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Neues Wiener
ving
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2189.
720.
Demokratisches Organ.
6791.
Samstag, den 12. Februar 1921.
ede von Riga unterzeichnet.
Eine Radiomeldung aus Moskau.
f.) Ein Radlofuntspruch
Meutereien in der russischen Flotte.
3 der russisch -polnische
Paris, 11. Februar. (Funkspruch) Ueber Kopenhagen
eichnet worden set.
werden aus Kronstadt gewaltige Meutereien bei der
russischen Ostseeflotte gemeldet. Die Meuterer
marschieren angeblich auf Petersburg.
au liegt noch keine Bestäti¬
Die letzten Warschauer Mel¬
sen definitiven Friedensschluß
neu entstandenen Differenzen
Krakau, 11. Februar. (Tel.=Komp.) Aus Sluck meldet die
Friedens als eine nicht mehr
„Nova Reforma“, daß die Bolschewisten in der Um¬
Die gleichzeitig einlaufende
gebung Truppen in der Stärke von 80,000 Mann
der Bolschewiken für eine
konzentrieren. Längs der Grenze werden unter Mit¬
irbeit der Zivilbevölkerung Befestigungen und Schützengräben
Moskau jedoch wird jede
angelegt. Die Bolschewisten berufen immer weitere
lt.
[Jahrgänge ein.
als der Regierungsvertreter weiter erklärte, Ministerpräsident
Pariser Konferenz.
Dr. v. Kahr sei wegen andrer dienstlicher Angelegenheiten
verhindert, im Hause zu erscheinen. Auf Antrag des
Paris ist bisher noch nicht
Abgeordneten Timm wurde unter lebhafter Unruhe auf der
rlamentarischen Kreifen ver¬
Rechten beschlossen, die Sitzung auf eine Stunde zu vertagen,
auptsächlich darauf zurück¬
damit die Fraktionen der Linken zu diesem Vorkommnis
Beschlüsse, der die Wieder¬
Stellung nehmen können. Nach einer sehr stürmischen Debatte
Beziehungen Oesterreichs mit
erzwang die sozialdemokratische Fraktion einen Beschluß,
der auch eine der Grundlagen
wonach die Sitzung abgebrochen wurde.
bilden haben wird, Vor¬
mit den Regierungen der
Einschüchterung oder Militärgewalt.
goslawiens erforderlich
Paris, 11. Februar. (Privattelegramm.) „Petit
bschluß gediehen sind.
Journal“ erklärt, daß es für die Durchsetzung der Entschädi¬
#tokolls wird also bis zu dem
gungsforderung an Deutschland nur zwei Mittel gebe: Ein¬
k. in dem die Versprechungen
schüchterung oder Militärgewalt. Die Anwendung
sein werden.
der letzteren koste viel Geld und ziehe schwere wirtschaftliche
und politische Folgen nach sich. Es sei also die Einschüch¬
Oesterreich.
terung vorzuziehen, und diese werde gegen Deutsch¬
land immer gelingen, solange die französisch=englische Allianz
nicht teil.
den europäischen Weltfrieden sichere.
., Nach der „Etoile Belge“
wärtigen Jaspar in der
Wärtige Angelegenheiten, daß
Die Präsidentenwahl in Amerika.
Sonsortium nicht teil¬
Washington, 11. Februar. (Tel.=Komp.) Die offizielle
weck verfolge, Oester¬
Wahl Hardings zum Präsidenten und Calvin Colidges
zum Vizepräsidenten wird am kommenden Mittwoch stattfinden,
und zwar unter Leitung des Vizepräsidenten Marshall.
ung in Tirol.
Marfhall wird in dieser Sitzung die förmliche Feststellung
machen, daß Harding und Colidges mit 404 Stimmen von
ng verschoben.
37 Staaten gewählt wurden. Im ganzen hat bei der
is dem Landhause wird mit¬
Wahl im November Harding etwas über 16 Millionen Stim¬
agsparteien traten gestern zu
mnen erhalten, während der demokratische Kandidat Cooks es
zur Durchführung der
auf mehr als 9 Millionen Stimmen gebracht hat.
en Volksabstimmung
zu nehmen. Zunächst gab der
Zunahme der Arbeitslosigkeit in England.
chraffl eine genaue Dar¬
sonferenz in Wien, auf der
London, 11. Februar. (Wolff.) „Daily Expreß“ zufolge
Pertretern der Länder gegen¬
hat die Arbeitslosigkeit im Vereinigten Königreich in
habe, daß die Regierung den
der mit dem 5. d. zu Ende gegangenen Woche ständig
Bezngspreise für das Ausland:
Eschecho=Slowatei:
einmal täglich monatlich tichechosslowal. 17 K
zwermal täglich monatlich tschecho=slowat. 18 K
Angarn:
einmal täglich monatlich ung. 50 K
zweimal täglich monatlich ung. 54
Iugosiawien
o monatlich 10 Dinar
Dolen
* . monatlich 50 Mark
Deutschland monatlich
12 Mar
Italien
6 Fres. 717.
* * „
Schweiz monatlich
5 Fret,chtreiz.
Frantreich monatlich
6 Free
irz.
Weltposberein monatlich
5 Fres. schweiz.
Annahme von Bezugsbestellungen:
I. Wollzeile Nr. 22.
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Hauptverwalkung, Versandstelle, Annabmt
von Ankündigungen:
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sternsprecher Nr. 1652.
8
Kleiner Anzeiger:
I. Schulerstraße Nr. d. Fernsprecher Nr. 1203.
55. Jahrgang.
Vorhang, nieder!
In dem älteren, wahrhaftig gemütlicheren Wien,
das noch nicht von Niggersongs und rohen Stampf= und
Schiebetanzweisen widerhallte, sang mngn ein Couplet
mit dem Kehrreim: „Glückliche Leut', ham zu so #as
a Zeit!“ Die gestrigen Vorgänge im Parlament rufen
diesen Refrain in die Erinnerung zurück. Zum ersten¬
mal seit dem Umsturz ist es zu wüsten Tumulten und
tätlichen Zusammenstößen im Nationalrat gekommen.
All das Unglück, das uns in diesen zweieinhalb Jahren
heimgesucht hat, alle die leidenschaftlichen Gegensätze,
die die öffentliche Meinung aufwühlten, haben die Ge¬
müter im Parlament nicht so sehr entflammt wie die
Angelegenheit des „Reigen“. Der elende Friede,
die
Hungersnot, die Feindseligkeiten zwischen Land und
Wien, der Machtkampf zwischen Bürgerlichen und
Sozialisten, die Drohungen eines kommunistischen Um¬
sturzes, die Zerschlagung der Koalition, die Oktober¬
wahlen. mit ihrer Umwälzung der parlamentarischen
Machtverhältnisse — alles ist vorbeigezogen, ohne die
Volksvertretung aus dem seelischen Gleichgetsichte zu
bringen. Aber die Aufführung einer Szenenreihe, die
neunundneunzig Hundertstel unsrer Bevölkerung gleich¬
gültig läßt, schon weil sie durch die Höhe der Eintritts¬
preise auch von diesem frag.vürdigen Glück ausgeschlossen
sind, hat den Sturm im Wasserglase heraufbeschworen.
Das ist eine grundschlechte parlamentarische Regie, die
die Meinung befestigt, daß das Parlament fern von den
Nöten der Zeit sich in eine Kulissenpolitik einspinnt und
ein Eigenleben führt, durch das es sich dem Volks¬
Mehr als einmal im Laufe der Zeiten ist #e ge¬
schehen, daß die Leidenschaften sich an der Frage der
Zulassung oder Nichtzulassung eines Bühnenwerkes
zur öffentlichen Aufführung entzündeten. Schnitzlers
„Reigen“ aber bietet nicht den Anlaß zur Aufrollung
der großen Prinzipienfrage über die Grenzen der
Bühnenfreiheit. Man konnte sich vorstellen, daß Grill¬
varzers „Ottokar“ oder „Bruderzwist“, daß Haupt¬
manns „Weber“ oder Schönherrs „Glaube und
Heimat“ den würdigen Anlaß bieten, um das Problem
in seinen Tiefen auszuschöpfen. Dem „Reigen“
ist
dieser Ruhm verwehrt. Der Verfasser selbst hat sehr
wohl gewußt, warum er lange Zeit diese Dialogreihe
nur als Manuskript im Freundeskreise von Hand zu
Hand gehen ließ und an eine öffentliche Aufführung
nicht dachte. Was als Schriftwerk durch Kühnheit,
charfe Beobachtung und dialogischen Witz fesseln
konnte, gewinnt im grellen Rampenlicht ein ganz andres
Gesicht und wird nur zu leicht ein Zugeständnis an die
üsternen Instinkte. Den Sozialdemokraten selbst ist
snicht beigefallen, ihre Reputation mit einer Ver¬
teidigung des Werkes und seiner Aufführung zu ver¬
knüpfen, sie haben ausdrücklich abgelehnt, die ästhetische
oder kulturpolitische Seite der Frage zu entscheiden,
und ihr publizistisches Organ ist schon gestern erkenn¬
bar von dem „Reigen“ abgerückt, indem es erklärte,
daß wahrscheinlich viele Besucher der Aufführung nicht
wegen der künstlerischen Idee kommen und für sie un¬
orklärt,
es
empfänglich bleiben; auch hat das Blatt