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Ein Oonigliche Planderer ist, der durch jedes Wort zu. 9se
weiß, sondern auch, weil er durch geschickte, oft verblüffende
Versuche die Hörerschaft bei Laune und in Atem zu halten
weiß. In der Akustik spielt ein Grammophon zum Beispiel ein
schauderhaft klingendes, wirres Gemisch von Tönen. Niemand
hat eine Ahnung, was diese Sorte Musik bedeuten soll, bis er
es verrät: „Der Radetzkymarsch von hinten.“ Er zeigt auch wohl
einmal seine Fertigkeit als Kunstschütze und schießt in ein
nicht zersplitteinde Scheibe die Anfangsbuchstaben seines
Namens. Ein anderes Mal stellt er sein Auditorium auf die
Probe. Er demonstriert Teslasche Ströme, zeigt, wie die
Wechselströme von großer Schwingungszahl und hoher Spannung
durch seinen Körper gehen, läßt durch seinen Assistenten eine
Zigarette an seiner Hand anzünden, und erst zum Schluß zeigt
er, daß feine Drähte die Elektrizität geleitet haben. Angehende
Naturforscher sollen aufmerken und beobachten lernen.
Die amüsantesten Anekdoten, darunter vielleicht manche, die
nur gut erfunden sind, aber den Mann eben auch kennzeichnen,
sind von seiner Tätigkeit als Experimentator im Umlauf. Ein
Prüfling trifft den Herrn Professor auf der Fahrt ins Physikum.
Sie kommen ins Gespräch, unterhalten sich über allerlei wissen¬
schaftliche Fragen und verabschieden sich, am Ziel angelangt. Als
nachher im Examen der Kandidat vor ihm sitzt, eröffnet der
Professor dem Erstaunten: „Sie brauche ich nicht mehr zu
prüsen, das habe ich schon vorhin im Straßenbahnwagen ge¬
tan. Sie haben eine Eins.“ Ein anderer erhält die Aufgabe
kurz und populär den grundlegenden Satz der ganzen Physik
auszudrücken. Er tut das mit den Worten: „Aus nichts wird
nichts“, und wieder ist die Prüfung mit dem besten Prädikat
bestanden. Nicht ganz so einfach verlief das Examen eines
Kriegsbeschädigten, der sehr schlecht vorbereitet war und die
Antworten, wenigstens die richtigen, schuldig blieb. Da,
als
das bittere Ende unabweisbar eischeint, legt der Examinator
ihm
eine letzte Frage vor: „Sagen Sie, Herr Kandidat, hat Prof
schon einmal einen Kriegsbeschädigten durchfallen lassen?“
Und
jetzt trifft der Kandidat mit seiner Antwort: „Nein,
Herr
Professor!“ das Richtige und ist gereitet.
Wie die Studenten an solch einem Lehrer hängen, ist leicht
abzusehen und höchst erklärlich.
Die Sittlichsprechung des
„Reigens“
Das Urteil im Berliner Prozeß: Freigesprochen!
(Privattelegramm des „Neuen Wiener Journals“.)
Berlin, 18. November.
Heute vormittag wurde im „Reigen“=Prozeß das Urteil
gefällt. Nach kurzer Begründung wurden sämtliche Angeklagte
freigesprochen. Die Kosten fallen der Staatskasse zu
Lasten. Das Gericht war nicht in der Lage, in objektiver oder
in subjektiver Hinsicht eine aufreizende Handlung festzustellen.
Die Angeklagten nahmen den Wahrspruch des Gerichtes
teilweise unter Tränen enigegen. Nach Schluß
der Verhandlung wurden den Freigesprochenen seitens des Publikums
stürmische Ovationen bereitet.
In der
Begründung des Urteils
führte der Vorsitzende aus: Es fragt sich, ob eine Theater¬
vorstellung als ganzes als unzüchtige Handlung betrachtet werden
kann. Insoweit es sich um unzüchtige Schriften handelt, besteht
kein Zweisel darüber. Andeis könnte es bei einer Theateraufführung
sein Das Gesetz kennt an sich den Begriff einer unzüchtigen
Theateraufführung nicht. Es müssen deshalb den Darstellern
Handlungen nachgewiesen werden können, die geeignet wären,
das Schamgefühl eines normalen Menschen zu
verletzen. Bei einer Aufführung könnten auch unter Um¬
ständen nicht alle Mitwirkenden zur Strafe gezogen
werden können, und es ist denkbar, daß einzelne von ihnen
selbst bei verschiedenen Bildern ausscheiden, die als unzüchtig an
gesehen werden würden. Das Gericht hatte daher zu prüfen, ob
den Angeklagten einzelne Handlungen nachgewiesen werden konnten,
in denen eine Unzüchtigkeit erblickt werden müßte. Die
Musik scheidet bei dieser Beurteilung aus, denn an der Musik in
der Aufführung sind die Darsteller als solche überhaupt nicht
beteiligt. Das Stück „Der Reigen“ verfolgt, wie das Gericht
feststellte, einen sittlichen Gedanken. Der Dichter will
Du sollst nicht richten.
Roman von Erich Friesen.
(40. Fortsetzung.
„ J u. H.
Wat mach der Arde gegun de Wrerichte nicht die sich
Lüsternheit zu etregen. Er hat vielmehr das Werk aus einem
tiefen Gefühl seiner Seele heraus geschrieben. Der Inhalt ist ein
ethischer. Der Dichter wollte durch sein Werk bessernd wirken.
Diese Idee tritt auch den normal empfindenden Menschen so
deutlich entgegen, das alles Beiwerk, das als unsittlich angesehen
werden könnte, davon zurückgedrängt wird. Gegenüber dem
Wortlaut des Buches wäre zu sagen, daß seitens der Darsteller
alles geschehen ist, um diesen Wortlaut zu mildern. Es muß
festgestellt werden, daß durch die Aufführung alles, was an den
Handlungen obszön und abstoßend wirken konnte, wie die Beweis¬
aufnahme ergeben hat, gestrichen worden ist. Das tritt besonders
deutlich in der Szene zwischen dem jungen Mann und der jungen
Frau hervor, wo im Buche dek Akt viel deutlicher dargestellt
wird, als in der Aufführung durch die Angeklagten.
Das Gericht hat auch in Erwägung gezogen, daß für die
Aufführung nicht die Illusionsbühne sondern die
stilisierte Bühne angewendet wurde, wodurch die Bühnen¬
vorgänge etwas Schematisches eihalten, so daß lediglich das ge¬
sprochene Wort, das rein Geistige des Stückes in den Vorder¬
grund gebracht wurde. Es wurde zum Beispiel in der verfäng¬
lichen Szene zwischen dem Grafen und der Schauspielerin alles
vermieden, was unter Umständen aufreizend auf die Sinne hätte
einwirken künnen. Statt der sehr einfachen Ausstattung der Szene
hätte man auch das mit Raffinement ausgestattete Schlaszimmer
einer verwöhnten Theaterdame auf die Bühne bringen können,
was dann unter Umständen vielleicht eine
gewisse
unzüchtige Wirkung zur Folge gehabt hätte
Die Darsteller selbst haben in ihren Gesten und Gebärden
wie sich das Gericht überzeugen konnte, sich der höchsten Dezenz
befleißigt. Dies ist durchaus nicht so leicht, und so einsach die
Rollen auf den ersten Blick erscheinen, so stellen sie doch sehr hohe
Anforderungen an die mitwirkenden Schauspieler, wenn diese bei
dem heiklen Stoff die Gefahr vermeiden wollen, ins Anstößige zu
geraten. Hier war namentlich die Aussage eines Zeugen sehr
charakteristisch, der, selbst ein alter Schauspieler, erklärte, er habe
sich niemals denken können, daß der „Reigen“ auf die Bühne
gebracht werden könnte. Wenn dies gelungen sei, mußten die
Schauspieler an sich schon mit hervorragender Dezenz gespielt haben
Für das Gericht schieden alle Fragen der Politik, der
Religion des Antisemitismus oder der Sittlichkeitsvereine aus. Wenn
ein Stück so gespielt worden ist, wie es gespielt wurde — es
kann noch anders gespielt werden, das Gericht kann sich aber nur
auf die Darstellung stützen wie die erfolgte — dann ist es keine
unzüchtige Darstellung nach Ansicht des Gerichtes, dann ist
die Aufführung auch nicht geeignet, das allgemeine sittliche
Gesühl, wie es im Volksbewußtsein nach positiver Entwicklung
aufgefaßt wird, zu verletzen. In objektiver Beziehung liegt
demnach keine strafbare Handlung vor, und auch in subjektiver
Beziehung ist kein Grund vorhanden, eine solche anzunehmen.
Durch diese Umstände wurden die Angeklagten in ihrer Meinung
bestätkt, daß ihre Darstellung nicht als unzüchtige Handlung an
zunehmen sei.
Professor Dr. Brunner, der eigentliche Urheber des
„Reigen“=Prozesses und Beamte der Abteilung des Wohlfahrt¬
ministeriums zur Bekämpfung des Schundes in Buch und Bild
dürfte, wie verlautet, in den Ruhestand versetzt werden.
Aus den Memoiren der Lady
Angela Forbes.
Interessante Schilderungen eines Hocharistokraten.
Lady Angela Forbes, die Tochter des Lord Roßlyn und
Halbschwester der Counieß of Warwick, eine einst sehr schöne und
noch immer sehr amüsante, geistreiche Angehörige des englischen
Hochadels, hat soeben im Verlag Hutchinson & Co., London,
ihre Memoieren unter dem Titel „Memoires and base details
veröffentlicht, die bei der Presse und der Oeffentlichkeit auf das
größte Interesse gestoßen sind.
Lady Angela schildert das Hosleben Englands in den
neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und beschäftigt sich
vor allem mit König Eduard VII und dem Exkaiser, deren
Peisönlichkeiten sie außerordentlich richtig erfaßt hat. Der Prinz
von Wales und nachmalige König Eduard VII. war, wie Lady
Angela schreibt, in Gesellschaften überaus leicht zu unterhalten
wie er selbst auch an einem Jeu d’esprit gern gefallen fand und
Wie sie vor ihrem Brautkleid gestanden und sich mit stiller
Glückseligkeit in den nächsten Tag, der sie für immer mit dem
geliebten Mann vereinigen sollte, hineingeträumt .. wie jener
schreckliche Mensch bei Salomea Alsen ihren Vater verdächtigte
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