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Den Pauteren sehst die arse Penhtsit din Seerti. 1in
Zeit ist sicherlich nicht mehr ferne, da wir wieder Könige und
geben nur Finzelscenen, die durch lose Gedankenfäden und
Helden auf der Bühne sehen, da uns wieder der starke Atem
Personen verkrüpft sind. Sie erheben sich zu wenig über ihrem
großer Leidenschaften und Laster anweht, die eine zeitlang allzu
Stoffe sie stecken zu tief darin, leiden zu sehr unter dem Drang
materiell und sinnlich=niedrig gefaßt wurden. Das letzte Wort in
ihrer Gefühle und Offenbarungen. Es fehlt die rechte Freiheit,
der Entwickelung des Dramas wie in der Fortpflanzung jeder
die rechte Roheit mit der ein Künstler sein Gebilde schlägt und
Kunst müssen ja die Gebildeten — dieses Wort im strengsten
meißelt. Wo der Wille triumphieren soll, herrscht noch dasselbe
sprechen. Weder der Künstler noch das
Sinne genommen —
Gefühl, das unsere Lyrik so reich ausgebaut hat. Noch einmal,
Publikum haben hier die Entscheidung. Wenn die Minderheit
die Ideen sind da und auch eine gewisse Größe der Anschauung.
der Kunstverständigen einem Künstler ihr Interesse verweigert, so
Es mangelt nur die Concentration und das echte compositorische
ist damit sein Urteil gesprochen. Wohl ihm, wenn er sich in
Talent. Wir haben gelernt, Farben und Töne, Stimmungen
selbstbewußtem Eigensinn für ein verkanntes Genie hält. Ver¬
und Reflexe wiederzugeben, nun heißt es die große Linie
wandte und Freunde, die das Gleiche thun, werden ihm nicht
wiederzufinden.
fehlen. Wohl ihm, wenn er die Massen begeistert, sein Lob auf
Ernst Rosmer hat ein Drama „Mutter Maria“
allen Gassen singen, das Geld in allen Kasten springen hört.
schrieben. Es erscheint notwendig den Inhalt kurz anzugeben.
Schließlich muß er doch an seiner eigenen Unfruchtbarkeit, durch
„Is ist ein Märchendrama, die Dichterin selbst nennt es ein
den Maugel an Wachstum und Bildung zu grunde gehen.
Totengedicht. Ein trotzig=kühner Bergjäger steigt in die
Wie nun siüber das sichtbare Streben nach einem neuen
Einsamkeit des Hochgebirges auf, von Begierde getrieben, ins
Iberndrama die Bühne, das Publikum und — die Dichter?
Innerste der Natur zu dringen, die Bergschwester wiederzusehen,
Wir müssen es den Backfischen und liebenswürdigen Jüng¬
die er schon einmal zwischen Schnee und Sonne auf hohen
lingen von ähnlicher Lebenserfahrung überlassen, das Theater heute
Firnen geschaut hat. Vergebens sucht ihn der Einsiedler zurück¬
für ein Kunstinstitut zu halten. Es ist Geschäft, nichts weiter.
zuhalten, der ihm zu Häupten den schwarzen Tod erblickt. Der
Erscheint es einträglich dem Publikum litterarisch zu kommen,
äger erreicht die Geliebte und fällt und stürzt. Im selben
müssen die Hausdichter für eine Weile verschwinden, wirkliche
Augenblicke scheint sich das starre, tote Marierbild, das der
Poeten betreten die ung wohnten Riume. Ob Naturalisten,
Einsiedlers in den Fels gehauen, zu beleben. Die Bergschwester
Romantiker oder Symbolisten, das hängt von der jeweiligen Mode
wird durch das Mitleid über den Tod des Jägers Mensch.
ab. Ich habe gegen diesen mustergültigen Betrieb wenig einzuwenden.
Durch seine Umarmung ward sie Mutter, Mutter Maria.
Das Theater wird immer in erster Linie ein Geschäft bleiben,
Hungernd und frierend eilt sie durch die Lande für ihr Kind
ob es nun litterarische Alluren annimmt oder nicht. Allein die
Obdach und Nahrung zu erbetteln, nachdem sie sein Leben dem
Hof= und Staatstheater brauchten nicht in erster Linie von dem
1Tode abgetrotzt hat, der es schon in seinen Knochenarmen wiegte.
Gelderwerbe abhängig zu sein, sie könnten ihr vornehmstes Augen¬
Einmal aber kommt ihr die Stunde des Vergessens. Von dem
merk auf die Förderung der modernen Dichtung, durch Er¬
lockenden Sange der Schwestern geneckt, flieht sie mit ihnen auf
ziehung der Dichter und des Publikums richten. Aber schließlich
die Berge und tanzt und singt beim Mondesglanze in ihrem
sind unsere Hoftheater — Privatbühnen. Sie haben Rücksichten
Reigen. Heimkehrend findet sie das sterbende Kind, das sie nun
zu nehmen, Rücksichten, Rücksichten. Die eigentlichen Privat¬
nicht mehr retten kann. Um ihm den ewigen Frieden zu geben,
theater müssen alle Tage spielen, d. h. sie müssen die Stücke
muß sie ihren Schmerz bezwingen und seinem ruhelosen Schatten
geben, die der Durchschmttsgeschmack verlangt. Sie thuen also
selbst den Weg zum Himmel weisen. Dann küßt sie der
schon alles mögliche, wenn sie der Kunst ein paar Abende im
Erlöser Tod.
Monat reservieren.
Diese Dichtung ist tief und innig, aber leider nicht von jener
Ein zweites Bühnenkapitel, „Der Schauspieler“ oetitelt, darf
Tiefe, in deren Abgründe man klar hinabschauen kann, die sich
jeder übergehen, der nicht gewillt ist, eine Satyre zu schreiben.
an der Oberfläche widerspiegelt. Offenbar ist hier ein Thema
Thatsache ist es, daß es gebildete Schauspieler giebt, die Interesse
angeschlagen, des uns in Fouqués Undine, in der „Versunkenen
für Litteratur besitzen, die sich in das Werk der Dichter, deren
Glocke“ und seitlich in der halbherzlichen, halb sentimentalen
Gestalten sie verkörpern, vertieft haben, während sie kontraktlich
„Blonden Kathrein“ von Richard Voß wieder begegnet. Ernst
nur verpflichtet sind, ihre Rolle nebst den Stichwörtern zu kennen;
Rosmer selbst hat in den „Königskindern“ eine Vorstufe
denen ein Charalter Mühe und Aufregung bereitet. Es giebt
Es handelt sich um den tiefen Zwiespalt
geschaffen.
solche Künstler.
zwischen heidnischer
zwischen Natur ind Mensch,
Das Publikum ist überbildet. Es hat zu viel über Kunst
und christlicher Weltanschauung, um eine Kluft, die nur die
und Li###ur gelesen. Das macht jedes selbständige Urteil un¬
erlösende Liebe überbrücken kann. Diese Liebe offenbart
möglich. Litteratur ist ja nur die Abstraktion aus einer Anzahl
sich in der andächtigen Arbeit des Einsiedlers, der das
poetischer Werke. Was nützt einem die Abstraktion, wenn jede
Muttergottesbild aus dem toten Stein entwirkt, im sehnsuchts¬
intimere Kenntnis der einzelnen Persönlichkeiten fehlt? Dem¬
vollen Drang des Vergsteigers, in dem Tode der das Leber!
entsprechend hat das Publikum eine viel zu abstrakte und
in der Mutterschaft.
raubt oder schenkt, am höchsten aber
irealistische Vorstellung von der Kunst. Es nieht den Dichter
Sie ist nichts anderes als die große, weltbescelende Mutterschaft
immer noch mit der Leier und dem wehenden Lockenhaar. Es
der Natur.
sieht infolge dieser sentimental=romantischen Auffassung nicht den
Eine Tragödie des Pantheismus, der Allbeseelung der Natur,
Arbeiter, den Menschen, der ein Handwerk treibt, das Kunst ist
in der nur leider der Geist nicht klare Form gewonnen hat.
(was ich nicht mißzuverstehen bitte).
Hingegen hat der Dichter Einzelscenen von außerordentlicher
Seinerseits trägt der Künstler freilich nichts dazu bei, dem
Schönheit geschaffen, und das Ganze ist doch wenigstens „groß
Publikum diese richtigere Anschauung zu geben. Mit dem Nimbus
geahndel“.
und Glorienschein ist er so weit ganz zufrieden, und wenn ihn der
Arthur Schnitzler weiß besser, daß man die Schauber des
kuurrende Magen daran erinnert, daß der Ruhm nicht satt
Todes da am tiefsten fühlt, wo es sich mit dem rauschenden
macht, so wettert er gegen das deutsche Publikum, das seine
Aufruhr des Lebens paart, und zwischen Tod und Leben hat er
besten Geister verhungern läßt. In jevem Falle schimpft er auf
auch den „Schleier der Beatrice“ angesiedelt.
ihr beispielloses Unveeständnis. Ich meine, daß alle Kunst, die
Mit einer gewissen Koketterie pflegt die Romantik vom
an die Oeffentlichkeit tritt, gewisse Konzessionen an die Empfänger
Tode zu sprechen, mit jenem spielenden Lächeln, das
machen muß, und daß ein solcher Zwang dem Künstler meistenfalls
die farbigen Wunder des Daseins ungläubig anstarrt, das!
nur heilsam sein wird. Fortiter in re, suaviter in modo. Der
staunend steht und frägt. Sie sind Idealisten, sie glauben an
Kern des Werkes darf nicht von profauen Wünschen berührt
keine Wirklichkeit der Dirge. Die Welt wird Traum, der Traum
werden, aber in Kleinigkeiten wirkt dies Noli me tangere oft nur
wird Welt.
lächerlich.
Ein Romantiker ist Schnitzler, ein Romantiker der Held dieses
Viel verhängnisvoller wird für unsere Dichter eine gewisse
Dramas, der Dichter„ Filippo Loschi. Er spielt in Bologna, zur
Unbildung, die ihnen leider eignet. Wir haben es oft genug mit
Zeit der Renaissance. Cesare Borgia steht vor den Thoren. Die
angesehen, wie ein Talent nach einem schönen Ersterfolge nichts
Stadt ist dem Tode geweiht. Nun heißt es Leben! zwischen Nacht
Gutes mehr zu Tage fördert. Es fehlt das, was wir mit dem
und Tag spielt das Leben dieser lustvoll sinnenfrohen Zeit noch
schönen Worte „Entwickelung“ bezeichnen. Richtigee dürfen wir
einmal seine höchsten Trümpfe aus, aber der Tod geigt seine
sagen, es fehlt die Bildung, der Horizont des Dichters vergrößert
Melodien drein und giebt den dunklen Grund zu dem farbigen
sich nicht, er treibt notgedrungen Raubbau mit seinem wenig er¬
Abglanz des Lebens.
##ragfähigen Gütchen, er verfällt in Manier und sagt schließlich
Beatrice ist die Geliebte des Dichters. Ein Kind das in der
stets dasselbe. Thatiächlich hat der moderne Dichter wenig Ge¬
Sünde rein geblieben ist, ein instinktives, halb sonmambules
legenheit Menschen und Dinge innerlichst kennen zu lernen und
Wesen, ähnlich wie das Käthchen veraulagt. Mit traumhafter
sich auch in Wissenschaft und Kunst dasjenige anzueignen, was
Sicherheit schreitet sie durch das Leben, ganz der Stimme des
ihm eine gewisse Freiheit, einen Höhenblick verschafft. Es ist kein
Blutes gehorchend, unbeirrt von seinen Fragen und Rätseln.
Zufall, daß die geoßen Dichter, die uns auf die Höhen und in die
Du bist zu stannen nicht gemackt. Niemals hat dich des
Tiefen des Menschenlebens schauen ließen, von Beruf nicht ¬
Daseins Wunder namenlos erschreckt. Nie bist du von der Buntkeit#
Dichter waren.
dieser Welt. In Andacht hingesunken, und daß du, die Beatriee 1.
In diesem Zustande findet also das Streben nach einer
ist, und ich, Filippo, sich unter den unendlich vielen fanden, hat¬
Wiedergeburt des höheren Dramas die drei Hauptfaktoren: Bühne,
nie mit tiesem Schauder dich erfüllt.
Publikum und Dichter. Die zwei ersteren durchaus konservativ
Ihr Geliebter ist aber so sensitiv veranlagt, daß er sie auf
tretz des modernen Anstriches, der Dichter von den schönsten Ab¬
ihren Traum hin der sie zur Gemahlin des Herzogs macht, von
sichten beseelt, aber unvermögend die große Sehnsucht zu erfüllen.
sich stößt. Der Traum wird Leben. Aber die Herzogin flieht in
Wenn wir vordem lauter fein ausgeführte Miniaturbilder
sahen, so erblicken wir jetzt einen riesigen weitgespannten Rahmen. der Hochzeitsnacht sehnsuchtgequält zurück zu dem Geliebten, um s
Wede gefühet wit. Er hat 1
der liebe, märchenreiche Wald i
Diese Märchenstimmung ha
sestgehalten, er zerstört sie zeiteh
Bauermisere, durch feudale S
cynisch=realistische Kerkerscenen i
Nach dem mythologisch=lyr
Alfred Walter Heymel (
über dem ich neues nicht zu sa
Dichter erhalten rasch genug
als „fein und still“. Pamdex
stumimen Spil von Schauspiele
er nichts sagt. Wo die Herzen¬
der leifesten Berührung wie vo
Note hat er auch diesmal beibeh##
EGoldner“? Ein nicht aufg
des neubegründeten Nationalthech
Universitätsstadt“ sieht seine Ab
##ling seines Freundes Goldner zu
des kunstgewaltigen Sitadttyran
auch Verse macht, gekreuzt. Er
und der unaufgeführte Autor
Eröffnungssouper eine volks= un
(ein Drama?
Rückblickend auf din einleiten
mehrfach die Ergänzung und die
sprochenen Einzelwerke finden.
deutsche Bühne geht sichtbar ber
Möge sie Dichtung, Darstellung