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16.1. Lebendige Stunden zyklus
dsch,
u für 4
tte und Verlag
lichen Revue.
uststr. 87 p
art.
No.
teren in eine fortschrittlich=liberale Partei wurde Danew am 13. De¬
zember 1900 zum Chef derselben gewählt. Der neue Finanzminister
auf ihn zu und ersticht ihn mit dem Dolche, der nun als Motiv für
ldur des schmerzliche Erlebniß, ihn in seinem Idyll zur Zeit der
on.
die Vollendung des Bildes dient. Hierauf verändert sich wiederum
letzten chönen Herbsttage aufsucht. Er hat die Freude am literari¬
die Scenerie zu der Galerie, in der wir uns zu Anfang des Stückes
schen Schaffen verloren und sucht sich durch neue Eindrücke geistig
befanden. Die Frau erwacht aus ihrem Traum, dessen Zeuge wir
wieder aufzuraffen, ohne in diesem Seelenzustande von dem alten
eater.
waren, und fühlt jetzt aus der Seele der Renaissance heraus, daß sie
Denen Arthur Schnitzler Freunde seiner Familie verstanden zu werden. Während Dieser sich
ein Recht besitze, dem Manne anzugehören, den sie liebt. Schnitzler
tundenn in seiner Trauer verliert, erwartet Jener von der Arbeit und
hat es mit nicht gewöhnlicher Kunst verstanden, zwei ganz verschie¬
der künstlerischen Ausgestaltung seines Wehs den einzigen Trost.
eites Gebiet von Stoffen und
dene Weltanschauungen gegen einander zu halten. Der Uebergang
Eine solche Auffassung vom Leben verletzt den Beamten und in dieser
„Liebelei“ fühlt sich dabei als
aus dem modernen Konversationston in die gehobene Verssprache
Et aus einer Stimmung in die Stimmung theilt er den Inhalt eines nur für ihn bestimmten Briefes
der Italiener, aus dem heutigen Alltagskostüm in die bunten Pracht¬
önlichleit nicht verliert. Mit dem Schriftsteller mit, woraus hervorgeht, daß dessen Mutter ihrem
gewänder des Cinquecento, aus der Rücksichtnahme auf unsere bür¬
kroblem des modernen Seelen= Leben voll Qualen und Leiden selbst ein Ende gemacht hat, um ihren
gerliche Ordnung in das leidenschaftliche Begehren jener Zeit übt
Sohn von dem Druck ihres langsamen Sterbens zu befreien. Im
En, die durch ein gemeinsames
einen ungemein packenden Eindruck aus. Während der wirkliche
en sind, den Unterschied ihres Gespräch über diese traurigen Begebe heiten erkennen die beiden
Vorgang sich auf einer kurzen Dekoration unmittelbar vor der Büh¬
n. um wehmuthsvoll getrennte) Männer, was sie von einander trennt, und während der Alte unter
nenrampe abspielt, geht der Traum hinter einer Gardine von dün¬
interessant durchgeführte Pa=den entlaubten Bäumen vor seinen Häuschen an seinen Lebensabend
ner durchscheinender Gaze in einem tiefen Prunkatelier vor sich. Der
denkt, zieht es den Jungen zum Glauben an die Gegenwart und
gsweise, die durch allerlei Be¬
Vorgang ist als Ganzes fast zu zart für den Realismus der Bühne
zur geistigen Arbeit hinaus. Dies Problem wird in der Art eines
den großen Leidenschaften der
und der Uebergang aus einer Zeit in die andere verzögert sich leider
Präludiums behandelt, das interessirt, ohne voll zu wirken, und den
Traumbild die Entscheidung
mehrere Minuten, da die Darsteller ihre Kostüme wechseln müssen.
nz in sein Heimathgebiet zurück Zweck verfolgt, auf Späteres vorzubereiten. Kräftiger ist das zweite
Aber die Sinnenwirkung des Stückes mit dem Sprung über Jahr¬
Schauspiel „Die Frau mit dem Dolche“ angelegt, das Wirklichkeit
, in der hm sein erster Erfolg
hunderte und in eine ganz andere Anschauung und Gefühlswelt in
und Traum in eigenartiger Weise zusammenbringt und sich auf
Doktor der Heilkunde und Sohn
ähnlicher Situation ist von einem Reiz, dem sich feiner gestimmte
einem fesselnden phantastischen Hintergrunde abspielt. Eine junge
naustadt erinnert er sich seiner
Zuschauer nicht entziehen können.
Frau hat ihrem Verehrer in einer Gemäldegalerie ein Stelldichein
Ern und verwerthet sie zu einer
Die Empfindungen, die in den beiden folgenden Stücken aus¬
bewilligt und erklärt ihm, daß sie ihn leidenschaftlich liebe. Sie
kgischem Ernst und komödianten¬
gelöst werden, sind von allen mystischen und schwer zu deutenden Be¬
habe jedoch ihrem Mann die Gefahr, in der sie sich befinde, ehrlich
köstliche Satire auf unverstan¬
standtheilen frei. In den „letzten Masken“ erleben wir in
eingestanden und Beide seien entschlossen, zur Heilung ihrer Wunde
nerthum an uns vorüberziehen.
einem Wiener Krankenhaus das Ende eines alten Journalisten, der
sofort nach dem Süden abzureisen. Die Begegnung spielt sich vor
ührungen mit Kunst und Poesie
an die Verwirklichung seiner hoffnungslosen dichterischen Pläne
einem alten Gemälde ab, auf dem ein italienischer Meister aus dem
cht in die Eitelkeit des berühm¬
noch jetzt glaubt und von dem brennenden Wunsch erfüllt ist, vor
sechzehnten Jahrhundert eine Frau darstellt, wie sie mit einem Dolch
le der Ironie selbst verherrlicht,
seinem Tode einen zu Ruhm und Geld gekommenen Dichter, den er
in der Hand auf die Leiche eines von ihr getödteten jungen Mannes
Eist oder greift zu vernichtendem
für seinen Gegner hält, zu sehen, um ihm seine Verachtung und
herniederschaut. Mit dem Gesichtsausdruck und dem lang wallen¬
Buschauer ein vielfaches Gemisch
seinen Haß ins Antlitz zu schleudern. Bevor der Erwartete kommt,
den blonden Haar gleicht das Bildniß der Dame, die ihrem Freunde
wirklicher Dichter und Künstler
übernimmt dessen Rolle ein schwindsüchtiger Schauspieler, der eben¬
ihr Herzensgeheimniß und die Nothwendigkeit der Entsagung soeben
m und Gestaltungskraft, über
falls einem baldigen Tode geweiht ist, aber bei dem Gedanken an
bekannt hat. Wie sie das Gemälde vor Augen hat, schwinden ihr
Der gemeinsame Titel, den
seine Genesung zu allerhand Schnurren aufgelegt ist. Er lenkt den
die Sinne und sie lehnt sich ohnmächtig an ihren Begleiter. In die¬
hat und der auf das erste von
Sturm der Entrüstung, den der alte Journalist nicht mehr zurück¬
sem Augenblick verdunkelt sich die Scene und nach wenigen Minuten
ird, verlangt keine tiefere Aus¬
halten kann, auf sich ab, so daß innerhalb der Possenreißerei, die er
erblicken wir auf der Bühne einen Auftritt aus der Zeit der italieni¬
res Band, das um diese Gruppe
anstellt, das tragische Schicksal dieses Mannes vor uns lebendig wird.
schen Renaissance. Wir sind im Atelier des Malers, der seine Frau
keigern sich in der Wirkung vor¬
Endlich erscheint der gefeierte Dichter wirklich vor dem Bett des
fast genau so wie auf dem Bilde in der Galerie portraitirt hat,
fgaben für die Schauspieler.
Sterbenden, der ihn zu sich rufen ließ, und überschüttet ihn mit so
ohne doch das Letzte in der Haltung und Charakteristik bereits ge¬
Wienerthum in diesen kleinen
viel geschwollenen und süßen Redensarten, spricht so unaufhörlich
funden zu haben. Die Gemahlin des Künstlers hat in dessen Ab¬
i der Darstellung im Deutschen
von sich und seiner Bedeutung, daß der Andere gar nicht sagen
wesenheit die Nacht mit einem Fremden zugebracht, den sie glühend
n Publikum zum Ausdruck kom¬
kann, was er kurz vor seiner Todesstunde eigentlich auf dem Herzen
liebt, und zögert keinen Augenblick, ihrem Gatten beim dämmernden
n, der Wunsch, sich selbst anzu¬
hat. Das Leben im Krankenhaus mit der geschäftigen Gleichgiltig¬
Morgen das Vorgefallene zu betennen. Der Liebhaber verlangt von
en in die eigene Kraft treten in
keit der Aerzte und der Fürsorge der Wärterin ist mit wenigen
dem Eheherrn, daß dieser ihn tödte, aber der Maler wendet sich ver¬
in so verschiedenen Situationen
Strichen vorzüglich charakterisirt. Die beiden Todeskandidaten, von
ächtlich von ihm wie von seinem Weibe ab, das ihm etwas Fremdes
en Schauspiel, das den Sonder¬
denen der Eine noch immer die viel zu hohe Rechnung seines Lebens
und Gleichgiltiges geworden ist. Der Schänder seiner Ehre wird aber
führt, befinden wir uns in
aufstellt und der Andere in lustigen Grimassen seine Umgebung ver¬
immer dringlicher und fordert wiederholt den Tod von der Hand des
nirter Beamter in seinem Gärt¬
spottet, rufen zugleich tragische und komische Empfindungen hervor.
Betrogenen. Er droht, ihn zum Vollzug der Rache durch einen
ungen über den Tod einer Frau
Eine Meisterleistung Schnitzlers ist aber der berühmte Dichter, der
öffentlichen Schimpf zwingen zu wollen. Er werde, ruft er im Wahn¬
der Verehrung war. Der So'n
ichter, der auf seinen eigenen sinn seiner Leidenschaft aus, das Geheimniß dieser Nacht verrathen, mit seiner Unsterblichkeit posirt und daneben über die Ungerechtigkeit
fremdet war und, tief erschütertl so lange er lebe. In diesem Augenblick stürzt die Frau des Malers der Welt klagt, denn während er vor zehn Jahren ein Führer der