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wachleute den Dienst. Sie versuchten durch Bildung
, ist die „Reigen“=Frage vorderhand
einer Kette dem Ansturm standzuhauen, wurden aber
hafft worden. Aufs schmerzlichste muß
überrannt, und auch auf die Wachleute wurde mit
Preien beklagt werden. Aber die ganze
Stöcken und Knütteln, welche die Demonstranten
allen Seiten verfahren worden, daß
mit sich führten, losgeschlagen. Die Wache versuchte dann,
mmenbruch aller Autoritäten der Mob
die Türen, die in den Vorraum des
n wir, so leben wir alle Tage.
**
Theaters führen, besetzt zu halten, doch auch hier
ei den Demonstrationen.
konnten sie dem Sturmlauf der ihnen an Zahl doch weit¬
aus überlegenen Demonstranien nicht standhalten. Klirrend
den heutigen Demonstrationen selbst¬
gingen zwei der großen Spiegelscheiben in
als leidender Teil eine bedeutende
Trümmer.
polizeiliche Bericht bemerkt aus¬
Schon vorher waren drei Personen bemerkt worden, die sich
Theaterstürmer,
die von der
im Theater aufgehalten, die Vorstellung aber verlassen hatten
ihren Gesinnungsgenossen im Zu¬
und auf die Straße gegangen waren, augenscheinlich, um
kamen, dem anfeuernden Kom¬
die Verbindung mit den auf der Straße wartenden Gruppen
blichen Anführerin gefolgt seien.
der Demonstranten herzustellen. In der Vorstellung selbst
hiedene Augenzeugen davon zu be¬
waren schon während des dritten Dialogs einzelne Mi߬
urmangriff auf das Theaterpublikum
illigungsrufe laut geworden. Während des vierten Dialogs
etzteren nicht nur keine Schonung
wurde im rückwärtigen Teil des Zuschauerraumes
eine
zu mit Vorliebe als Angriffsobjekt
Stinkbombe auf den Fußboden geworfen,
die
mit Schwefelwasserstoff gefüllt war und einen pene¬
„Reigen“=Aufführungen sind die
tranten Geruch verbreitete. Ein Mann, der sich an dieser
esen befanden, mit besonders saftigen
Stelle zur kritischen Zeit gebückt hatte, wurde als derjenige
worden. Bisher hat jedoch bei allen
bezeichnet, welcher die Stinkbombe geworfen hat. Er soll
nen und sogar bei Straßenexzessen
ein Oberoffizial B. sein, der durch Kriminalbeumte, die den
n politische oder soziale Leidenschaft
Dienst versahen, in das Inspektionszimmer gebracht wurde.
iche Schwäche und Hilflosigkeit ent¬
Gleich darauf brach der Tumult aus. Der Zuschauer hatte sich
Behauptung, daß einzelne Demon¬
eine nervöse Unruhe bemächtigt. Die Türen des Theater¬
dien Stöcken und Schlagringen sich
aales wurden geöffnet, um den üblen Geruch hinausströmen
d Mädchen gewandt und sie an den
zu lassen. In diesem Augenblicke wurden aber auch schon die
nhätten, ulingt so ungeheuerlich, daß
Rufe von der Straße aus hörbar und da begannen
aussprechen darf, es würden sich solche
auch schon die im Theater als Zuschauer sitzenden Gesinnungs¬
sgeburt leichtbegreiflicher Angst und
genossen der Demonstranten, an ihrer Spitze jener als
ung des ersten Augenblicks heraus¬
Nationalrat bezeichnete Theatergast, mit dem Skandale. Die
im Theater befindlichen Teilnehmer an der Kundgebung riefen
die Worte: „Weg mit diesem Schiebergesindel!“ Heraus mit
legen die Kammerspiele.
dieser Schweinerei! Judenpack! und dergleichen mehr.
gen Tagen gehegten Befürchtungen
Der Sturmanariff gegen die Theaterbesucher.
n der Schnitzlerschen Dialogszenen
Mittlerweile hatten die von der Straße
mmerspielen haben sich heute ver¬
aus eingedrungenen Demonstranten
Abendvorstellung kam es zu wüsten
einen neuen Sturmlauf gegen die im
n einem Wiener Theater nie zuvor
Theaterfoyer aufgestellten wenigen
tschauerraum waren Demonstranten
Wachleute unternommen. Dieses Beginnen war
arteten, bis andere Gruppen von
ihnen geglückt, sie überrannten nochmals den schwachen
verabredetermaßen von der Straße
rangen, den Zuschauerraum erreicht
zu Kämpfen zwischen den
A
er Wachc, dem Theater¬
n Publikum, zu argen Ver¬
katergebäude selbst, zu Zer¬
OEEN
stern, Sesseln, Musikinstrumenten,
hen Mißhandlungen von
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suchern, von Männern und
schlagen und bei den Haaren
stellung mußte abgebrochen werden;
heatergebäude selbst führten eine
Theaterbesucher herbei, die
Verslecken zu verbergen bestrebt
e heruntergelassen werden und die
ch dadurch, daß sich plötzlich
über den Zuschouerraum
der Demonstranten den nächst der
anten aufgedreht und das Mund¬
egen den Zuschauerraum gerichtet
herheitswache Verstärkung erhalten
ktergebäude geräumt werden. Die
traße dauerten noch eine Zeitlang
ges der Wache, die Demonstranten
der Rotenturmstraße abzudrängen.
schlossenem Zuge bis zum Stephans¬
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8
nd des Marsches deutschnationale
ansplatze forderte die Sicherheits¬
WIEN,VII. HERMANNG.
5
zur Auflösung des Zuges auf.
TELEFONE: 31348 u. 71297
uch schon früher die Kundgebungen
UACHALLEN
ERLEUGUNG VON MUBELN
Sirenenpfeife dirigiert hatte, hielt
IN DEDER STILAGT. AAP
LANDERN
in der er ausführte, daß der Zweck
Teilnehmer nun nach Hause gehen
erung auch Folge geleistet wurde. #
n e enennt.
Mißhandlung weiblicher Theaterbesucher.
Es spielten sich hier abschreckende Szenen ab. Eine
förmliche Jagd wurde auf die Flüchten¬
den veranstaltet; Männer, die ihre bedrohten
Frauen beschützen wollten, wurden verprügelt, viele
von ihnen ourch Hiebe mit Stöcken und mit
Schlagringen verletzt, weibliche
Theaterbesucher bei den Haaren zu
Boden gerissen und geschleift. Während
der Panik stürzten einzelne Personen zu Boden und
wurden hier durch Fußtritte mißhandelt.
Die Hilferufe der Mißhandelten erschollen im Saal,
und dazwischen schrillte der Pfiff der Sirene, mit der das
Kommando gegeben wurde, und das wilde Johlen und
Lärmen der Demonstranten, die im ganzen Theater um¬
herliefen und mit ihren Stöcken unbarmherzig auf jeden,
den sie trafen, losschlugen.
Während sich diese Szenen abspielten, hatte sich der
Autor des Stückes, Artur Schnitzler, im Theater
eingefunden. Die Panik wurde noch dadurch vergrößert,
daß plötzlich ein dichter Wasserstrahl sich
über den Zuschauerraum ergoß. Nach einer
Darstellung soll ein diensthabender Feuerwehrmann den
nächst der Bühne befindlichen Hydranten geöffnet haben.
Nach einer anderen Darstellung aber ist dies durch einen
Demonstranten geschehen; wenn dies der Tatsache ent¬
spricht, augenscheinlich in der Absicht, die Panik noch zu
vermehren.
Das Eingreifen der Sicherheitswache.
Unterdessen hatte die Sicherheitswache aus der Wach¬
stube in der Postgasse Verstärkung erhalten und unterstützt
von den im Theater den Dienst versehenden Feuerwehr¬
leuten wie auch von den Bühnenarbeitern wurde an die
Räumung des Saales geschritten. Als der Führer der
Demonstranten, der Mann, der mit der Sirenenpfeise die
Signale gegeben hatte, die Verstärkung der Wache be¬
merkte, gab er seinen Anhängern das Kommando zum
Rückzug. Auch während der Räumung des Saales
spielten sich noch immer Kämpfe zwischen Demonstranten
und Theaterbesuchern ab und die Wache hatte alle Mühe,
die letzteren vor weiteren Mißhandlungen zu schützen.
Sieben Arretierungen.
Bei der Räumung des Saales wurden sieben Personen
durch die Wache angehalten, die Personen mißhandelt
hatten und im Besitze von schweren Knütteln angetroffen
worden sind. Die Angehaltenen sind ein Handels¬
akademiker, ein Techniker, ein Mediziner, ein Kommis,
ein Tapezierergehilfe, ein Schuhmachergehilfe und ein
Zahntechnikerlehrling.
Die Angehaltenen wurden dem Polizeikommi
sariat
Innere Stadt überstellt und dort nach Feststellung
ihres
Nationales wieder entlassen. Sie werden sich wegen
ihres
Vorgehens zu verantworten haben.
Lärmszenen nach der Saalräumung.
Nur mit Mühe war es der Sicherheitswache gelu. gen,
die Demonstranten aus dem Theater hinauszudrängen. Sie
sammelten sich aber neuerdings in der Rotenturmstraße vor
dem Eingange zu dem Theatergebäude an und ihr wüstes
Lärmen, die Pfuirufe und die Schmähungen erfüllten die
Straße. Nur schrittweise konnte die Wache vorgehen und die
Teilnehmer der Kundgebung langsam gegen den Fleisch¬
markt zu und dann weiter in den oberen Teil der Rotenturm¬
straße abdrängen. Die Demonstranten versuchten auch jetzt
noch einige Male, den Kordon zu durchbrechen, was ihnen
aber nicht mehr gelang. Mittlerweile rückten unter lauten
Trompetensignalen zwei Wagen mit Feuerwehrmannschaften
von der Zentrale Am Hof an. Sie waren durch den den
Dienst versehenden Ingenieur des Stadtbauamtes verständigt
worden. Die Feuerwehrleute brachten den geöffneten
Hydranten und die aufgerollten Schlauchlinien wieder in
Ordnung und arbeiteten an dem Abflusse des Wassers, mit
dem ein Teil des Zuschauerraumes, mehr aber noch die
Bühne überschwemmt waren.
Während dieser Zeit gelang es der Wiche schließlich,
die Demonstranten bis zum Lugeck abzudräigen und von