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dem
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Der Schleier der Beatrice
Dogani t „ Cr — 0
hat und nunmehr dem Sozialdemo¬
in die Pontons stieg, um auf das serbische Ufer zu über¬
die Hakenkreuzler sofort
esen hat, als er das Eigentumsrecht setzen, da gelangte Major Hiltl nur bis zur Türkeninsel.
Verwirrung getrieben wird, nicht wissend, daß sie selbst in
Tode treibt, von Untreue zu Untreue schreitet, von Philippo
nd Wissen.
Loschi zum Herzog, zum ehrsamen, beschränkten Handwerks¬
gesellen Vittorino=Brackenburg, und wieder zum Herzog
ier der Beatrice.
und wieder zu Philippo, dem selbstquälerisch und anspruchsvoll
rung im Burgtheater.)
analysierenden Dichter, und wieder zurück zum Herzog aus
dem Hause der grausamen, prächtigen und hochgemuten Beuti¬
ollte mit dieser um fast ein Viertel¬
voglio. Keinerlei Absicht ist in dieser Beatrice. Aber Weibtrieb
Erstaufführung von Artur Schnitz¬
nach der Liebe des hohen Geistes, nach der Wollust des Glanzes,
l erweisen, daß es sich noch Dinge
Sehnsucht nach treuer Sorglichkeit — wenn sie müde ist,
ithers Zeit nicht wagte. Freilich
zerbricht eine Dichterleidenschaft, eine Jünglingstreu# eint#
der Beatrice“ war nämlich um die
Fürsten Genußfreude, versinkt ein Weib in Wahnsinn, gang
Burgtheater fest angenommen —
ohne Laster und Frevelhaftigkeit, tötet drei Männer und sich
beil damals in diesem reichen Pracht¬
selbst durch die Hand des Bruders Francesco=Valentin, der
#er durch Schnitzler, Weininger und
„ein Soldat und brav“.
shenen Renaissance manches als sehr
unden wurde, was heute dieses Reizes
Schon in dem Augenblick, da die hochbegabte Hilde
flungen von Renaissance sind heute
Wagener als Beatrice so ahnungslos munter von der
vor fünfundzwanzig Jahren in einer
geistigen Umnachtung ihres Vaters plaudert, deren dunkle, bei
obineau beeindruckten Zeit, Theorien
ihrer Mutter und deren Freund liegenden Ursachen sie nicht
echtswesenhaftigkeit des Weibes er¬
ahnt, hatte die Künstlerin die jenseits von Gut und Böse
ertriebenheit veraltet, Sexualwunsch¬
stehende Naturhaftigkeit dieses Uncharakters erfaßt und aus¬
zlos altbekannte Wahrscheinlichkeit.
gedrückt und hielt sie mit sicherer Kunst bis zum letzten Augen¬
it ist uns heute aber auch Artur
blick fest. Nur etwas zu deutsch, ein klein wenig zu tief ins
hende Auffassung von der erotischen
Traumhafte ins Transzendentale übersetzt war Hilde
r, die der Triebhaftigleit des Weibes
Wageners liebliche, unleidenschaftliche Beatrice. Raoul Aslan,
dhaftigkeit andichtet, am Manne aber
dessen Sprachkunst eine einschmeichelnde Dolmetscherin
hkeit in seinen erotischen Forderungen
jambischer Verse war, hatte als Herzog das große Format in
ue aufweist und die landläufige
renaissancehaften Maßlosigkeiten, auch in denen der Geckerei,
nich aber in der Leidenschaft der Erotik, wie denn überhaupt
g, den das Schauspiel im Burgtheater
leider, leider, auch das Orgiastische der letzten Liebesnacht des
dankt es also der ganzen Sachlage
Volkes von Bologna im vierten Akt herzlich schlecht gelingt.
er Problematik, sondern deren rein
Ein hochgeistiger Selbstgeißler und überfeinerter Schöngeist
ponierung, seinem Reichtum an
war Ludwig Andersen als Dicher, fein abgestimmt in
die im farbenfreudigen Gewande der
Glück und Qual, und Frev Hennings gab den Andrea in
nd durch das Milieu selbst, aber auch
seiner einzigen großen Szene mil prachtvoller Geschliffenheit.
Milieu künstlerisch gemäßen strengen
Noch wären Viln.a Aknays hyst-rische Courtisane Zukrezia,
er Architektur gehoben wird. Nicht
Fritz Straßni, Hilde Wall und Phlipp Zeska zu er¬
höne Erfolg bedingt durch den ernsten,
wähnen. Alfred Lohners Bruder Fran#esco war wohl etwas
der aus dem persönlichen Einstehen
zu eintönig knallig. Sonst aber sind da nur noch viese schöne,
n Dichters für das alte Werk seiner
stattliche und reich kostümierte Figuren im Spiel.
chs.
Auf das Optische hat sich diese Erstaufführung des
er ist Requisit zur Aufdeckung ihrer
Burgtheaters ja mit großer Sorgfalt und auch mit besonderem
ist aber auch Symbol der geheimnis¬
Geschick verlect. Remigins Verling schuf Bühnenbilder,
er kindlichen Unverantwortlichkeit, mit
nicht ahnend, daß sie vom Dichter inüppig, leuchtend, raumtief und dem inneren Aufbau des Werkes
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Decke in die Badewanne. Die Glühlampe
zerbrach und es entstand Kurzschluß, wobei der Badende
vom Strom sogleich getötet wurde.
entsprechend mit reicher Architektur. Nicht wie man einmal
Illusion schuf am Burgtheater, etwa durch Aufbau eines
archäologisch nachgeahmten, detailfrohen gebäudeprangenden
Forums, sind diese reichen und prangenden Bilder Palazzo und
Straße, Schloßhof und Wohngemach gestellt, und die Illusion,
die sie schaffen, kommt nicht aus dem Musealen, sondern aus
dem echt Musischen, das Stimmung und Rhythmus der
Dichtung sichtbar gestaltet, des Dichters letzter Weisheit vom
innersten Fühlen der Renaissance:
„Des Lebens Maß ist Fülle und nicht Zeit,
Der nächste Augenblick noch ist unendlich weit“
liebevoll nachspürend vor Augen stellt. Otto Koenig.
Eine wienerisch=chinesische Oper. Der Wiener Kom¬
ponist Rudolf Tlascal hat in sibirischer Kriegsgefangen¬
schaft nach einem chinesischen Märchenstoff eine drejaktige Oper
„Sang=Po“ geschrieben. Betrachtet man das Werk, das im
großen Konzerthaussaal jetzt seine szenische Uraufführung er¬
lebte, von dem Standpunkt aus, daß es die Arbeit eines
Künstlers ist, der nur unter den allergrößten äußeren und
inneren Schwierigkeiten schaffen konnte, ist es aller Aner¬
kennung wert. Verlangt man aber ein Kunstwerk, das in das
zeitgenössische Opernschaffen eingereiht werden soll, so kommt
Tlascals Oper dafür nicht in Betracht. Der Stoff, die Ge¬
schichte eines Don Juans im Osten, ist wenig dramatisch.
Sang=Po liebt Lu, deren Gatte das Paar überrascht und das
ehebrecherische Weib tötet. Im Tempel der Gottheil erscheint
die Gestalt der Getöteten dem verzweifelten Liebhaber, der
Dämonen zum Opfer fällt. Diese dürftige, von R. E.
Burgssun in drei Akte auseinandergezogene Handlung
ist von einer Musik umkleidet, die weniger im chinesischen,
sondern im japanischen Kolorit gehalten ist, das Puccinis
„Butterfly“ (die übrigens öfter wörtlich zitiert wird) der
europäischen Musik dienstbar gemacht hat. Tlascal liebt viel
Klanggebimmel, häuft Celesta, Harse und Schlägtherk in un¬
erträglichem Maße, zeigt dagegen wenig Erfindung. Zwei
Themen, die einprägsam sind, sollen chinesisches Volksgut sein.
Bei Szenen dramatischer Erregung denkt man an Wagner;
allerdings fällt der Komponist stets bald wieder in süßliche
und weiche Lyrismen zurück. Manche Stelle klingt gut, manchmal
ist ein Ansatz zu einer Melodie, aber fehlender Formensinn
läßt seinen geschlossenen Eindruck entstehen. Immerhin wirkt
das Stück eben wegen seines cxotischen Rahmens auf den