Faksimile

Text

Theater, Kunst und Liieratur.
Hofburgthe#ter. Arthur Schnitzter's. dreigetiges
Schaufpiel „Das Vermächtnis ist del der kürzlich erfolgten
Eenanstührung in Veriin abgelehnt worden, und nach wenigen
Wieserholungen istes aus dem Spielplan vollständig ver¬
schwunden. Auch in Wien wäre der Nopität wohl kein freund¬
licheres Schicksal beschieden gewesen, wenn gestern nicht die
bekanntlich sehr zahlreichen Freunde Schnitzler's sich vollzählig
in den verschiedenen Räumen des Burgtheaters eingefunden
und durch die Beifallsstürme, die sie inscenirten, dem
Uneingeweihten suggerirt hätten, daß es sich thatsächlich um
einen Erfolg handle, was ganz und gar nicht der Fall
war, und die späteren Vorstellungen sicherlich beweisen
werden. Was Herr Schnitzler in seinem jüngsten Werke
uns sagen will
es ist uns und auch ihm nicht
recht klar geworden. Immer und ewig ist es ein
und dasselbe Thema, das unsere „Modernen“ in ihren Dramen
behandeln, immer wieder plaiviren sie für das Recht der
Geschlechter, freie Wahl untereinander zu treffen und einander
anzugehören, ohne Rücksicht auf die Tradition und auf all'
das, was in die Liebe eine Art von Gesetz gebracht hat. Die
Vertheilung der Kräfte erfolgt natürlich stets so, daß der
Autor mit seinen pathetischen Deckamationen Recht behält,
wenigstens so lange, so lange das Publikum nicht darüber
nachdenkt, daß es wieder einmal zum Besten gehalten worden
ist. Sehen wir uns einmal rasch die Handlung der gestrigen
Novität an. Ein junger Mann aus guter Familie, der Vater
gist Hochschulprofessor und Abgeordneter, wird eines Tages von
Far
Por
10 einem Spozierritt in den Prater sterbend nach Hause gebracht. Zahl
20 Er ist vom Pferde gestürzt und hat eine schwere Gehirn= n V.
50cerschütterung erlitten. Während die ganze Familie sich dem
" 100(Glauben hingibt, daß es sich nur um einen leichten Unfall: i¬
handle, erkennt er seinen Zustand nur zu gut. Er fühlt sein hi
ern
AbonneEnde nahen und berichtet seiner Mutter, daß er eine Geliebte,
Abonnidaß er ein Kind habe, die in unmittelbarer Nähe wohnen. Er
will Besde noch vor seinem Tode sehen und er nimmt den
Eltern das Versprechen ab, für sein „Vermächtnis“, treu zu *#
sorgen. Das geschieht auch. Der Vater, ein Mann von wenig
Tharakterfestigkeit und ewig schwankender Meinung, dabei ein
Reister der Pese und der Phrase, fügt sich nach seiner
Rit# dasUnvermeidliche. Die Mutter ist mehr mit
dem Hnzen bei der Sache und die übrigen Frauen
der Fan ilie überbieten sich förmlich, dem „Vermächtnis“ des
Todteni= neue Heimat so angenehm als möglich zu machen,
#mit einer Scrupellosigkeit, wie sie nur dem echten „modernen“
Weibe eigen ist, setzten sie sich darüber hinweg, daß es sich um
keine Ehe, sondern um ein illegitimes Verhältnis handelte. Da
stirbt das Kind. Was soll nun geschehen? Das Haupt der
Familie und ein junger Arzt, der um die Hand der Tochter
des Hauses wirht, fordern, daß die Mutter nun das Haus
verlasse, da das dem Sterbenden gegebene Versprechen erfüllt
sei. Auch die schwache und unselbständige Mutter läßt sich für
diese Auffassung gewinnen. Auf der anderen Seite stehen
die anderen Frauen, die in der nun Verstoßenen
gewissermaßen sich selbst vertheidigen. Der Kampf ist ein un¬
gleicher, der Autor hat auf einer Seite soviel sympathische,
auf der anderen aber alle unsympathischen Gestalten seines
Werkes vereinigt, so daß er scheinbar im Rechte bleibt. Schein¬
bar sagen wir denn in Wirklichkeit sind die Situationen, wie
sie Schnitzler künstlich herbejführt, um dann zur Verkündigung
seiner, übrigens uns Allen längst geläusigen Tendenz zu ge¬
langen, gar nicht möglich, sie sind unwahr oder doch wenigstens
im hohen Grade unwahrscheinlich. Das Stück schließt selbst¬
verständlich unklar und unbefriedigend. Es ist fast gewiß, daß
die Vertriebene den Tod in den Wellen sucht, es ist aber auch
nicht ausgeschlossen, daß sie die ihr schon früher angebotene Hand
eines Freundes destodten Geliebten ergreift. Wirwollen gestehen,
daß sich der Autor seine Aufgabe nicht leicht gemacht, daß er
sich bemüht hat, uns die sonderbaren Vorgänge in seinem
Schauspiele glaubhaft zu machen und für die von ihm verfoch¬
tene These der freien Liebe führt er zahllose Argumente in's
Treffen die freilich in demselben Augenblicke zerslattern, in dem
sie ausgesprochen werden. Aber abgesehen von allen anderen
Schwächen ist die gestrige Novität auch langweilig und
Schnitzler nimmt vergebens zu mancherlei von der Moderne
sonst strenge verpönten Hilfsmikteln der alten Schule Zuflucht,
um Stimmung in das im Großen und Ganzen recht
peinlich berührende Milieu zu bringen. Ehrlichen und
aufrichtigen Beifall hat er gestern nur wenig gefunden.
Die Darsiellung war eine gute. Die Damen Hohenfels,
Bleibtreu, Medelsky, Schratt und Schmitt¬
lein, sowie die Herren Hartmann und Treßler
boten Alles auf, um der Novität einen Erfolg zu sichern.
Herr Paulsen machte sich in einer kleinen Rolle sehr an¬
genehm bemerkbar. Herr Devrient war noch unaus¬
stehlicher, als ere scheineniolte undemaliie.
Unternehmen für Zenungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
105
Nr. 82
„OBSERVER“
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Ausschnitt aus Beselschaft
Wg
vom W7 22.
Mimmine.
Aammmmiummteanumnntkunt
Scmmandin.
ln
iin

S
21
327
6
2
Wiener Theater
R25 38 22522 .
A

IITEEEEEETET
Serlise Aise Aese eigter Becster seshe eichen eshe sehgen siscenegen enghin ungste este este eagten echten eregten estenease unsensthe s

K. k. Hof-Burgtheater.
„Das Vermächtnis“
ein dreiactiges Schauspiel von Arthur Schnitzler,
auf das wir noch in ausführlicher Weise zurückkommen werden, erzielte bei seiner
gestrigen Aufführung einen großen und nachhaltigen Erfolg. Im Vordergrunde
der Darstellung stand Frau Schratt in der Hauptrolle. Mit vollem Lobe wollen
wir auch Frau Hohenfels, Frau Schmittlein und Frau Medelsky,
sowie Herrn Hartmann nennen.
L
Bezugs-Bedinguungen.
fl. 7.50
Für 50 Zeitungsausschnitte (Artikel oder Notizen)
inclusrver
14.—
100
Porto.
25.—
Zahlbar
200

55.— im Vora###
500
„ 100.—
„ 1000
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist #
auch stehtese
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt;
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu erganzen oder zu ändern.