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10. Das Vernaechtnig
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ein tüchtiger Kenner derselben, aber Blumenthal hat durch gegangen. Der schnelle Tod des Kindes fällt gar zu sehr durch
ler
seine dramatischen Werke, die er als Einsiedler schuf, bewiesen, daß] die Berechnung auf und fast wird hier das Parodistische gestreift.
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er die Bühne nicht weniger gut kenne. Er ist auch ein Meister! Es ist Vieles so klein, so nebensächlico, so überflüssig. Die Tendenz
den
des scharf pointirten Dialogs und hat mehr Witz, als seinen gegen das Philisterium wird oft indirekt polemisch. Die Klein¬
Feinden lieb ist, aber Kadelburg's schriftstellerisches Talent istl moralischen sind so unsympathisch, widerwärtiges Geschmeiß, das
hat
peinlich wirkt. Dann kommen wieder einzel. Szenen von reiner
gleichfalls vortrefflich möblirt und besitzt dazu eine Liebenswürdigkeit
esser
Stimmung. Diese mit der vorzüglichen Zeichnung einzelner Charaktere
des Humors, die zu den seltensten Erscheinungen der Schriftstellerwelt
lud
und der künstlerisch hohe Abschluß kommen dafür auf. Der äußere
gehört. So darf angenommen werden, daß von der Dreiaktigkeit
mit¬
Erfolg war groß. Nach jedem Aktschluß wurde der beliebte
der Erfolge dieser zwei Autoren jedem die Hälfte zuzuschreiben ist.
fest
Wiener Dichter stürmisch hervorgerufen. Die Darstellung war
Die Darstellung ihres neuen Lustspiels war den besten Kräften,
brillant. Emanuel Reicher zeichnete in dem Professor eine
über welche die Hofbühne für dieses Genre verfügt, anvertraut.
und
Figur von intensivem Leben. Sie gehört zum Besten, was dieser
Voran das Trifolium Frau Schramm und die Herren
nerte.
Künstler geschaffen. Eise Lehmann als Toni Weber hatte die
Thomas und Vollmer. Die Aufgaben, welche Frau
inke
volle Innerlichkeit, aus der heraus sie das leidschwere Weib so
Schramm und Herrn Thomas gestellt waren, eigneten
Krute
ganz unvergleichlich mild und stolz zu gestalten vermag. Oscar
sich völlig für deren bekannte Spezialität, Herr Vollmer
id an¬
Sauer hatte die unsympathischste Figur, den Dr. Schmidt, zu
fand wieder Gelegenheit, mit einem verlotterten Edelmann seine
verkörpern. Die egoistische Härte und jedes Gefühls sich erwehrende
große Kunstgalerie um eine der liebenswürdigsten Figuren zu
Kühle gelangen ihm. Rudolf Rittner hatte nur eine Sterbeszene.
bereichern. Die Art, wie er die Straspredigt im zweiten Akt an¬
1 der
Sie hatte die scharse Eindringlichkeit und Intelligenz seiner Kunst
hörte, war eine Leitung bester schauspielerischer Kunst. Herr
einer
Fräulein Sarrow und Herr Reinhardt waren voll bei der
nals! Christians (v. Sandorf) machte den Eindruck, als eigne sich
Sache. Frl. Elsinger hatte einen Gymnasiasten zu geben
Ich] sein schönes Organ mehr für das Schau als für das Lustspiel,
Solche Hosenrollen haben immer etwas unangenehm Geziertes.
agung, doch fügte er sich trotzdem vortrefflich in den Rahmen des Ganzen.
Es wird nie ein frischer Junge, es bleibt stets eine Schauspielerin
Namen] Die Damen v. Mayburg und Poppe spielten beiter und elegant
in Hosen. Frl. Elsinger hatte aber eine angenehm auffallende
meinen und mit bestem Erfolg. Herr Hartmann zeichnete in einem besenstolzen
F.
Frische und Natürlichkeit.
unserer Diener eine kleine vortreffliche Karikatur. Als Kunsthändler
Schiller=Theater. Das vor Jahresfrist mit so großem
nicht] Heinitz ist Herr Plaschke lobend zu erwähnen. Die Inszene¬
Erfolge im Lessing=Theater aufgeführte Drama „Bartel
setzung, der die Aufgabe zugefallen war, die Wohnung eines
mehr.
Turaser“ von Philipp Langmann erschien gestern zum
Parvenus auszustatten, entledigte sich dieser Aufgabe sehr geschickt.
mnnn
ersten Male auf der Bühne des Schiller=Theaters und
J. St.
nerst
errang dieselbe tiefe Wirkung, denselben großen und warmen
Deutsches Theater. Gestern zum ersten Male:
eiter
Erfolg. Der junge Dichter hat es meisterhaft verstanden, die
„Das Vermächtniß“ Schauspiel in drei Akten
s vor
Arbeiterbewegung mit ihrer Noth und ihrem Drang in festen,
von Arthur Schnitzler.
leitet.“
lebenswahren Zügen uns vor die erschütterte Seele zu führen, und wie
Das Stück hat drei Akte und drei Leichen; zum Schlusse
Miska
er in der gewaltigen Zeichnung mit scharfen Konturen die Einzelnen
aber wat das Stück dennoch nicht todt. Es war wohl nicht die
on ab¬
von den vielen Enterbten des Glücks malt, das verräth das große,
Kunst der Darstellung, auch nicht die mit psychologischer Kon¬
ise An¬
echte Talent, das aus dem vollen Borne eines reifen Geistes
sequenz geführten Schlußszenen, das Rettende war die sittliche
und einer Seele schöpft, in der das menschliche Weh, die
erlichen Höhe, zu der sich ein gutes Geschöpf aus der ge¬
Schwächen und Leidenschaften der Anderen schmerzlichen Widerhall
chst an¬ meinen Umgebung emporarbeitet und so den Gedanken
finden. Wenn etwas gestern den tiefen Gesammteindruck
i Herr! und den Lebensgehalt des Werkes ausspricht. Bis dahin war es
schwächte, so waren es die allzu langen und allzu lärmenden
voll Peinlichkeiten und Mühsal gegangen. Schnitzler's feinmalende
ßt am
Gesammtszenen sowie die häufigen Einzelwiederholungen
Kunst ist graziös, sie sucht das Leben, wo es die weichsten Linien
Gefolge
der bereits bekannten Thatsachen. Voll intimster Stimmung und
hat, und sie weiß dem Herben noch ein Stäubchen Dust
berufen
Abtönung war das Milien, die Darstellung der Herrenrollen aus¬
dort, wo sie die
zu geben. Wienerisch=mild, weckt sie
indigung
gezeichnet. Max Pategg in der Titelrolle bot mit seiner
Tragik des Lebens gestalten möchte, das Bild eines Blüthenzweiges,
ntgegen¬
Tragödie des Gewissens eine glänzende Leistung. Ihm
den ein schwarzer Flor umhüllt. Die Tragik des passiven
großem
schlossen sich ebenbürtig die Herren Eyben, Olmar,
Leids, für überall vollwerthend, aber stets mit der Wiener Note,
on allen
Heinzel und Wehlau als Arbeiter
Weigert,
die in Allem mitklingt. Liebe Novellen, für die er seine eigene
luderem
Herr Leopold Thurner als Kleppl an,
und
Bühnentechnik fand. Ich weiß nicht, ob es ein großer Fehler ist,
1“ und
jeder Einzelne ein kleines Charakterbild in dem gewaltigen Gemälde
wenn sich ein Dichter, der nicht durch Ideen zu Gestalten kommt,
menschlichen Elends. Therese Leithner als Turasel's
sondern sie direkt im Leben fidet, sich in ein bestimmtes Thema
Künstler¬
Weib war so warm, wie es ihr anscheinend kühles Empfinden, das
verliebt. Es immer aufsucht wie einen Freund wie eine Geliebte.
1 Publi¬
selbst im größten Affekt die theatralische Abstammung nicht ver¬
Die Motive behalten dann stets eine Familienähnlichkeit, die eines
lben auf
leugnet, zuließ. Das Zusammenspiel in den Ensembleszenen war
Tages für uns das Interesse verlieren kann. Es ist wie die
ederholt
J. Lm.
tadellos.
gleichmäßig blonden Kinder eines blanäugigen Verwandtenkreises.
vitäten¬
Schnitzler's Lieblingsthema ist das Verhältniß des reichen jungen
eigenen
Börse und Handel.
Mannes zum armen Mädchen aus dem Volke. Im Anatoke¬
Anzahl
cyclus ist das Thema mehr als sideles Champagner¬
Vom Tage. Der Privatdiskont erhöhte sich gestern auf
m erst¬
Verhältniß in einer liebenswürdig heiteren Art ergötzlich
r Jubi¬
4 ½ pCt., d. h. ⅛ pCt. über die Bankrate. Die Spekulation zeigte
variirt, in der anmuthig=lyrischen „Liebelei“ in lieber Melancholie, in
sommer¬
bennruhigt, es war viel¬
sich jedoch hierdurch keines
eine innige Traurigkeit gewandelt. Und von Anatole und Christine
imtliche
Borsenhälfte eine zuversichtliche
mehr gerade in
kommt Schnitzler nicht los. Und so war es gestern nach den
Stimmung bemerice
ersten Szenen, als träfen wir gute Bekannte. Es erschien wie
der „Liebelei“ zweiter Theil. Man nehme an, Christinen's Ge¬
die für Montan
liebter sei im Duell nicht gefallen, sondern habe das Mädchen ein¬
Bankdiskause
gemiethet und sie ihm ein Kind geboren. Niemand weiß
ersten
Bei eine
erklärt sich
davon, als der Freund und eine Verwandte.
Scar
Spazierritt stürzt er mit dem Pferde und wird sterbend zu der
in den letzten Jahren
ie ge¬
Eltern gebracht. Er hat, bevor er stirbt, nur noch eine Beichte
##chten Erfahrungen und es
Wort
und einen Wunsch: die Eltern möchten seine Geliebte uns
die Optimisten auch dies¬
n den
Kind ins Haus nehmen. Wir merken das Problen
hielt es die Spekulation für
tzigen
sel
philiströse,
ge
wird sich
orden.
#en Reserve zu befleißigen. Der Ver¬
inen=[lichen Vorurtheilen befangene
die schwächeren Bulletins von den
Ge¬
em verlasse
ment=] Verwandtschaft
Auslandsbörsen auf # meisten Geschäftsgebieten zu mäßig
schöpf stellen? Werden sie das Vermächtniß des
m Er¬
rednzirten Kursen aufgenemmen, im weiteren Verlaufe konnte sich
ie noch Sohnes treu erfüllen? Die Charaktere lassen, uns
das Gegentheil glauben. Da ist vor Allem das Haupt der
jedoch bei sehr geringfügigen Umsätzen durchweg eine ziemlich
es neue
Familie, ein Professor der Nationalökonomie, ein Vertreter der
freundliche Teudenz behaupten.
ihrem
kleinbürgerlichsten Moral, ein haltloses Kaffeehaustrottelchen,
geben
Annener Gußstahlwerk. In der gestern zu Annen statt¬
vom Dichter sehr gut beobachtet und gezeichnet. Er
Denn
gehabten Generalversammlung des Annener Gußstahlwerkes wurden
der Vertreter einer ganzen Sorte, die österreichische Nuance
einstimmig die Anträge der Verwaltung genehmigt und die
der
ist wohlgetroffen. Er hat absolut nichts dagegen, daß
n
Entlastung ertheilt. Es gelangen also 10 pCt. Dividende
doch
Sohn ein hübsches Verhältniß hat, aber vernünftigermaßen
iel die
zur Vertheilung; ferner wird das Aktienkapital um 425 000
ein solches, „bei dem das Hängenbleiben ausgeschlossen ist". Der
beiden
Mark erhöht. Das ausscheidende Mitglied des Aussichtsraths
ist natürlich empört, aber er findet sich schließlich in die Sache.
und
wurde einstimmig wiedergewählt. Der Geschäftsgang ist, wie die
Knnist die Rana mit ingen Anschauung aber einem anten