Faksimile

Text

box 18/1
11. Reigen
Seite 6
Sonntag
Bürger jedes Sukzessionsstaat“s immer wiedetholen,
daß der
Segen, der auf diesen Völkern ruhte, aus dem bescheidenen
warmen
Pflichtgefühl, welches in dem k. u. k. Heere wohnte,
hervor¬
gegangen ist.
Berichtigung.
Ein paar Worte zum Gutachten Maximilian
Hardens über den „Reigen.
Von
Artur Schnitzler.
Niemals hat es mich sonderlich gelockt, auch wo ich einem
Arteil, war es gut oder böse, mit Interesse, dem Urteisenden
ob Freund oder Feind, mi: Respekt, wie es diesmal der Fall ist,
gegenüberstehen durfte, mich in Diskussionen über Wert oder Un¬
wert meiner Arbeiten oder gar über meine ethischen Qualisikationen
einzulassen. Aber nicht nur müßig, sondern geradezu unwürdig er¬
schiene es mir, mich und mein Werk gegen unfaß= und ungreifbare
Anschuldigungen verteidigen zu wollen, wie etwa die, daß ich
einer Literatenplejade angehöre, die von der Gunst einer ihr
durch mancherlei Interessensträhne verbündeten Rezensentenzunst
mit Lob aufgepäppelt wurde", — oder daß ich mich
„in
die Sucht verirre; Wirkung, die meine Kunst nicht zu erlangen
vermöge, aus entlehntem, künstlich erhitzten.. Erotenreiz zu er¬
brüten“ und „diesen Reiz klug nutzend mit Talentaufwand vor
dem anderer Stoff noch nicht genießbar würde, einem großer
Publikum den Gaumen kitzeln könne.“ Hätte Maximilian Harden
auch nur einen der Rezensenten zu nennen gewußt, mit denen ich
angeblich durch Interessensträhne verbunden war oder bin und sich
über die Art dieser Interessen mit genügender Deutlichkeit auszu
sprechen beliebt; hätte er aus den zahlreichen Sachen, die ich
geschrieben, eine oder die andere herausgegriffen, mit der ich
seiner Meinung nach einem großen Publikum den Gaumen kitzeln
wollte, — dann wäre es — ich will nicht gerade sagen de¬
Mühe wert, aber doch immerhin möglich gewesen, ihn im ein¬
zelnen zu widerlegen. Wer sich aber ernsthaft in Positur stellt
um einen Lufthieb zu parieren, der wäre in Gefahr, sich genau
so lächerlich zu machen wie sein Gegner, dessen Degen, sei es
auch mit allerkühnstem Schwunge, am Ziel vorbei ins Leeie
gesaust ist.
Somit habe ich keinerlei Anlaß, mich mit dem Gutachter
Maximilian Hardens zu beschäftigen, soweit es meine Person
betrifft. Was zu berichtigen mir nötig scheint, ist die Darstellung
die M rimilian Harden von dem inneren Verhältnis und dem
äußeren Verhalten Max Reinhardts gegenüber dem „Reigen“ gibt,
und die auf unzureichender Kenntnis von Tatsachen und offenbaren
Mißverständnissen beruht. Zur endgültigen Aufklätung muß ich
mehr um Max Reinhardts als um meinetwillen in aller Kürze
mitteilen, wie meine Szeuenreihe „Reigen“, die bekanntlich
ursprünglich keineswegs zur Aufführung bestimmt war, mit meiner
ausdrücklichen Einwilligung auf die Bühne kam.
Nachdem im Lause der Jahre von einzelnen Schauspielern
und Schauspielerinnen, später auch von Theaterdirektoren An¬
fragen und Anträge an mich gelangt waren, die von mir dnich¬
aus abgelehnt wurden, erbat Max Reinhardt im November 1918
elegraphisch von mir das Aufführungsrecht des „Reigen“ für di.
Kammerspiele. Ich konnte mich zu einer zustimmenden Antwort
nicht gleich entschließen, erklätte mich aber freiwillig bereit, Mar
Reinhardt die Priorität zu wahren, wes er dankend zur Kenntnis
nahm.
Indessen traten immer neue, zum Teil recht erwägenswerte
Anträge an mich heran; im Januar 1919 lud mich der Direktor
eines namhaften deutschen Theaters zur bevorstehenden Urauf¬
führung des „Reigen“ an seiner Bühne ein, so daß mir gerade
noch Zeit blieb, die schon für einen bestimmten Tag angesetzt
Vorstellung zu inhibieren; aus Rußland brachten zurückkehrende
Kriegsgefangene die Kunde von Aufführungen des „Reigen“ in
einer Anzahl von russischen Städten; und so hatten. im Ausland
vorerst, meine Dialoge ohne mein Dazutun und ohne meine Zu¬
stimmung ihre theatralische Laufbahn begonnen. Trotz allen
Schehebertetsischatetrtenngs n .- entehenterentenherh irchenche unenegnucenmeumnangie e
Neues Wiener Journa!
So Max Reinhardt. Maximilian Harden aber weiß in
seinem Artikel folgendes zu berichten: „Der mit der Verant¬
wortlichkeit für ein großes Heer Angestellter Bebürdete, von der
Sorge für den über alles Erwarten hinaus verteuerten Riesenbau
des großen Schauspielhauses bedrückte Künstler Max Reinhardt
war überiedet worden, sich das Aufführungsrecht für seine Kammer¬
spielbühne zu sichern („sonst erwirbt es morgen ein anderer“
stimmte mir aber sofort zu, als ich seiner Frage, ob die Auf¬
ährung mir ratsam scheine, antwortete: „Durch die Ausstellung
von Akten, die den Beischlaf vorbereiten. Geld zu verdienen,
kann und muß Reinhardt anderen überlassen.“ Er hat trotz
mancher Schwierigkeit in der Spielplangestaltung aus seinem
Recht nicht Zins gezogen, die Koitusgespräche nicht auf sein
Bühne gebracht. Und er wäre vielleicht der einzige gewesen,
essen Theatergenie ihnen ein szenisches Phantasiegewand von
eigenem Kunstwert zu wirken vermochte.“
Ich bedauere — vielleicht noch aufrichtiger als es Maximilian
Harden tut —, daß es zu dieser Regieleistung Max Reinhardts nicht
gekommen ist, bedauere es um so mehr, als es mir kürzlich ver¬
önnt war, einen Blick in das Regiebuch zu tun, das zu entwerfen er
egonnen hatte. Im Sommer 1920 trat Max Reinhard
bekanntlich von der Leitung seiner Theater zurück Felix Holländer,
sein Nachfolger, übernahm mit anderen Verträgen auch den über
den „Reigen“, erbat in mündlicher Unterredung mein Ein¬
verständnis, mein Lustspiel „Die Schwestern“ in den Kammer
pielen und den „Reigen“, als „Ensembiegastspiel des Deutschen
Theaters“ (wie es im vorigen Jahr mit der „Büchse der
Pandora“ der Fall gewesen sei) am Kleinen Schauspiel¬
haus zur Aufführung zu bringen, das unter der Leitung
von Frau Eysoldt und Direktor Sladek stehe, und Hubeit
Reusch, mir auch aus persönlicher Erfahrung als vortrefflicher
Regisseur bekannt, die Inszenietung anzuvertrauen. Die genannten
Namen boten genügende Garantie; ich nahm an. Alles übrige,
Aufführung trotz Verbotes, Aufhebung des Verbotes. gerichtliche
und außergerichtliche Gulachten, all das ist durch Zeitungsnachrichten
zusreichend bekannt geworden, so daß ich mir Wiederholungen
erspaten darf.
Den Widerspruch aufzuklären zwischen dem, was in den
Briefen Reinhardts an mich zu lesen steht und dem, was
Maximilian Harden aus Reinhardts. Worten oder aus seinem
Schweigen zu entnehmen geglaubt hat, ist nicht meine Sache
Ebensowenig bedarf es der Versicherung, daß es keineswegs
meine Absicht war, durch diese Berichtigung einen Teil der Ver¬
antwortung für die Aufführung des „Reigen“ von meinen
Schultern abzuwäszen Im Augenblick, da ich meine Zustimmung
erteilt habe, stehe ich in jeder Weise dafür ein und hätte jede
Verantwortung selbstverständlich auch dann mit dem größten
Vergnügen getragen, wenn das Resultat nicht so unwiderspiechlich
ür Max Reinhardts Auffassen) zeugte: „daß die Bedenken gegen
eine Aufführung des „Reigen“ sich durch eine künstlerische und
diskrete Inszenierung überwinden ließen.
Trotzdem bleibt es nach wie vor niemandem verwehrt, im
Reigen“ mit Maximilian Harden nichts anderes zu sehen als
eine Reihe „schon süßlich angeschimmelter, in jedem Sinn un¬
platonischer Gespräche über Lust und Leid der Paaiung“; jedem
steht es auch weiterhin frei, das Experiment einer „Reigen“.
Aufführung wie ich selbst es so lange Jahre hindurch tat, für
problematisch, ein gelungenes für mißglückt und sogar ein be¬
hördlich approbiertes noch immer für strafwürdig zu erklären; ja
ich bin sein davon, jeden, der so denkt, für einen Philister und
Dunkelmann und jeden, der für das Bühnenrecht des „Reigen
eintritt, schon darum für einen Kunstkenner und Freiheitskämpfer
zu halten. Wogegen ich mich aber mit aller Entschiedenheit ver¬
wahre, das ist der Bersuch, gerade Max Reinhardt, der
als Erster meine eigene Meinung von der Nichtaufführbarket
des „Reigen“ ins Wanken gebracht, meinen eigenen Be¬
enken gegenüber die Aufführung des „Reigen“ nicht nur für
künstlerisch opportun“, sondern für „unbedingt wünschenswert“
erklärt hat, als Eideshelfer gegen die künstlerische und moralische
Zulässigkeit eines Experiments anzurufen, als dessen geistiger
Initiator er in jedem Fälle gelten muß — mögen auch äußere
mstände ihn verhindert haben zu denen ich Nach Reinball
50. Januar 1921
lesen einander das Liebesged
Formulierung der Ulrikenlieh
nun überall ins Typische dre
überall ins Allgemeine ve
Mädchen — und nun ist's
Und wieder, diesmal in Tey
inem kleinen kühlen Mielsz
jungen Kaiserin kommt, ver
ühn und befreit, Fürst des
einem schlechten Klaoier
bleichen, leidenden, halb tau
dessen Finger über den Taste
und die Lichter flackern.“ Li
cheinung, das schönste, bunt
ürgerlichen, ja kleinstädtische
piel deutscher Art, mit allen
und Untiefen in ganzer Größ
Belebung, Erregung, Begl
(die doch auch wieder nur ze
dividuelle verklärt, seit er de
allem hat) geschildert wird,
der Byron unserer Tage, det
Annunzio. „Immer höhet
ich schaun!“ hat darauf d'An
auf den Euphorion? „Faune
„völlig wie ein kleiner Phöb
liest sich wie ein Steckbrief
alternde darf wahrhaftig mit
Das
Das u
d
Ergetzt
Vorderhand glaubt mir aber
noch nicht einmal! Unmög
der Deutsche versemt, aufzuko
d'Annunzio, ein solches Auf
heimsten nationalen Willens
Wette halten: bevor das I
um. In England, wo man
Airman, den Poet-Brigand
achselzuckend abtat, kündigt
letzten Hest von „The Lond
ent#esiastisch über ihn: Wi
Borgia und Cellini, doch d
Abenteurer der Renaissance
Wunder und ein Problem,
ergleichliches Schauspiel.
Carduccis ausgerufen, noch
Dekadeut und Lüstling verruf
noralischer Energie von
zehn Jahren schon hieß er er
ein Dandy, Reklameheld, Po
hielt er die römische Rede, di
entschied, mit sechsundfünfzig
on sechzig sitzt er in Fiume,
atbereit und ein Heer glühen
war, but it is, in a mann
seinem kleinen Sparta eine V
nach Rom marschieren und de
Doch mancher Zug einer fühl
verrät, daß er keiner Illusivn
Wär' er nichts als i gendein
sein kiner adriatischer Roma
einen pittoresken Helden
au in ienken. Aber dieser
Ende, vielleicht aber auch
umrissenen künstlerischen Lauf
wvenn Squire schließlich die B
erklärt, daß they ieel in d’A
Napoleon, who was a
reversion torthe öid cond
unversehens wieder zu Goethe