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Reigen
box 17/5
o V.. Malttercienuige
bangt. So oft in jeder der zehn Szenen der gewisse gefährlich
Punkt kommt, die von keinem Auge zu schauende Szene, die selb
die frivolsten Verfasser Pariser Cochonnerien hinter die Szen
verleat haben, hüllt sich die Bühne auf wenige, darum aber nich
minder peinliche Augenblicke in rabenschwarze Nacht, was, neben
bei bemerkt, wieder einmal die Unzulänglichkeit der Bühnen
mittel erweist. Es ist bezeichnend für die heutige Gesellschaft, da
bei den bisherigen Aufführungen des „Reigen“ die schwächer
Hälfte dominierte und, wenn die Damen erröteten, dies nu
während der Verdunkelung des Zuschauerraumes der Fall sei
konnte... Im übrigen haben die mit so vielen witzigen un
geistreichen Aperous versehenen, eine
so stupende Menschen
kenntnis erweisenden Dialoge glänzende Wirkung geübt. Hiera
hatte alle dings die Darstellung einen hervorragenden Antei
Von den Damen hat Frl. Keller den Bogel abgeschossen. Sie ga¬
das „süße Mädel“ mit einer herben Anmut, einer lächelnden Be
wußtheit und einer wienerischen Grazie, wie man diese typisc
gewordene Figur noch niemals zu sehen bekam. Scharmant au
Traute Carlsen als betrügende Frau und ganz Madame san
##e ganz routinierte Liebeswerberin Marietta Olly in de
Siolle der Schauspielerin. Ein Prachtexemplar war auch der phily
#yphierende gräfliche Offizier des Herrn Lackner. Der Ersol
war ein durchgreifender; das Publikum klatschte so lange in bi
Hände, bis wenigstens diese — rot wurden.
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Ind den „Kammerspielen“ ist mit großem Re¬
zu
klam=Paukenwirbel, nach öffentlicher Generalprobe und
maßlosen Preisen die Erstaufführung der Dialogreihe „Rei¬
gen“ von Arthur Schmitler vor sich gegangen. Daß gleich¬
wohl die ersten Bilder vörtrgingen, ohne daß sich auch nur
eine Hand zum Beifall rührte und daß auch der weitere „Er¬
war,
genug
folg“ der Aufführung matt und fadenscheinig
zeugt von dem Geschmack, den sich selbst dieses Publikum der
fetten Schieber noch bewahrt hat. (Denn nur aus solchen Krei¬
solche
sen kann sich ein Publikum zusammensetzen, welches
Preise zu zahien vermag.) Diese erste Aufführung, in der man
„unter sich“ war, wie ja in allen verrufenen nächtlichen Ver¬
gnügungslokalen immer die gleichen Leute unter sich sind,
wäre also noch nicht so schlimm gewesen. Aber, daß jetzt all¬
abendlich „Reigen“=Aufführungen zu normalen Theaterpreisen
stattfinden, wodurch allgemach doch ein mehr bürgerliches
Publikum herbeigelockt wird, das ist die Gefahr. Das ist eine
Gefahr für die öffentliche Sittlichkeit, denn was sich in die¬
sen zehn Szenen begibt, ist wohl das Schmierigste was au
dem Theater je dagewesen ist, Verführung, Laster, Ehebruch
in allen möglichen Varianten. Daß dieses Theaterstück (das
keines ist, denn die Szenenreihe hat nur einen ganz lockeren
Zusammenhang) auf jugendliche Zuschauer einen geradezu
verheerenden und verpestenden Einfluß üben und jeden einiger¬
maßen auf Reinlichkeit haltenden Erwuchsenen mit Ekel er¬
füllen muß, darüber kann kaum ein Zweifel walten, wenn¬
gleich ein paar willfährige Zeitungen Literatur entdecken
Man
wollen, wo bloß geilste Pornographie vorhanden ist.
sein, auch
glaubt einem Dichter wie Schnitzler schuldig zu
seine anrüchigsten Verfehlungen zu verteidigen. Immerhin las
man mehrfach die schüchterne Anmerkung, eine Aufführung
diess Werdes (das dereinst sekbst in der Buchausgabe verboten
war) hätte doch besser unterbleiben sollen. Wir für unseren
Teil finden, daß diese Aufführung mit größter Erbitterung
abgelehnt werden und daß von den Behörden immer aufs neue
mit bestimmtester Entschiedenheit verlangt werden muß, diesem
Skandal ein Ende zu masken. Als Skandal wurden in Berlin
und München von den anständigen Kreisen (die sich aus An¬
gehörigen sämtlicher Weltanschauungen und politischen Schich¬
Neues Mentaablatt, Wien
Nr. 6
7. Februar 1921
ten zusammensetzten) die dortigen „Reigen"=Aufführungen
empfunden. Es ist Pflicht der Wiener Katholiken, die in ihrem
Kampfe gegen Schmutz und Schund wieder einmal allein zu
stehen scheinen, sich zu mächtigen Proiesiaktionen zusammen¬
lun, die von den Behörden nicht überhört werden können.
Hofbièder.