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14. Der Schleier der Reatrice
Telefon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
95
JODSEKVEN N. 68
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: fieng Freie gn
vom 17/] G 1000
„Der Schleier der Beatriee.“
Die Herren Hermann Bahr, Julius Bauer, J. I.
David, Dr. Robert Hirschfeld, Felix Salten und
Ludwig Speidel veröffentlichen nachstehende Erklärung:
„Die bereits vor mehreren Tagen verbreitet gewesene Nachricht,
das Schauspiel „Der Schleier der Beatrice“ von Arthur Schnitzler
sei vom Burgtheater abgelehnt worden, hat mit Rücksicht darauf,
daß dieses Werk bereits durch längere Zeit für angenommen galt,
zu verschiedenen befremdlichen Vermuthungen Anlaß gegeben. In
Folge weiterer, einander widersprechender Mittheilungen fanden
wir uns bestimmt, uns mit diesem Falle näher zu beschäftigen.
Wir sehen uns nun genöthigt, zur principiellen Wahr¬
nehmung der Autorenrechte in der vorliegenden An¬
gelegenheit das Wort zu ergreifen und den Sachverhalt dar¬
zulegen.
Porto
Zu Anfang des December 1899 hat Herr Arthur Schnitzler
Zahlbar
sein eben vollendetes Werk noch in Manuscriptform dem Burg¬
n Voraus.
theater eingereicht. Der Director des Burgtheaters, Herr Dr.
Paul Schlenther, hat nach der ersten Lectüre des Stückes keine
je ist das
(Bedenken gegen dessen Aufführbarkeit erhoben, vielmehr eine vor¬
cht es den
gläufige Rollenbesetzung eigenhändig in das Manuscript eingetragen
und einige ihm nöthig erscheinende Striche angebracht.
Bei einer bald darauf erfolgten Begegnung dankte Herr thaltend die
[Director Schlenther dem Verfasser mündlich für die Uebersendung
Morgen¬
ier Zeitung“)
jdes Stückes, besprach einige Besetzungsfragen, doch nahm er auch
stliche Leben
gin dieser rein privaten Unterredung keinen Anlaß, ein Bedenken
Hittheilungen
ggegen die Aufführbarkeit des Stückes am Burgtheater zu äußern.
Hierauf erfolgte die Uebergabe der gedruckten Exemplare, und
beiläufig sechs Wochen später empfing Herr Arthur Schnitzler
äter dem Datum des 13. Februar 1900 nachstehenden Be¬
scheid von der Hand des Herrn Dr. Schlenther: „Lieber
Dr. Schnitzler! Anbei das Resultat meiner ersten flüchtigen
Durcharbeitung. Nicht alle meine Striche sind mir selbst schon
zweifelsohne. Am strittigsten wol die Weglassung des Andrea.
Freundschaftlich warnen möchte ich Sie vor dem Deutschen Theater,
das bei seinem jetzigen Personal, ohne Kainz und Sorma, der
Riesenaufgabe nicht gewachsen ist. Uebrigens würde ich die Erst¬
aufführung am Burgtheater zur Vorbedingung der Annahme
machen. Ich glaube, nur das Burgtheater kann dieses Stück
spielen. In Berlin allenfalls die Hofbühne. Filippo Christians,
Herzog Matkowski, Beatrice Poppe. Unsere relativ beste Beatrice
wäre doch wol Fräulein Witt. Mit herzlichem Gruß 2c. 2c.“
In Erwiderung darauf ertheilte Herr Arthur Schnitzler
wenige Tage später dem Burgtheater, nebst seinem principiellen
Einverständniß zu Strichen und Aenderungen, das gewünschte
Recht der Erstaufführung und erbat, wie sich das in solchen
Fällen von selbst versteht, einen Aufführungstermin, vor Allem
aber, behufs Erledigung der zur Darstellung des Wierkes nöthigen
Besetzungs= und Aenderungsfragen, eine baldige Unterredung mit
dem Director.
Vier Monate lang ist Herr Arthur Schnitzler auf dieses in
der Zwischenzeit erneuerte Ansuchen ohne Antwort geblieben, mit
Ausnahme einer einzigen, erst Anfangs Juni eingelangten Karte,
in welcher der Director mittheilt, er werde sich „diese Tage zum
drittenmale an das Studium des Stückes machen“ und den Autor
ersucht, „seine hart auf die Probe gestellte Geduld noch einige
Tage laufen zu lassen“.
Erst am 18. Juni erhielt Herr Arthur Schnitzler eine
Schreiben des Directors, worin dieser nunmehr Bedenken gegen.
die Erfolgsmöglichkeit des Stückes erhebt und nach ausführlicher
Darlegung derselben dem Verfasser proponirt: „Warten bis
zum Frühjahr! Sehen, wie dann die Constellation am Burg¬
theater ist.“
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