrt und sich dem Sports¬
Sinnenlust hingegeben, ihn bei der Rückkehr Remigios er¬
mann Clemens ihn den Hals geworfen, hat einen Roman ge¬
frühen
dolchte, da er ihr nicht mehr war als die Zerstreuung einer
schrieben, für den sie den Briefwechsel mit dem Kaffeehaus¬
Doch 6
Stunde. Für Remigio wird der Anblick seiner Frau mit dem
literaten Hilbert verwendete. Fatalerweise hat auch dieser einen
verwan
hecherhobenen blutigen Dolche eine lebendige Stunde, eine Er¬
Roman geschrieben, in welchem er dieselben Briefe auswertet.
ist Sch#
leichterung, eine Fügung des Himmels, nun weiß er, wie er
Frl. Dürr brillierte als Margarete in reizender, kätz¬
das angesangene Bild vollenden soll. Vor diesem Bilde, der
chenhafter Geschmeidigkeit und war klassisch schön als Frau
Lyrik i
Schöpfung eines alten Meisters der italienischen Renaissance,
mit dem Dolche. Otto, ein eleganter Herrenreiter, war einzigseiten
in der modernen Gemäldegalerie, stehen Paula und Leonhard,
im Hochgefühl seines geschmeichelten Stolzes, Schich glänzend
in denen ein ähnliches Schicksal heranreift. Pauline verspricht als formloser, eingebildeter Kaffeehausliterat und diskret als
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