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Der-Schlefen der Beatrice
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im Lauf der Zeit ein vollsaftiger, bald gemüthlich humoristi¬
an der Thür seines Hauses Knolen zu einem tragischen Ausgang später schürzen wollte,
ier, dem Geschenk des ebenist seine Sache. Aber in diesem Augenblick mußte er Farbel scher, bald jäh auffahrender Naturbursche geworden und sollte
mlich zu dem Dichter geeilt, bekennen. Was er dabei auf die Bühne bringt, ist ein Kunst=dementsprechend von der Direktion beschäftigt werden. Die
#nick, das er freilich mit dichterischen Farben umgiebt, aber! Beatrice war von Fräulein Triesch richtig aufgefaßt als
und in seiner Umarmung zu
ein weibliches Element, das, ohne es zu wollen, seine Um¬
rein reines Bild der Natur, wie wir es von ihm erwarten.
erschien ihr mächtiger als
Ihn reizte es, die Schuld Beatrices auf einen Punkt zu gebung verwirrt und vernichtet, als ein verzehrendes Feuer,
hrickt nicht, als Filippo ihr
das um sich frißt und für das entstehende Unheil nicht ver¬
ren Zügen ausmalt. Aber veriegen, wo ihr die Sühne sofort auf dem Fuß folgen mußte,
antwortlich gemacht werden kann. Je naiver man die Rolle
ßt, daß schon die ersten harm= um die Handlung des Dramas zur äußersten Kürze zu¬
spielt, je freier man sie von aller Koketterie und Berechnung
sammenzupressen. Der Liebeslust, die in seinem Schlo߬
dem sie nippen, das Ende
hält, desto besser wird man die Absichten des Dichters wieder¬
ng zum Leben unaufhaltsam garten tobt, macht der Herzog ein Ende, als er beunruhigende
geben. Fräulein Triesch lieh ihr als moderne Charakter¬
st ihr nur eine Tändelei ge= Nachrichten vom Feinde erhält. Er fragt nach seiner Ge¬
spielerin etwas von „moral insanity“ und legte dadurch
Filippo betrogen. Er will mahlin und sieht sie endlich ohne Schleier wiederkehren. Als
einen Zug hinein, der namentlich in der Scene fesselnd wirkte,
der erkennt, daß sie ihr Fernbleiben mit einer Lüge zu ent¬
s sie trotzdem bleibt, leert er
als Beatrice vom Herzog zum ersten Mal angesprochen wird.
schuldigen sucht, erklärt er sie ihrer herzoglichen Würde für
nd stürzt entseelt zur Erde.
Herr Kayßler gab als Herzog dieser Rolle das Ver¬
verlustig und verurtheilt sie zum Tode durch das Schwert.
steren Weg folgen, aber der
Schon scheint ihr Schicksal besiegelt zu sein, als sie im Wahn=wöhnte und Herrische, das Rasche und Leidenschaftliche das
en geschüttelt stürzt sie mit
ß dem Gemach, wo sie densinn der Verzweiflung die Hand des Fürsten ergreift, um ihn uns das leicht Aufwallende des Gefühls und den plötzlichen
zu der Stätte zu führen, wo sie den Schleier verloren hat. Entschluß der Heirath mit dem einfachen Bürgermädchen be¬
d der Dichter von dem Geist] In Filippos Gemach findet der Herzog hinter dem Vorhanggreiflich machte. Die Ausstattung, die das Drama im
sicher geleitet hat, offenbar die Leiche des Dichters. Wie er erschüttert die Wahrheit Deutschen Theater gefunden hat, verdiente bei der Inscenirung
der Gärten, bei Filippo und dem Fürsten, sowie des Bildes
in dem Italien des sech=durchschaut und, ohne Kraft zum Strafgericht, über das
lter der ungebrochenen Tem= Räthsel dieses Weibes nachsinnt, empfängt Beatrice den von Bologna mit der sich verengenden, von Säulengängen
Todesstoß von der Hand ihres Bruders. Beim grauenden eingefaßten Straße, wie man sie dort noch jetzt überall findet,
Antriebe in Kopf und Herz,
seinmal erkannte Ziel los= Morgen stürzen alle dem Feinde entgegen, der sich vor den die Anerkennung des Publikums.
E. 8.
Thoren zum Angriff erhoben hat.
wollen und für eine Krone
Das Stück ist reich an Schönheiten, wie sie der Dichter
Luft, als über die Höhen des
Die Luiseninsel.
bisher nicht erreicht hat, und sie prägten sich bei der Auf¬
Ptlich zu umschmeicheln, und
In dem schönen Aufsatz „Zum 10. März“, dem das Herz
führung der Phantasie des Publikums tief ein Aber es
uns in Wien, wohin es den
enthält daneben ein Gewirr von Motiven, das sich schwer aus= jedes Berliners freudig zugestimmt haben wird, sagt der ge¬
thlich zurückgezogen hat. So
t seiner Beatrice auch macht, einanderknüpfen läßt und auch von den Schauspielern nicht ehrte Verfasser, Ernst von Wildenbruch, er wisse nicht, wann
in ihren Gefühlen hin= und verständlicher gemacht wurde. Herr Rittner spielte den der kleine Gedenkstein auf der Luiseninsel errichtet worden sei.
Da die Frage einmal angeregt ist, darf ich mir wohl erlauben,
Dichter Filippo, in dem sich die ganze Welt zum Schönheits¬
sich vom Traualtar und der
gefühl und zur Liebessehnsucht abklärt, trocken und mürrisch,
sie mit einem Citat aus Milas „Berlin“ (1829) zu be¬
S hinweg zu dem Geliebten
ohne Spur von Schwung und Wärme, wenn das Gefühl auf=lantworten. Dort heißt es (S. 427): „Nach einer dreijährigen
d nimmer. Nachdem sie den
wallen soll, und ohne Größe und Ergriffenheit, wenn der Entfernung kam der König mit seiner Gemahlin am 23. De¬
fordert und erreicht hat, muß
Tod sich über ihn neigt. Aus dem Liebhaberfach ist der zember 1809 nach Berlin unter dem frohen Jubel aller Ein¬
esens, das nicht weiß, was es
Künstler allmählich so entschieden herausgewachsen, daß es wohner zurück. ..
Zur Erinnerung an diese Rückkehr des
n. Den Roman ihres Lebens
keinen Zweck mehr hat, ihn und das Publikum mit solchen! königlichen Paares ließen die Bewohner des Thiergartens auf
Gebieterische des Weibes, dem
Aufgaben immer wieder in Verlegenheit zu bringen. Das der Südseite des Waldes, an der chaussirten Allee, die vom
hre ganze Seele aus. Sie hat
bh auskosten ohne Spur von Zarte und Empfindungsvolle bringt er in den Worten nur Potsdamer Thor zum Hofjäger führt, und die man gewöhnlich
hannt hat, welche dämonische noch mechanisch hervor, wie Etwas, das ihn geradezu ärgert, Königsweg heißt, eine kleine Insel, die Luiseninsel ge¬
usübt. Wie der Dichter den und mit dem er möglichst schnell fertig werden will. Er ist nannt, mit Gesträuchen, Blumen und einem kleinen mar¬