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14. Der Schleien der heatrice
Usgruntn
lität zerfressen, jene verhängnisvolle und heute so stark ver¬
vorgegangen ist. D
der Schleier der Beatrice.
breitete Sucht, auch für die edelsten Regungen der Menschen¬
seiner Eigenart nich
Schauspiel in fünf Akten von Arthur Schnihler.—
seele irgend einen unedlen Beweggrund in jenem geheimnis¬
daß sie mehr gewol
vollen Dunkel aufzuschnüffeln, das das ewige Lebensmotiv,
In Szene gesetzt von Carl Hagemann.
Anatolschöpfer mehr
den unvergänglichen Rhythmus des Daseins umhüllt und um¬
ther ist ein melanch
Im Deutschen Schauspielhaus zum ersten Male auf¬
hbüllen soll. „Was im Dunkel ist, soll im Dunkel bleiben,“
geführt am Sonnabend, den 2. September.
Bologna wie in ein
hat ein wirklicher Künstler, Turgeniew, einst warnend aus¬
Egoistisch, charaktersch
Ein Werk voll nachdenklicher Verworrenheit, voll
gerufen, der zeitweilig die Gefahren des modernen Psycho¬
kraft und selbst untre
Schwäche und Trübseligkeit, die in prangenden Renaissance¬
logismus an sich selber erfahren hatte. Ein außerordentlich
Geliebten, eines noch
gewändern gespenstisch umherspuken. Es gilt als die be¬
wahres Wort, das den Willen der Natur erkennt und respek¬
von wunderbarer S
deutendste Leistung des Wiener Autors, der als realistisch¬
tiert! Aber nur wirkliche Künstler besitzen die Instinktsicher¬
für sie plötzlich erlösch
poetischer Lebemann begann („Anatol"), und dann Erotiker
heit und Wesensgesundheit, die Berechtigung dieser Warnung
Das junge Ding hat
und Lyriker wurde. Als solcher hat er, gleichzeitig mit der
zu erkennen und sie zu befolgen, — selbst jene, die man Hu¬
des Herzogs von Be
Neuromantik kokettierend, mit besonderer Sorgsun die
moristen nennt. Die Frivolität ist in gewisser Weise die
logna eingezogen ist,
Liebesenttäuschung, den erotischen Katzenjammer studiert.
Kehrseite und das Zerrbild des Humors. Wenn es zutrifft,
Borgia zu verteidig
Von Beruf ist Schnitzler Mediziner; in seiner Dichtung
daß der Humor die Frucht und die höchste Form der Ent¬
Traum! Das leicht
könnte man ihn als Spezialarzt für erotische Katzenjammer¬
sagung ist, so ist die Frivolität die Ausgeburt seelischer und
läßt den Dichter seh
zustände bezeichnen. Er ging in dieser Beziehung bis zur
körperlicher Müdigkeit; sie soll die Abnahme der Lebenskräfte
bewegung. Und ihr
faunischen Fivolität (im „Reigen"); und diese Frivolität
durch Reizmittel ausgleichen. Auch der Humor Schnitzlers
stark verwässerter Do
ist, wenngleich minder offenherzig und oft mit sentimentalem
ist schließlich ein Talmiprodukt. Ihm fehlen freilich die ge¬
verliebt sich in die j
Einschlag, der Grundzug auch seiner späteren Dichtungen.
nerativen Voraussetzungen für das Vorhandensein der auf¬
nicht anders will, zu
Die gern Schleichwege einschlagende Spitzfindigkeit in der
bauenden Instinkte und so kann man ihm schließlich die Trieb¬
Weise freilich). Eben
Behandlung der Probleme und die halbseidene Lyrik in
kräfte nicht zum Vorwurf machen, denen seine Werke ent¬
junge Ding sofort na
seiner Sprache können darüber nicht hinwegtäuschen. Die
stammen. Zu bedauern ist nur, daß sie einen so großen Ein¬
Geliebten zurückzuke
eindeutige Zweideutigkeit seiner ersten, mit feuilletonistischer
fluß auf das falsch gegängelte Publikum gewonnen haben,
Filippo jedoch die P#
Bravour hingeworfenen Szenen ist in den späteren anspruchs¬
denn ihre Wirkung geht stets in der Richtung des Verfalls,
Lebenslust sehr ener
voller auftretenden Werken durch eine verschwommene Viel¬
des Niederganges und der Auflösung.
mahl. Nun ja, Schn
deutigkeit ersetzt; sie steht zu ihr etwa in jener Beziehung,
Auch dem gestern aufgeführten Werk des elegisch=pessi¬
halb kurzerhand: jede
in der nach einem vielgebrauchten Worte das Alter betagter
mistischen Nur=Erotikers mangelt es an spezifischem Gewicht.
Erkenntnis, die Fili
Betschwestern zu ihrer Jugend steht.
Klarheit, Bestimmtheit, Weitblick, Größe der Auffassung
sein stets an Empfin#
Sicher möchte Schnitzler, der sich in der Sprache dieser
fehlen seinem verworrenen und allzu feinen Gespinst ganz
und mit plötzlichem
Schleiertragödie sogar mit Shakespeare zu wetteifern erkühnt
und gar. Halbheit und Dunkelheit sind die Grundzüge der
Mord, was man
oder wenigstens mit dem von Schlegel verdeutschten
schleierhaften Historie; und in die Finsternis, die die unsicher
liener zutrauen würd
Shakespeare — und dabei unglaublich unsolide und hölzerne
gehandhabte Blendlaterne des nervösen Autors aufhellen will,
lippo ist nämlich gar
Verse gebaut hat, gern etwas Abschließendes darstellen und
fallen nur unbestimmte Lichter, die blenden statt beleuchten,
karnation Anatols;
die summarische und kühne Zusammendrängung der alten
Verwirrung schaffen statt Klarheit. Das Milieu und die
Poeten avanciert, des
Historie geben, die mit Adam und Eva im Paradiese anhub.
Kostüme gehören der Renaissance an, aber das Motiv und die
werden dürfen, weil e
Aber dieses Vorhaben ist ihm so wenig geglückt, wie die Verje,
Psychologie des Stückes sind so modern, wie die modernen
soll, die den müßig
so nüchtern, schematisch und ratlos muten die Fabel und die
technischen Erfindungen, ein Luftschiff, ein Gleitboot. Auch
wenn er derartige E
Führung der Handlung an, die letzte Erkenntnisse versinn¬
so errechnet. Nur ist die Rechnung nicht so genau und zu¬
lerischen Unwert der
bildlichen sollen, sie aber nur allegorisieren. Wenn der Arzt
verlässig, weil es sich eben um Unwägbarkeiten hanbelt. Mo¬
mag.
Schnitzler den Menschen des Dichters gleichen Namens den
derne Kaffeehauspsychologie auf die Zeit der Borgia und der
Diese Wendung
Puls fühlen wollte, müßte er erkennen, daß er lauter Golems
Bentivoglio angewandt!
des Stücks zu Allegor
vor sich habe, nichts als Konstruktionen. Und das ist be¬
Schnitzler will in seinem Stück das Verhalten der beiden
raffiniert und vielse
dauernswert, denn im äußerlichen Sinne kann er nicht wenig;
durch Werther und Don Juan charakterisierten Typen des
Dichter; er klügelt nich
er hat Scharfsinn, Menschenkenntnis und die Fähigkeit, die
männlichen Wesens dem Weibe gegenüber zeigen, das für
losigkeit genießen, wa
Stimmung eines Milieus hinreichend auszuschöpfen. Aber] ihn halb Dirne, halb Göttin ist, aber beides in kindlicher Un¬
er kann der lähmende
den Kernpunkt schöpferischen Vermögens hat ihm die Frivo= bewußtheit. Schon diese Aufstellung zeigt, wie schematisch er Als er beschließt, Be#
Jac C.