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14. Der schleier der Beatrice
geschlossen; fast scheint es als habe sein Schaffen stimmterer Hinweis auf den Inhalt des Buches als der so
ausbreiten, aus dem aufwärts Flammen züngel
oft unbestimmte oder gar irreführende Titel, der ihm Pathe
alle dramatischen Kräfte und Säfte jenes Bodens auf
wärts drei sehr große Blutstropfen rieseln und sich
steht. Die geradestielige Blume, die mit seitwärts regelmäßig
lang hinaus aufgesogen. Es mag noch eine Spanne
stramm ein ungebeugter Lilienzweig erhebt. S#
aufgesträubten Blättern, wie nach dem Lineal gezogen, in
dauern, bis wieder Einer kommt, der gleich ihm alle
blätter berühren beinahe das schöne Haupt ein
die Höhe ragt, ist ein sicherer Hinweis auf die literarische
die wunderbaren Stimmungen und Verstimmungen des
dem Herzen ersprossenen Frauengestalt, deren Ste
Vortragsweise: Kurze, abgehackte Sätze, gebrochene Zeilen,
österreichischen Menschen, das unscheinbar feine Neben¬
Gesichtszüge schmerzliches Leid verrathen. Was
viele, sehr viele Gedankenstriche, die den Leser dazu heraus¬
einander von lebenbejahender Anmuth und melan¬
noch mehr, dem Leser den betrüblichen Geschickesve
fordern, den nur äußerst discret angedeuteten Tiefsinn aus
cholischer Unkraft, aber auch die warme, naive, schön¬
die essentielle Schuldlosigkeit der armen Magdalen
Eigenem zu ergänzen. Asketisch hagere Figuren, deren
heitfrohe Innerlichkeit dieses Schlages im Brennspiegel
thun? Alles Andere sind nur die äußeren Um
scharfeckige Gliedmaßen mit den schmerzhaft langgezogenen
einer Dichterseele sammelt und verklärt. Bis dahin
Tragödie eines Frauenherzens. Nun, dessen
Gesichtern in anmuthender Harmonie stehen, bereiten darauf
mag man den, der sich nach so hohen Zielen müht,
Schilderung ist weit feiner gehalten als seine bild
vor, sei es vom seelischen, sei es vom materiellen Jammer
achtungsvoll grüßen, wenn ihm gleich ein immer deut¬
lernen in Magdalena eine aus begeistert-reinem He
der Menschheit angefaßt zu werden. In von bleichem
licher wahrzunehmender Abstand Wollen und Voll¬
dem höchsten Ideal strebende Künstlerin kennen,
Mondscheine nur schwach durchhelltem Nebel verschwimmende
bringen trennt. Ihn den Zeitgenossen als genialen
Rollen aus dem Unbewußten heraus mit packende
menschliche Schatten verheißen eben so deutlich die mystischen
Menschen aufreden wollen, heißt ihm die zweifel¬
schaft gestaltet. Tiefer Widerwille erfüllt sie g
Wonnen eines unergründlichen Symbolismus wie das
hafteste Liebe thun, die man einem Manne von
Unlauterkeit der modernen Bühnendichtung, und
Gigerl, das Monocle am Auge, den Sectkelch in der Hand,
nur erhebend wirkende, classische Gestalten verkörp
Talent erweisen kann.
oder das Rauchwirbel in die Luft blasende, weit in den
aber der Kuß des Geliebten — der kein Recht ha
Egon Zweig.
Fauteuil zurückgelehnte Dämchen pikante Unterhaltung
zu werben — die Leidenschaft in ihr erweckt, die
verspricht. Aber was sind diese doch nur den Grund¬
unpersönlich, nur aus der künstlerischen Inspirch
ton des Gebotenen andeutenden Illustrationen gegen die
Augenblickes heraus dargestellt, da fühlt sie sich de¬
Notizen.
vollinhaltlich gegliederte dieser „Magdalena“, deren Name,
Dienstes im Musentempel nimmer würdig, und
(„Mazdalena“, Roman von Maximilian von Rosenberg.)
ohne die Correctur des Bildes, leicht zur Irreführung
flüchtet sie, in Emilia Galotrischer Furcht vor sich
Berlin 1901. Alfred Schall. — Der Bildschmuck auf den
werden könnte. Rechts erheben sich die so wohl bekannten
den Tod. Die Handlung ist nicht sonderlich geschich
Umschlägen der Bücher ist ein gar hübscher und nützlicher
Lilienstengel, deren Blüten — beileibe nicht geknickt — und die Zeichnung der Charakiere läßt — bis
Brauch. Nützlich, nicht nur in dem Sinne der Entwicklung
traurig halb gebeugt sind. Links ragen so üppig entwickelte
einiger Nebenpersonen — viel zu wünschen übrig,
eines neuen Zweiges von Kunst=Industrie, die manch auf¬
Rosenknospen, daß sie sich gleicher Größe mit den Lilien¬
den Briefen und Tagebuchblättern Magdolena's fi
strebendem Talente gar förderlich werden kann, sondern auch
kelchen erfreuen. Sie wachsen aus einem grünen Hügel
viele hübsch zutreffende psychologische Feinheiten.
als löbliche Orientirung für den Leser vor dem Bücher¬
hervor, auf dem sich — wohl eine Andeutung, daß die
rathen, daß der Verfasser Besseres bieten könnte.
Heldin ländlicher Abkunft ist — die Wurzeln eines Herzens
kaufe. Ein derart illustrirtes Deckblatt ist doch ein weit be¬
folge hatte diese Bühne mit der „Verwunschenen
Donnerstag, 30., „Die schöne Helena“.
Fre
Theater und Kunst.
„Das verwunschene Schloß“.
Prinzessin“ beifällig wurde auch die Operette „Die
(Repertoire des Raimund=Theaters.)
Im Raimund=Theater nahmen gestern Frl. Theren und
drei Wünsche“ ausgenommen, und nun folgt eines der
26. Mai, Nachmittags: „Der Pariser Taugenichts“.
besten Werke Millöckers: „Das verwunschene Sch
Herr Natzler Abschied, und es wurde ein sehr lebhafter, herz¬
„Die Ablösung". (Zu Gunsten des zu gründen
licher Abschied. Die Beiden waren Liebliuge des Publicums, das
das am Pfingstmontag zum erstenmal in Scene geht.
sionsfonds des Raimund=Theaters.) Abends: „Fra#
(Zu Gunsten des zu gründenden Pensionsfor
Im Raimund=Theater beschließt Herr Director
sich Costa's unverwüstlichen „Bruder Martin“ ohne die Beiden
Raimund=Theaters.) — Gastspiel der Tegernseer:
Gettke mit seinem Personal heute das Spieljahr mit dem
gar nicht denken kann Ueber die Gründe des Doppelabschiedes
27., zum erstenmal: „Der Proceßhansl“. —
Diens
Volksstücke „Die Schroederischen“ von Schrottenbach, der sich
sind wir nicht unterrichtet, aber er scheint sich im vollen
„Der Proceßhans!“
Mittwoch, 29., zum er
in Wien als dramatischer Schriftsteller ehrenvoll eingeführt hat.
Frieden zu vollziehen, sonst hätte man ihn nicht so stürmisch
Die schöne Millibäuerin von Tegernsee". —
Do
30., „Die schöne Millibäuerin von Tegernsee“. —
Montag rücken in diesem Theater die Tegernseer ein.
gefeiert. Blumen und Beifall gab es in Hülle und Fülle.
34, zum erstenmal: „Dem Ahnl sein Geist“.
Die Scheidenden waren selbstverständlich tief gerührt, aber
Das Kaiser=Jubiläums=Stadttheater hat
(Repertoire des Kaiser=Jubiläums=Stadtth
doch in einer Stimmung, welche ein baldiges Wiedersehen
heute sein letztes Repertoire für diese Spielzeit ausgegeben
Sonntag, 26. Mai, zum Besten der Armen de
in nahezu sichere Aussicht stellt. Es giebt ja jetzt mancherlei
Dienstag, den 28. d. M., spielt Frl. Barsescu di Wien: Nachmittags: „Aschenbrödel, oder: Der
Pantoffel“. Abends: „Ein ungeschliffener
Parthenta im „Sohn der Wildniß“, während Her
Tausch zwischen den Wiener Theatern; man tauscht Stücke
„Frühere Verhältnisse". „Eine Vorlesung bei der
nd Künstler. Da haben Abschiedsthränen keine Bedeu¬
Benke in dieser Vorstellung als dritte und letzte Gastz
meisterin“. — Montag, 27., Nachmittags: „Asch
tung mehr.
rollezden Ingomar darstellen wird. Als Schlußvorstellung
oder: Der gläserne Pantoffel“, Abends: „Ein
Freitag, den 31. d. M., wurde Grillparzers Trauerspiel
schliffener Diamant“. „Frühere Verhältnisse“. „Eine B
Im Hofoperntheater kommt Montag, den 27. d. M.,
bei der Hausmeisterin“. — Dienstag, 28., „Der
„Sappho“ mit Frl. Barsescu in der Titelrolle gewählt,
„Die Fledermaus“ mit den Damen Forster, Pohlner¬
Wildniß". (Gastspiel des Frl. Agathe Barses
und auch in dieser Vorstellung findet noch ein Debut statt.
Mittwoch, 29., „Der Pfarrer von Kirchfeld“.
Beeth, Kaulich, Baier und von Thann und den Herren
Es wird nämlich in derselben Frl. Gisela Timony, die
tag, 30., „Ein ungeschliffener Diamant“. „Frühere
Schrödter, Naval, Ritter, Neidl, Felix, Schittenhelm, Preuß,
bisher in Heidelberg engagirt war, die Melitta spielen. —
nisse“. „Eine Vorlesung bei der Hausmeisterin“.
Breuer, Marian und Stehmann zur Aufführung. — Diens¬
31., letzte Vorstellung in diesem Spieljahre: „Soppho
Auch das Josephstädter Theater veröffentlicht heute
tag, den 28. d. M., „Der Bajazzo“ mit Herrn Leo
spiel des Frl. Agathe Barsescu.)
das letzte Repertoire der Saison. Director Jarno kann aus¬
(Repertoire des Theaters in der Joseph
Slezak als Canio. Die übrigen Rollen sind im Besitze der
rufen: „Ende gut, Alles gut.“ Der lustige Schwank „Die
Von Sonntag, 26., bis Donnerstag, 30. Mai: „Die
Frau Gutheil=Schoder und der Herren Demuth, Neidl und
Herren Söhne“ wird am 30. d. M. als Abschiedsvorstellung
Söhne". (Gastspiel Alexander Girardi und Hansi Ni
Preuß. Hierauf: „Die rothen Schuhe“. (Als Gast
des Herrn Girardi und der Frau Niese gegeben.
tritt die Mimikerin Fr.. Armida Gotti auf.) — Mittwoch,
Herr Director Gabor Steiner hat die einactige Operette
Theater von heute.
den 29. d. M., „Die Königin von Saba“ mit den
„Heinzelmännchen“ von Otto Stoklasser und Luvwig
K. k. Hofburgtheater. „Die Mütter“. (Anfang
Damen Sedlmayr, Elizza, Kurz und den Herren Schrödter,
Bruckner, Musik von Emil Korolänyi, zur Aufführung in
K.
k. Hofoperntheater. Margarethe
seinem Sommertheater angenommen.
Demuth, Hesch und Stehmann.
(Anfang
7 Uhr.) — Deutsches Volkstheater
Vor nunmehr fünfzig Jahren — am 26. Mai 1851 —
Star“. (Anfang 7½ Uhr.) — Carl=Theater.
(Repertoire=Entwurf des Hofburgtheaters.)
ging im Hofburgtheater „Der Damenkrieg“,
lienische Opern=Stagione.) „II Barbiere di Siviglia“
Sonntag, 26. Mai, geschlossen. — Montag, 27., „Der Ver¬
fang 7½ Uhr.) —
Raimund=Theater. „Die Sch
schwender“.
Lustspiel in drei Acten von A. E. Seribe und E. Legouvé,
Dienstag, 28., „Rosenmontag“.
Mitt¬
schen“. (Anfang 7½ Uhr.) — Kaiser-Jubiläums=
woch, 29., „Die roihe Robe“. — Donnerstag, 30., „König
in der Uebersetzung von Heinrich Laube zum erstenmal in
theater. „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“.
Richard II.“
Scene. Das reizende Lustspiel wurde von den Mitgliedern
½ Uhr.)
Theater in der Josephstadt. „Die
(Repertoire= Entwurf des Hofoperntheaters.)
des Wiener Hofburgtheaters bis 6. Juni 1885 75 mal
Söhne“ (Anfang 7½ Uhr.)
Jantsch=Theaten
Sonntag, 26. Mai, „Götterdämmerung". (Bei aufgehobenem
braver Ehemann“. (Anfang 7½ Uhr.) — Sommer#
Abonnement. Für das Pensions=Institut dieses Hoftheaters.)
gegeben, darunter einmal am 23. September 1853 in Olmütz
im „Englischen Garten“. „Die verkehrte Welt“.
Montag, 27., „Die Fledermaus“.
Dienstag, 28.,
und einmal am 21. September 1864 in Baden. Die fünfzigste
8 Uhr.)
„Urania“=Theaier. („Urania“=Park.)
„Der Bajazzo". (Canio, Herr Leo Slezak als Gast.) Hierauf:
Aufführung fand am 2. April 1869 statt. Wir erinnern an
5½ Uhr:
„Aus der guten alten Zeit". Lebende
„Die rothen Schuhe". (Frl. Armida Gotti als Gast.)
die Besetzung einzelner Rollen des „Damenkrieg": Gräfin
graphien. 8 Uhr: „Die schönste Stadt der Erde (G
Donnerstag,
Mittwoch, 29., „Die Königin von Saba“.
tinopel)“. Lebende Photographien.
30., „Wilhelm Tell“. (Arnold, Herr Leo Slezak als Gast.)
von Autreval: die Damen Peche, Parrod aus Schwerin,
Freitag, 31., „Don Juan“. (Don Jnau, Herr Theodor
Bürndorf aus St. Petersburg, Gabillon, Schönfeld; Leonie
Theater von morgen.
Bertram als Gast.)
Samstag, 1. Juni, „Excelsior“
von Villegontier: die Damen Louise Neumann,
(Frl. Armida Gotti als Gast.) — Sonntag, 2., „Tannhäuser“.
K. k. Hofburgtheater. Geschlossen.
K.
Boßler, Goßmann (14. Juni 1858), Preßburg, Schüler aus (Tannhäuser, Herr Leo Slezak als Gast.)
Montag, 3., operntheater. „Götterdämmerung“. (Anfang