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11. Reigen
Zweites Blatt der Abendausgabe der Königsberger H#
Nr. 570.
rdert, and e
Jahresbeitrag zu zeichnen. Da aber durch die Veranstaltungen
W
trittskarten zum Pressefest am 10. d. Mts. sind möglichst bald in
auch die Allgemeinheit in den weitesten Kreisen Anregung und För¬
herausstellt
derung empfängt, so sind Geistliche und Nichtgeistliche in
unserer Lokalredaktion von 9 bis 2 Uhr abzuholen.
Kronprinze
Königsberg und in der ganzen Provinz eingeladen, als Einzelmit¬
* Der Ban des Königsberger Künstlerhauses scheint nunmehr
* Ausg
glieder dem Verein beizutreten, und wir hoffen auf die Teilnahme
gesichert. Für sämtliche vermietbaren Büroräume, die hauptsäch¬
eine im zw
aller Künstler und kunstliebenden Personen in Stadt und Land. Daß
lich den Bau rentabel machen sollen, liegen bereits sehr wertvolle
Dames ihren
auch die Damen willkommene Mitglieder sind ist wohl selbstverständ¬
Anfragen vor, die sich auf Baudarlehen nach dem Muster des Han¬
Haustür sch
lich. Als Mindestbeitrag ist der Satz von 10,— Mark angenommen.
delshofes und der Messe gründen. Welches Verständnis das Künst¬
mit einem
Da dieser Betrag bei der heutigen Geldentwertung wenig b deutet,
lerhaus in Handwerkerkreisen findet, geht aus der Bemerkung eines
Schutzpolize
so hoffen wir. daß diejenigen, die nach ihren Vermögensverhältnissen
hiesigen führenden Malermeisters hervor: „Je mehr die Kunst eines
kleine Wur
dazu in der Lage sind, einen wesentlich höheren Beitrag zeichnen
Landes sich entwickelt, desto höher steht auch das Handwerk.“
Auch
Jäckchen un
werden. Das Halten der vom Verein herausgegebenen Monatsschrift
in weiten Kreisen der Bürgerschaft ist die Stimmung sehr günstig.
Flanellstoff.
ME
erkältet sind. — Auch die Besetzung von zehn Episoden, die im
abendliche
Neues Schauspielhaus.
Grunde Hauptrollen sind, bot mancherlei Schwierigkeiten. So ist
der Waldst
Helene Sauer eine fertige und gewandte Schauspielerin von
mystischerie
Arthur Schnitzlers „Reigen“.
ulkiger Natürlichkeit, aber nicht gerade ein ausgesprochenes Ideal
vom Auge
Nun haben wir die große Operation hinter uns. Sie ist, wie
für Schnitzlers junge Frau, die einen Schritt vom Wege macht.
delssohn
sich von selbst versteht, glücklich verlaufen. Die Sperrmaßregeln,
Annie Vara ist im ländlichen wie im städtischen Bett von be¬
kannte „Fr
die die Leitung unserer Kammerspiele gegen unerwünschte Gäste
rückender Deutlichkeit und göttlicher Grobheit; doch kann sie es nicht
klang es ##
durchgeführt hatte, haben sich bewährt. Die letzte bestand darin,
verhindern, daß man sich Schnitzlers Primadonna ein wenig nobler
oder Rokok
710
daß man sich „mit Rücksicht auf den Charakter des Stücks“ Beifalls¬
und großzügiger vorstellt. Werner Kepich legt allen Ton auf
inniges Ver
äußerungen verbat. Da nun niemand klatschen durfte, konnte auch
die Herzlichkeit des Dichters; sollte der Mann aber nicht noch einige
Napoli“
niemand zischen. Es wäre daher schwer zu sagen, wie dieser Abend
Töne mehr auf der Walze haben? Im allgemeinen haben es die
schwissige E
gewirkt hat wenn man es nicht schon — vorher gewußt hätte. Eine
Mannsen in diesen Zwiegesprächen leichter als die Frauen, die auch
ner. Teihn
völlig unbefangene Wertung des Werkes war überhaupt nicht mehr
seelisch in tiefem „Negligé erscheinen und meist ganz bestimmte In¬
die uns die
möglich, nachbem es seit einem vollen Jahr Gegenstand zahlloser
dividualitäten voraussetzen. Ausgezeichnet war Hans Peppler
erträglich i
Angriffe, seit einem Monat Mittelpunkt eines weitläufigen Ge¬
als Ehegatte und Egoist, der auch in zärtlichem Beieinandersein nur
zert auch n
richtsverfahrens und unendlicher Auseinandersetzungen geworden
sich selbst liebt, recht annehmbar Wolfgang Langhoff, dessen
der ungemei
war. Was hätte das für ein wunderliches Kunstwerk sein müssen,
stummes Spiel gut durchgearbeitet war, stramm und schneidig der
Fantasiefun
das nach solcher Reklame den unnatürlich gegipfelten Erwartungen
Soldat Max Friedrichs und liebenswürdig=fein Oskar Wal¬
Welt deutsch
noch standgehalken hätte! Nach den Sensationen von zwölf Mona¬
leck als Graf, der das letzte Bild aber doch nicht vor einer gewissen
ten konnte es in diesen zwei Stunden nur eine Art Enttäuschung
gedehnten Mattigkeit bewahren konnte. Frau Mößl=Friedrich
diesem Wint#
geben. Eine Enttäuschung darüber, daß die Geschichte so einfach ist
beherrscht köstlich den Wiener Dialekt, und das ist schon das halbe
wird, erschli
und daß man so viel Aufhebens davon gemacht hat. Die Neugier,
„süße Mädel“ — dieser trivialisierte, modernisierte und verwienerte
Anforge die
mit der man pflichtschuldigst hinkam, war bald gestillt, und jenes
Abkömmling der Gretchen und Klärchen. Erna König gab die
Die Mufik
nervenprickelnde Gefühl, Ungewohntes auf der Bühne zu sehen
Dirne Leocadia mit berufsmäßigem Stumpfsinn, während Marg.
fortreißenden
nein, angedeutet zu sehen, stumpft rasch ab. Stumpft ab gerade
Holtz=Walleck durch ihre herzig=gemütvolle Art das Bild im
nicht vor H#
durch die häufige Wiederkehr. Der Mensch gewöhnt sich an alles —
Wirtshausgarten zu einem Lichtpunkt des Abends erhob und auch
lität und ne
selbst daran, daß der Elektriker zehnmal das Licht ausschaltet (sym¬
in dem so anders gearteten dritten Bilde ihren Mann stand. Wal¬
Geheimnisse
bolischer Ersatz für Gedankenstriche). Und dann: Schnitzlers „Rei¬
lecks Regie, die sicher noch Direktor Rosenheim nach Möglichkeit
Meister wur
gen"*) ist nun einmal nicht für das Theater geschrieben. Die Tat¬
unterstützt hat, erfüllte und überflügelte alle berechtigten Ansprüche.
die Zugabe
sache, daß zehn Dialoge noch kein Drama machen, bleibt auch einem
Auch wenn der Sturm auf die Kasse vorhalten sollte, wird man
Schnitzler gegenüber in Kraft. Variationen über ein Thema können
Ein neu
es hierorts wohl bei einigen Anstands= und Pflichtaufführungen be¬
sehr geistreich sein, doch geraten sie in Gefahr, um so eher zu er¬
horns Nachf
wenden lassen. Und wenn der ganze Tanz um den „Reigen“
der
müden, je zahlreicher sie sind. Das Geistreiche ist hier aber im
Wege“ von
ursprünglich mehr für den Genuß im stillen Kämmerlein bestimmt
30, in Halbi
Buch greifbarer als auf der Bühne. Auf der Bühne müßte die Auf.
war als für den Massenverschleiß — in einem Jahre vergessen sein
ersten Mensch
„führung schon vollkommen sein — und das war sie weder im Kleinen
sollte, wird es uns recht sein
L. G.
dichterisch und
Schauspielhaus zu Berlin noch im Neuen zu Königsberg. Das ist
anschauung i
sie nur im Lande Utopien, wohin wir vorderhand nicht reisen
Te
tige zerspalte
können.
fangend von
Immerhin gab es hier ein paar die Wirkung beeinträchtigende
wir uns kün
Rus Kunft und Leben.
Aeußerlichkeiten, die sich bei den Wiederholungen leicht abstellen
zu gelegener
lassen. Einmal geht es nicht an, daß der Zuschauerraum den ganzen
sagen sein; f
Klavierabend Conrad Ansorge.
„Abend über in kymmerischem Dunkel liegt. Dazu sind die Ver¬
Hochschul
wandlungspausen zu häufig und zu lang. Die Selbsthilfe des Publi¬
ber der Hon#
Dieser Meister gehörte von je zu den tiefinnerlichsten Klavier¬
kums, das mit Streichhölzchen und Taschenlampen um die Kenntnis
gogik, Didakt
poeten der Gegenwart Merkwürdigerweise hat er sich in Königsberg
tigen Univer
des Theaterzettels ringt ist für die Stimmung gefährlicher, als es
nie zu der Beliebtheit durchringen können, die er im übrigen Deutsch¬
Dr. Paul C
ein diskretes Dämmerlicht wäre. Sodann: lieber gar keine Musik
land besitzt.
Man hatte wohl zuweilen das Gefühl, als ob seine
gestorben.
als eine so leise! In einem leeren Saal hätte sie ausgereicht; nicht
Konzerte ganz sachte auf den wehmütigen Unterton schwindender
Vergessen
aber in einem überfüllten, dessen Besucher zur Hälfte dezemberlich
Schönheit sich einzustellen begannen. Aber die alte Kraft blitzte doch
ati
immer wieder durch. Und sein hiesiges Konzert am Montag vollends
eine Bücherse
*) Vgl. unseren Aufsatz in der Sonntagsausgabe, Nr. 567.
gab der Beweise dessen genug. Es ist richtig: zuweilen huschen
nen, die aller