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11. Reigen
htsbrüche hätte sein
##issionsmitgliedern durch¬
erfährt, ist dieser geplante
escheitert, weil es in
ändigung zwischen
merikanischen Mit¬
ry und Boyden, in der
ist. Wie wir hören, sollen
gen erfolgt sein, die die
geres Moratorium
und Februarverpflichtungen
haben.
in Belfast.
Korrespondenten.
London. 21. November.
und heute mehrfach zu Un¬
en sich Straßenkämpfe, bei
Panzerwagen und
griff, um die Straßen zu
ideten und Toten ist bisher
eine Konferenz zwischen
ames Craig statt, wahr¬
eit.
änder in München.
Freien Presse.*)
München, 22. November.
Nachrichten“ veröffentlichen
st „Verlauft nicht an Aus¬
d eine Reihe bereutender
die bereits erilärt haben,
an Deutsche, beson¬
abgeben, und daß sie
n bereits wiederholt ab¬
E
box 18/2
Je mehr Deutschland seine Ausfuhr steigert, um s0
mehr wächst die Höhe seiner Reparationsverpflichtungen. Für
jeden wirtschaftlich denkenden Menschen ist es klar, daß solche
Summen weder durch Ausfuhr noch durch Steuerleistungen
aufgebracht werden können. Müssen wir aber zu ihrer Auf¬
bringung Devisen kaufen, so muß die Mark automatisch und
zwangsläufig in beschleunigter Geschwindigkeit die schiefe
Ebene hinabgleiten.
Das habe ich unmittelbar vor der Annahme des Ulti¬
matums als dessen Folge apodiktisch vorausgesagt und leider
nur zu recht behalten.
Die 2. Fortsetzung der Novelle „Das Fräulein“
von Ernst Lothar befindet sich auf Seite 16.
Feuilleton.
Der Berliner „Reigen“.
Nach Wien und München hatte nun auch Berlin seinen
ergiebigen „Reigen"=Skandal. Das „Vorspiel auf dem
Theater“ fiel allerdings minder geräuschvoll aus. Nachdem
hundert und einige Vorstellungen in aller Ruhe verlaufen
waren, kam es einmal unvermittelt zu einer ziemlich lauen
und flauen Gemütserregung von seiten weniger Jugendlichen
vom „nationalethischen Fache, die es jedoch dank recht¬
zeitiger polizeilicher Einschreitung bloß bei einigen Stink¬
bomden bewenden ließen. Nach dieser Episode, die nur zu
sehr auf die Urheberschaft rechtsradikaler Scharfmacher hin¬
gewiesen hatte, durften weitere hundert Aufführungen ohne
jegliche Störung vor sich gehen. Dann erst kam der all¬
gegenwärtige Staatsanwalt, protestierte feierlich im Namen
jener sittlichen Volkskräfte, um deren Konservierung sich
der deutsche Amtsschimmel seit Jahr und Tag mit gläubiger
Umständlichkeit bemüht, und es entstand ein bewegtes
„Nachspiel vor Gericht“, das an tragikomischen Wendungen
Unvergleichliches bot.

und daß, wenn Deutschland mit den Zahlungen im Ruck¬
stand bleibt, sie dieses Pfandrecht geltend machen kann. Bei
einem gemischten Unternehmen kann ie sich aber nur an
die im Besitz des Reiches befindlichen Aktien halten.
Die Sozialisten aller Schattierungen verlangen zur
Erfüllung der Reparationsforderungen bei den Steuern den
Eingriff in die Substanz. Abgesehen davon, daß damit das
Vermögen und damit die steuerliche Leistungsfähigkeit
ständig verringert wird, hat die Entente gar keinen An¬
spruch auf das Privaivermögen des deutschen Bürgers.
Schon der Umstand, die Schauspielerin Gertrud Eysoldt
aus Sinlichkeitsgründen auf die Anklagebank gezerrt zu
sehen, mußte wundernehmen. Die Eysoldt, die sich nicht so
sehr als Darstellerin der Schnitzterschen Szenenfolge, denn
als Mitbeteiligte am künstlerischen Unternehmen „Kleines
Schauspielhaus zu verantworten hatte, gehort mit zu den
Stützen des modernen volldramatischen Bestandes auf
der deutschen Bühne. Sie gehört zu jenen wenigen Schau¬
spielerinnen neuester Prägung, deren Talent, von
einem unstreitbaren sittlichen Ernst der Auffassung getragen,
stets auf das Wesen dringt. Man mag ihr im altklassischen
Rollenfache, in Strindbergs dramatischer Offenbarung oder
in neuartigen Gesellschaftsszenen gelauscht haben, imm.r
wieder wirkte jene überzeugende Naturkraft einer Eigenen,
an die Laszivitäten des täglichen Daseins nicht heranreichen.
Nun wurde ihr ehrlicher Künstlername hineingedrängt in das
moralisierende Geplänkel der Parteien, und — wie schon
geriet wieder reines

so oft in der jüngsten Vergangenheit
Streben in die Fangarme eines reinlich tuenden Strebertums.
Als Einleitung ließ sich das Gericht ins Theater laden.
Eine „Reigen"=Matinee in ursprünglicher Inszenierung,
einer geladenen Gruppe der Richter, Zeugen und Sachver¬
tändigen vorgeführt, sollte die Anklage erhärten oder ent¬
kräften. Auch die musikalischen Begleitakkorde, denen ein
„unmoralischer Rhythmus“ vorgeworfen wurde, mußten her¬
halten, Man sah es auf eine möglichst bunte Schar un¬