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Reigen
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mobil fuhr davon, ohne daß der Schofför sich um
wurde
die Frau gekümmert hätte. Die Leiche
nach dem Schauhause gebracht.
Personalien.
Aus den Familienanzeigen der
„Vossischen Zeitung": Als Verlobte emp¬
fehlen sich Fräulein Eva Schlamm und Herr Otto
irschfeld, Fräulein Käthe Rosenthal und Herr Fritz
Leyser, sowie Fräulein Hildegard Landshoff und Herr

Karl Lauinger.
Ihre Vermählung geben bekannt
Herr Franz Dispeker (Nürnberg) und Frau Grete geb.
Nathanson, sowie Herr Kurt Nichter und Frau Eva
seb. le Viseur. —
Die Geburt einer Tochter melden
Herr Hans Knoche und Frau Grete geb. Loewenthal,
Herr Arthur Fraenckel (Zürich) und Frau Kläre
zeigen die Geburt eines Sohnes an.
Bei einem Raubüberfall erschossen.
In Lauenhagen bei Strasburg in der
Uckermark ist in der Nacht zum Sonntag die
Frau des Vorschnitters Wlaczek das Opfer
eines Raubüberfalls geworden. Vier unbekannt
bewaffnete Räuber waren plötzlich in die Woh¬
nung des Vorschnitters eingebrungen, um sie
auszuplündern. Da Wlaczek sich zur Wehr setzte,
kam es zu einem Kampf mit den Verbrechern,
bei dem die Ehefrau des Vorschnitters er
schossen wurde. Die Täter sind, da poli¬
zeiliche Hilfe nicht gleich zur Stelle war, ent¬
kommen.
Da angenommen wird, daß es sich um Ber¬
liner Verbrecher handelt, hat die Ober¬
staatsanwaltschaft von Prenzlau die hiesige
Kriminalpolizei von dem Ueberfall in Kenntnis
gesetzt, die zur Aufklärung des Verbrechens sofort
Morgen Fridolin.
Der „Heitere Fridolin“, Nr. 2, erscheint
morgen und ist überau auf der Straße sowie in
Buch= und Papierhandlungen für 1 Mark zu
haten
Die Szent wird zum Tribunal.

Denn Bank an Bank gedränget sitzen Staats¬
anwalt, Richter, Verteidiger, Sachverständige,
Sittlichkeitsschnüffler, für die die Direktion des
Kleinen Schauspielhauses als Sonn¬
tags=Matinee eine Gratisvorstellung von Schnitz¬
lers „Reigen“ eranstaltet hatte, um allen denen,
die das „anstößige" Stück noch nicht gesehen
hatten, Gelegenheit zu geben, Versäumtes nach¬
zuholen. Mitten unter ihnen die Prinzipatin
Gertrud Eysoldt und Direktor Maximilian Sla¬
dek, die die Anklagebank mit dem Parkettsitz ver¬
auscht haben. Auch ein Zeuge, der in einer der
lärmenden „Reigen“=Schlachten durch polizeilicht
Gewalt verhindert worden war, die „unzüchtige“
Handlung auf der Bühne bis zum Schluß zu ver¬
folgen, konnte gestern endlich sein Billett ganz ab¬
sitzen. Mußte sogar. Denn Nichterscheinen war mit
Strafe bedroht. Dagegen war jene mutige Dame.
die für die Hebung der Volkssittlichkeit kämpft.
indem sie sich vor ## Schnitzler die Augen ver
bindet und von angewandter Liebe im Theater
nichts wissen will, nicht unter den (gerichtlich)
Geladenen erschienen, wie sich aus dem Namens¬
aufruf des Vorsitzenden ergab.
Die seltsame Matinee wurde nicht, wie sonst
üblich, durch ein musikalisches Vorspiel, sondern
durch die richterliche Mahnung eingeleitet, die
Vorstellung weder durch Aeußerungen des Bei¬
falls, noch des Mißfallens zu unterbrechen, da es
ich nicht um eine Theateraufführung handle, son¬
dern um einen Lokaltermin. Was im übriger
nur daran zu erkennen war, daß die Aufbewahrung
der Garderobe nichts kostete, daß an Stelle der
jalonierten Logenschließer und Zettelverteilen
uniformierte Gerichtsdiener den Eingang zum
Parkett überwachten und daß, solange die unter
der Regie von Herbert Reusch und unter Anklage
stehenden Schauspieler sich im Reigen drehten, im
Zuschauerraum kein Butterbrotpapier knisterte.
Es war überhaupt still und stimmungslos be
dieser Zwangs=Vorstellung. Nicht einmal die
unsittliche“ Zwischenaktsmusik, die nach der Auf¬
fassung der Staatsanwaltschaft durch den Rhyth¬
mus im Zusammenhang mit den Vorgängen auf
die Bühne sinnliche Vorstellungen erwecke, war
imstande, eine irgendwie geartete Erregung unter
dem Publikum hervorzurufen. Was Herrn Pro¬
fessor Brunner veranlaßt hat, vorzeitig den Zu¬
schauerraum zu verlassen, war nicht festzustellen.
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Dr mct uee D anen wurgermen
teien überzeugt¬
Zur Bildung des neuen preußischen Kabinetts
hören wir, daß der frühere Ministerpräsident
Stegerwald die Uebernahme des für ihn
offengelassenen Wohlfahrtsministeri¬
ums endgültig abgelehnt hat.
Im Handelsministerium wird wie¬
der der Posten eines Staaissekretärs ge¬
schaffen werden; bei der Bildung der Ministerliste
wurde vereinbart, daß auf ihn ein Mitglied der
Deutschen Volkspartei berufen werden soll.
Butterbrot mit Edelstein.
An der holländischen Grenze wurde ein
Brillantenschmuggler festgestellt, der dadurch
den Verdacht der Ueberwachungsbeamten
erregt hatte, daß er in ein Butterbrot eine
geößere Anzahl loser Brillanten eingedrückt
hatte, um sie unauffällig über die Grenze zu
bringen.
Wenn Du noch eine Butter hast,
So danke wirklich Gott deswegen,
Und streich' Dein Brot #ewkt zur Mast,
Statt Dir Brillanten braufzulegen.
Brillanten sind kein „Bu#terbrot“,
Sie sind geschaffen, um zu glänzen
Ob dem Belag Beschlag auch droht,
Kennt Deine List doch — keine Grenzen,
Eh Du verlassen unser Land,
Ist Dein Geheirinis längst verpfiffen,
Geschliffen ist wohl der Brillant,
Die Zöllner sind meist — ungeschliffen.
Sie wittern in der Schmiere —
Geld,
Und machen Deinen Plan zuschanden:
Man führt Dich, jeder Zoll ein Held
Nach Diamantua in Banden.
Fort ist Dein Frühstücksappetit,
Seitdem die Männer Dich erkannten:
Du beißt bei ihnen auf Granit
Und hissest lieber auf Brillanten.
Ja, solche Kost schafft manchmal Druck,
Nicht jeder kann sie gut vertrage
Nun liegt Dir Dein Brillantenschmuck,
Der unverzehrte, doch im Magen.
Prost Mahlzeit! Doch die 'war zu fett,
Weil Du umgangen ein Verbot hast
Du hast hier keinen Stein im Brett,
Solange Du den Stein im Brot hast.
Dies teilst Du nun mit unserm Land,
Das solche Speisen sehr erlaben:
Brillanten schmecken ihm brillant
Es wünscht Dir — wohl gespeist
zu haben.
My.
Das große Presse=Konzert.
Mattia Battistini wird in dem großen Kon¬
zert, das der Verein „Berliner Presse“ Mittwoch,
. November, 7½ Uhr, im Marmorsaal des Zor
veranstaltet, an weiteren Gaben die Arie Germonts
aus „Traviata“ und den Prolog aus „Bajazzo
ingen. Rudolf Laubenthal, der neben Mafalde
Salvatini, Ibolyka Gyarfas und Georg Bertram in
den Kreis der Mitwirkenden getreten ist, singt Arien
von Meyerbeer und Puccini. Am Flügel Bruno
Seidler=Winkler. Karten auch an der Billettkasse
des Marmorsaals, Adlerportal.
Polnische Drohnote an Rußland.
Eigene Drahtung.
Rom, 6. November.
Die heute hier bekannt gegebene jüngste pol¬
nische Note an Sowjet=Rußland trägt fast
ultimativen Charakter. Die polnische
Regierung behauptet darin, daß „die Sowjet¬
Regierung bisher nicht einen einzigen Punkt des
freiwillig unterzeichneten Friedensvertrages loya
erfüllt,“ vielmehr diesen Vertrag „methodisch
sabotiert und seine Erfüllung hinausgezogen“
habe, sie müsse „überhaupt bezweifeln, daß die
Sowjet=Regierung entschlossen sei, irgendwelche
übernommene Verpflichtungen zu erfüllen“. Die
Note schließt in der Form eines, wenn auch
noch nicht befristeten Ultimatums, daß