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Reigen
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Saner Met
(Einführung von Gerichtsinspektoren.) Wt6 1927
das „Prager Tagblatt“ meldet, plant das Justzmi¬
nisterium die Einführung von Gerichtsinspeitoren,
wie sie bereits im früheren Österreich bestanden
haben. Nur sollen die Gerichtsinspektoren nicht mehr
Staatsbeamte, sondern Vertragsbeamte sein. Die
vom gewesenen Justizminister Dr. Klein einge¬
führte Institution hatte sich bewährt, murde auch i
anderen Staaten nach dem Vorbilde Kleins einge¬
führt.
(General Pellé) ist in Rom eingetroffen und
reist am 7. d. aus dem Hafen Brindisi nach Kon¬
stantinopel ab.
(Budapests Einwohnerzahl.) Nach dem Aus¬
weis des statistischen Amtes betrug die Einwohner¬
zahl von Budapest nach der Volkszählung vom
1. Jänner 1921 925.724 Einwohner, also um
15.353 mehr als bei der Volkszählung vom 1. Jans
ner 1910.
(Marschall Pilsudski Ehrenbürger von Ver¬
dun.) Der Stadtrat von Verdun hat den Marschalle
rge
Pilfndski und Petain das
verliehen.
(Der nige Bürgermeister von Fiume.) Den
Advokat Salvator Bellasich ist fast einstimmig
zum Bürgermeister von Fiume gewählt worden.
(Auslieferung eines deutscher Schnelldampfers
an England.) Der neue deutsche Schnelldampfen
„Tirpitz“ (19.300 Tonnen) wurde gestern in Im¬
mingham übergeben.
(Bei einem Erdbeben in Tehnantepek) in Me¬
xiko sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen
und es wurden große Schäden verursacht.
Theater, Kunst und Literatur
(Vereinigte deutsche Theater.] — Deutsches
Ihn Dialoge von
Schauspielhaus.) „Reigen.“
Artur Schnitzler. Nun ist auch st#u diese ältere Ar¬
beit des Dichters die Bahn frei fgemacht und die
Zuschauer können sich durch den Augenschein über
den litergrichen Wert und die Bühnenberechtigung
des viel umstrittenen Werkes ein Urteil bilden,
Schnitzlers Kraft liegt im leichten Dialog und der
Causeur verleugnet sich auch in diesen zelmn Bild¬
chen nicht, deren Gestalten leicht an uns vorüber¬
gleiten. Dirne — Soldat — Stubenmädchen
junger Herr — junge Frau — Ehegatte — Süßes
Mädel — Schriftsteller — Schauspielerin — Graf
Dirne runden sich zum Reigen, Anfang und Ende
begegnen einander und schließen sich zur Kette.
Von dem tiefen poerischen Gehalt, din einige Beur¬
teiler aus diesen, der animalischen Pointe zustreben¬
den Szeuen herauswittern wollen, ist allerdings
blutwenig zu verspüren, die zwei Auftritte: Schrift¬
Graf
steller — Schauspielerin, Schauspielerin

versinken im Schlamm und der Abschluß: Graf
Dirne ist geradezu brutal. Die Szene ist immer
bloße Wirklichkeitsschilderung, die auf den gleichen
Zentratzunkt lossteuert. Es sind also Variationen
desselben Themas, die nur durch das verschiedeng
Milien, in dem sie sich abspielen, bedingt sind, wo¬
bei sich die Frau nie als Weib, sondern stets als
Weibchen gibt. Um die charalteristische Ausgestal¬
tung der fünf Vertreterinnen der Frauenwelt, die
im Grund auf denselben Typus zurückgehen, mach¬
ten sich die Damen Kadlé, Witzmann, Ka¬
roly Gerl und Meller sehr verdient, aber auch
das starke Geschlecht, das im entscheidenden Moment
schwach wird, war nicht minder gut durch die Her¬
ren Andersen, Götz, Zeisel, Wail und
Schönhhoff vertreten. Die Regie besorgte in um¬
sichtiger Weise Direktor Dr. Beer. Die Zuschauer
lohnten den Darstellern durch Beifall die aufge¬
8.
wandte Mühe

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