Faksimile

Text

box 21/5
16.1. LebendieStundenz#klus
vzzlesen, die sie selost in gemutvollen bei diesem für sein geistiges Schaffen Trost und volle Jahre hat Laura de Maupassant ihren so
überaus geliebten Sohn überlebt.
zu Papier gebracht hatte, und wenn sie Labsal zu holen.
beachtenswerte Dichterin gewesen ist, das Bitterböses Leid machte in diesem Punkte auch
Vertreter der Selbstverneinung des Bürgertums, große dramatische Erschütterungen erleben und
erleben lassen könnte.
.... Er verträumt sich in
als einen der wenigen, die wissen, daß sie ver¬
eater und Kunst.
der Beziehungslosigkeit mystischer Stimmen; am
neinen, die darunter leiden und sich von diesem
Ende fragt man sich: warum? Die Gedanken sind
Leide berauschen lassen. Freilich verallgemeinert
ebendige Stunden.
W. F. diese Kunst für das Bürgertum, denn er alt, die Worte — überflüssig. .... Und das Publi¬
[Einakter von Artur Schnitz¬
kann und dauf ja nicht schreiben, daß sie nur auf kum im Saal klatscht Beifall, weil man als „ge¬
Aufführung im Schauspiel¬
jenes „Bürgertum“ paßt, das etwa hinter den bildeter Mensch“ von Artur Schnitzler begeistert
sein muß.“
hause am 10. Juni.)
„großen“ Wiener Judenblättern steht. Das ist
Dies genügt wohl zu erhärten, daß eine be¬
60. Geburtstage Artur Schnitzlers fühlte aber, wie sich wiederholt ziffernmäßig gezeigt hat,
sondere Schnitzler-Feier auch dann überflüssig
in Wirklichkeit eine sehr dünne Schichte. Und daß
Bühnenleitung verpflichtet, eine Art
gewesen wäre, hätte der Dichter nicht gewisse
diese verneinende, sich an der Vernichtung, am
-Feier zu begehen, wozu sie die Einakter¬
Verderben berauschende Art seit Goethes Mephisto Charakterzüge offenbart, als der ursprünglich
Lebendige Stunden“ wählte.
her als teuflisch allbekannt ist, verschweigt dazu gar nicht bestimmte „Reigen“ aus Gründen
wir uns mit der Veranstaltung einer
W. F. ebenfalls. Dagegen müssen wir ihm recht des Geschäftemachens mit dem Sinnenkitzel ans
-Feier überhaupt befreunden, müßten
Rampenlicht gezerrt wurde.
die Wahl der Stücke als glücklich be- geben, Schnitzlers Werke als „müde“ zu bezeich¬
Nicht, daß man Schnitzler nicht hie und da ein¬
da sie Art und Grenzen des Dichters gut nen. Wahrhaftig, wir haben gerade die „Leben¬
mal aufführen sollte, er ist ja unstreitbar eine
lassen. Aber nach dem „Reigen"=Skandal digen Stunden“ vor etwa 20 Jahren (mit Mebus,
beachtenswerte Erscheinung der zeitgenössischen
e deutsche Bühne solcher Gedächtnispflicht Mehnert, Marr, Sussin u. s. w.) gesehen und uns
Literatur und man gibt unbehindert so viel Werke
selbst wenn sie sich darüber hinwegsetzen nunmehr gewundert, daß der Verfasser erst heuer
von seinen Rassegenossen: Schwänke von Arnold
60 Jahre alt wurde.
daß Schnitzler zwar nach der Sprache
Über die Grenzen von Schnitzlers Begabung und Bach, Opern von Meyerbeer und Halevy.
Derke, nicht aber nach seiner Abstammung
sei — aus den angedeuteten Gründen — gleich= Operetten von Offenbach, Oskar Straus, Kalman,
tscher ist. Außerdem befolgt unsere Bühne
falls hieher gesetzt, was W. F. im „Arbeiterwillen“ Fall, Eysler u. s. w. u. s. w., aber in einer Zeit,
das Wagnerwort „Ehrt eure deutschen
schreibt: „Meister in der Beobachtung und Analyse die so nach völkischer Besinnung, Reinigung und
nicht in jenem Maße, daß sie den
eutschen Schnitzler in das „Ehren“ einbe= der Gesellschaft, in der Wiedergabe der schlaffen Ertüchtigung dürstet, wie die heutige, hätte man
und entnervten Spätsommerstimmung und sich eine besondere Schnitzler=Feier in persönlicher
rüßte.
Gegenwart des Verfassers ganz gut ersparen
it wir nicht in den Geruch kommen, aus philosophie der guten Gesellschaft und ihrer Ab¬
können. Hatte er doch Samstag seine gleichzeitige
hitischer Feindseligkeit" und „Voreinge=trünnigen, versagt seine künstlerische Kraft, wenn
Teilnahme an der Aufführung eines seiner Stücke
heit“ den literarischen Wert Schnitziers er selbst gestalten will. Die Idee wird nicht Fleisch
in Wien verkünden lassen....
setzen, sei hier angeführt, was vor wenigen und Blut, wird nicht menschlich packendes Drama,
Die vier Stücke, unter dem Titel des ersten
im rasseverwandten „Arbeiterwillen“ bleibt Abstraktion. Schnitzler hat viele und gute
als „Lebendige Stunden“ zusammengefaßt, sind
(jedenfalls W. Fischer) über Schnitzler Schauspiele geschaffen — aber er ist nicht Drama¬
Er betrachtete ihn als ausgeprägtesten tiker, weil er zu müde und skeptisch ist, als daß er seinerzeit im „Tagblatte“ ausführlich besprochen
u b
efe
C