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16.2. Die Frannit den beiche
hnitt ausGrazer Tagblatt, Graz
238PK. 19
c
Abendblatt
merkt — in ihren Zügen die überzeugung aus, daß heimnis der Sprache der Vögel zu erbitten. Dieses
Unterfangen wicd zur Angel, in der sich die Ko¬
ein Schicksal über ihr ist, dem sie nicht entrinnen
Theater und Kunst.
mödie fortwährend dreht. Der König kennt das
kann. Sie reicht Leonhard die Hand, sieht ihm ernst
und fest ins Auge und sagt, nicht mit dem Ausdruck Weib wie — Weininger. Er heißt Sabud, seinem
Weibe zu sagen, er hätte das Geheimnis erfahren,
der Liebe, sondern der Entschlossenheit: „Ich
Opernhaus.
fei aber durch einen Eid zum Schweigen ver¬
komme“ Echt Schnitzlerisch. Unterbewußtsein und
Gastspiel von Milgliedern des Wiener k. k. Hofburg¬
Wiederverkörperungsgedanke auf der Bühne pflichtet. Abisag beitelt, trotzt, droht, tut alles, was
theaters am 28. Aptis 1913: „Die Frau mit dem
Eegenwart und Vergangenheit scheiden sich in der leben Frauen tun, um etwas zu erlangen. Die
Dolche“ Schauspiel in einem Akt von Artur Schnitz¬
Lebensgefahr des Mannes rührt die Schlange
Sprache durch Prosa und Verse.
AenDie Spracheher Vögel“, Kömödik in drei
nicht. Der König läßt beide einkerkern, ja, über
Klara Heine=Rabitow (Pauline=Paola)
Akten von Adolf Paul.
Sabud schwebt schon das Richtschwert. Der Mann
und Alfred Gerasch (Leonhard=Lionardo) hatten
„Lebendige Stunden“: mit diesem Sammel¬
hat das Geheimnis nicht gewußt, aber er hätte es
zuerst gegen die schlechte Akustik anzukämpfen. Frau
titel schloß Schnitzler vier Einakter zusammen, zu
verraten, und das Weib hat mit der Ehre des
denen auch die „Frau mit dem Dolche“ gehört. Ein Heine drückte am besten das Gegenwartentrückte,
Gatten gespielt und nach der königlichen Krone
gedanklich und sprachlich hübsch zugefeilter Einfall, Versonnene aus, Herrn Gerasch gelangen vor allem
Glitzernd, sprühend und sich
ausgeschaut
Lionardos Herzenskämpfe; daß Herr Heine ein
ganz anregend zu lesen, aber für die Bühne nicht
wandelnd springen Salomos Einfälle nun hin und
vorzüglicher Sprecher ist, zeigte wieder sein
allzu wirksam. Im Rampenlichte ähnelt das Stück
her. Bald ist's, als ob er die schöne Abisag aus
Remigio. Die Verwandlungen dauerten zu lang.
zu stark den Traumbildern, die in letzter Zeit schon
„Ein braves Weib, wer findet sie? Weit über Sunem dem Freunde wieder entwinden wolle, dann,
bis zum Überdruß in Schwung gekommen sind.
als ob er die Flatterhafte und Kokette verspotten
Perlen reicht ihr Wert.“ Hat dieser Spruch
Freilich Schnitzler, dessen Anatol hypnotisieren
Salomos Adolf Paul bei seiner Komödie auch vor= und strafen wolle, damit sie gebessert ihrem Sabud
kann, greift nicht zu einem gewöhnlichen, langen
geschwebt? Von zwei Grundweisheiten, daß allzu wieder zu eigen sei, und schließlich läßt er nach
Traum. Frau Pauline, die ein junger Mann,
viel Glück die Spannkraft des Mannes lähmt und diesem launischen Spiel mit Menschenherzen beide
Leonhard, in einer Bildergalerie vor dem Bilde
daß das Weib neugierig ist, und von einer schönen laufen. Hübsche und boshafte Gedanken blitzen auf,
der Frau mit dem Dolche um ein Liebesabenteuer
Schauspielerin lebt das Stück. Die Verlegung der die Nietzsche=Peitsche dräut dem Weibe. Königs¬
bittet, hat einen Augenblick der Entrücktheit, einen
Fadelhandlung an Salomos Hof ist nicht natur=launen. Daß Salomo Sabud vorwirft, der einzig
Schwächeanfall, während dessen ihr Geist ins
notwendig, sie fördert aber die Pracht der äußeren richtige Wunsch wäre die Bitte um Salomos
Cinquecento zurücktaucht. Sie ist Paola, Leonhard
Aufmachung. Sabud ist Salomos Günstling, er ständige Freundschaft gewesen, ist dürftig. Sabud
ist Lionardo, ihr Geliebter einer Nacht, den sie vor
mußte der Freundschaft ja versichert sein.
wird mit Gütern und Ehrenstellen überhäuft und
den Augen ihres Gatten, des Meisters Remigio,
Die Komödie hat eine Prachtrolle, die schöne
erhält sogar die schöne Abisag aus des Königs
mit dem Dolche niedersticht und ihrem Manne
Abisag aus Sunem, die gestern, wie Frau Reklame
Harem. Er ist wunschlos glücklich und soll doch nach
damit eine Inspiration liefert. Und als Pauline
nicht ohne Grund behauptete, anscheinend von
wieder erwacht, nimmt sie zwar für immer Abschied des Herrschers Willen noch einen Wunsch äußern.
wie Schnitzler an= Abisag überredet ihn, vom weisen Salomo das Ge=Wiens schönster Schauspielerin, Else Wohlz
aber allmäblich drückt sich