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dem! Stück recht gnädig von einem für den Verfasser, wie es schien,
sehr vortheilhaft zusammengesetzten Publikum aufgenommen,
das die Gelegenheit, ein Wiedersehen zu feiern, nicht vorüber
das
gehen lassen wollte. Baron liebt ein prächtiges, aber — reiches
lt den
Mädchen aus dem Volke; daß das Mädchen ihn wiederliebt, ist
Scheve¬
keine Frage. Baron hat all sein Geld verjubbt, zeigt aber in
3. No¬
der Nothlage erst recht, welch' ein Baron er
1 nach¬
fängt wahrhaftig an zu arbeiten und erwirbt Geld
einen
und Mädchen. Des größeren Nachdrucks wegen wird das Thema
) durch
an zwei Exemplaren abgewandelt. Die Lücken, die bei solcher
igewalt
Handlung immerhin noch entstehen können, werden durch den
Würde
Gegensatz von vornehm und gering, durch die alten Bourgeois¬
tthalter
Gentilhomme=Gespäßigkeiten ausgefüllt. Der Kachelofen=Töpfer¬
sat eine
meister im Salon oder seinem unverschämten Diener gegen¬
esandt.
über, das sind Gelegenheiten, mit Geist und Witz nur so
utische
zu sprühen. Das Stück erscheint ungewöhnlich matt. Selbst
jer an
wer bei dem „Weißen Rößl“ sich vortrefflich unterhalten hat, wird
st das
s scheint, daß das Schauspiel¬
hier kaum mitkönnen.
Augen¬
haus auch bei unseren Lustspielklassikern Blumenthal=Kadelburg
I von
sich allmähllch mit der zweiten Garnitur beanügen muß,
hi bei
statt Kastor und Pollux nur noch Max und Moritz lieben
dachte
kann. Die Aufführung war fast zu schade für solch ein Stück.
Frau Schramm und Herr Thomas, ein bienerei##
paar, Frl. Poppe und Frl. v. Mayburg, ein paar liebende
junge Damen, Herr Christians, der interessante Held, Herrn
I.
Hartmanns Diener und Herrn Vollmers angejahrter Baron
waren recht komisch. P. M—n.
war
atschen] — Arthur Schnitzlers Schauspiel „Das Vermächtniß“,
* Frei¬
das gestern abend erfolgreich im Deutschen Theater in
besetzte
Szeue ging, bietet in seinem ersten Akt eine Art Umkehr oder
ihrigen
ch war
Ergänzung zu Maupassauts „Musotte“. Bei Maupassaut
# III.
stirbt die Geliebte, und der Liebhaber, der sich gerade mit
wie er
dungs¬
einer Anderen vermählen will, eilt an ihr Sterbelager und
sit den
nimmt das überlebende Kind zu sich in sein neues Heim.
# erste
Bei Schnitzler ist es der Liebhaber, der plötzlich um¬
s, wie
#theil¬
kommt (beim Rennen gestürzt), und nun müssen die Geliebte und
aisers,
das Kind eine Aufnahme finden im Hause der Eltern des
Dahingeschiedenen! Dieser erste Akt, in dem alles Menschliche mit
beiden
dem
leiser und doch fester Hand angerührt und zum Klingen gebracht
zeinige
wird, ist voller Schönheiten und wirklich das Werk eines Dichters.
aß von
königin
Avgesichts des Todes beginnen sonst getrennte Menschen einander
gd noch
zu verstehen; Schranken, die für unübersteiglich gelten, fallen wie
er Aus¬
von selbst; Natürlichkeit, Liebe durchdringen siegreich die Herzen.
Jahren
dauert
Es ist ein „Vermächtniß“ des Todten, daß seine ehrliche
Geliebte und sein uneheliches Kind ihr Dasein mit dem
der Eltern, der Schwester, der Freunde verknüpfen sollen.
Wie dieses Vermächtniß erfüllt wird, zeigen die beiden folgenden
dirt im
der Er= Akte. Sie stehen an dichterischem Werth bei weitem nicht auf
ig Herr
der Höhe des ersten. Weil der Stoff sich unergiebig zeigt, werden
auch er
die bei von außen Motive gehäuft, Kontraste aufgeblasen, Chargen aus
No zu geführt; aber alle diese Bemühungen des Antors können nicht
4=sogar
verdecken, daß von nun ab theoretische Interessen im Vorder¬
grunde stehen, daß sich die Entwickelung um eine These
Wende
dreht, die, mag sie auch schön und edel sein, doch
treiben.
Krausj eben den erkältenden Hauch der These in sich trägt. Schnitzler
er nun
iß dies fordert, daß die nachgelassene Geliebte und ihr Kind
Hörer
„mit Liebe“ aufgenommen werden sollen. Er setzt dagegen
in der
den lieblosen Verlauf, wie ihn die Wirklichkeit zu bringen pflegt.
Lied
Sehr bedeutend erleichtert er sich seine Sache, indem er auch das
m“
ater
Kind sterben läßt. Mit der Mutter, der unverehelichten Toni
bei
Weber, macht man dann selbstredend so viel Umstände nicht,
ällig
und mögen auch verschiedene Meinungen gegen einander stehen,
mitt¬
leicht
die Vernunft siegt doch über das Herz und der Dichter läßt durch¬
Stufe
blicken, daß dieser Ausgang der armen Toni das Leben kostet.
rüher
rzog
Der Erfolg, der manchmal recht lebhaft wurde, ist, wie ich
ndern
glaube, ein Premièrenerfolg und zum guten Theile der wirklich
Herrn
vorzüglichen Darstellung zu danken. Eine stellenweise recht heikle
muß,
sollte
Rolle hatte zumal Emanuel Reicher, der den Vater spielte,
t dem
einen liberalisirenden Phrasenmacher und naiven Egoisten, eine
Figur von echt wienerischem Gepräge. Reicher führte seine Partie
mit großer Bravour über mancherlei Klippen hinweg und
ien¬
rettele so die im letzten Akt hie und da gefährdete Situation.
und
Prachtvoll und voller Naturkraft und Wahrheit war
Else Lehmann als Toni; es giebt heute kaum eine
viere.
Zweite, die Rollen dieser Art so schlicht und überzeugend zu
essen
spielen vermöchte. Einen stark von Doktrinen angeblasenen
seit
heht.] Doktor suchte die gewiegte Kunst Oskar Sauers zu einem
Kas lebendigen Menschen zu muchen, was ihm weit besser gelang als
Setien iet er er e