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10. Das Vermaechtnis box 16/4
12801.
eitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
ERVER“ vr. 80
Eeitungsberichte u. Personalnachrichten
hrkenstrasse 17.
Hlapest: „Figyele“
London, Newyork, Paris, Stockholm.
4er Jahren überschieeiii: teat, and ale auer erzahlen dabon
Unchner- Resliene
heute noch mit Begeisterung, wie König Ludwig I. tröstete, half
und die Stätten der Armuth aufsuchte. Denn damals, ohne die
Uferaufschüttungen und den Eisenbahndamm, war die Au den
Ueberschwemmungen noch mehr ausgesetzt als jetzt.
Letzte Telegrammes. S. 4
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D LIET S
wenn sie es beabsichtigten, zu unbedeutende Geschöpfe. Aber über diesen
Betty: Ich vielleicht .. .ich hätte — aber Du nicht — Du nicht —
chauspielhaus.
unbedeutenden Geschöpfen hängt, dem einen näher, dem andern ferner,
Franziska: Auch ich, Mama, ich fühle es so tief. Wir sind feig
der Fluch der Liebedienerei vor den Vorurtheilen und den Urtheilen der
MMünchen, den 15. September.
gewesen, wir haben es nicht gewagt, sie so lieb zu haben, wie sie
Gesellschaft. Sie haben den redlichsten Willen, den Eingebungen ihres
es verdient hat. Gnaden haben wir ihr erwiesen, Gnaden —
rmächtnis.
natürlichen Empfindens zu folgen und müssen dies Empfinden doch un¬
wir! — Und hätten einfach gut sein müssen, Mama.
weigerlich verleugne sobald die Außenwelt von ferne mit dem Finger
on Arthur Schnitzler.
Man wird nach alledem vermuthen, das Stück schildere auf eine
sie feineren Naturen, die aus einem anderen,
elhaus seine Pfosten wieder aufge= droht. Und so f
gewisse geräuschlose, höflich ironische Art den alten Kampf gesellschaft¬
aufrichtigeren Lebennen, Kränkung über Kränkung zu, ohne zu
Alten Heim, wie man hört. Denn die
lich getrennter Sphären, zwischen welchen die Liebe eine Brücke zu
ahnen welches Unheilh=Sanrichten. Treiben ein junges, liebenswürdiges
bis zum nächsten Sommer Asylrecht
schlagen versucht. Und allerdings ist Alles, was die äußere Physiog¬
Geschöpf in den Tod, ohne etwas Anderes zu beabsichtigen, als im
wurde, hat für die künftige Spielzeit
nomie der Dichtung kennzeichnet, dazu angethan, diese Muthmaßung zu
Sinne der Anschauungen, in welchen die Gesellschaft sie erzogen, ihre
Aussicht genommen. Schon soll man
bekräftigen. Aber ich glaube, daß hinter dieser äußeren Physiognomie,
Pflicht zu thun. Kurz, es sind Menschen, die nur mit den Augen des
ssig sein. Und vielleicht wird man
die bereits stark konventionell geworden sein dürfte, eine innere, seelen¬
Nachbars ihre eigenen Angelegenheiten sehen, nur nach den Gedanken
den höchsten Grad von Wahrschein¬
vollere, individuellere zu suchen ist, um derentwillen Schnitzler sein Werk
ihrer Kaste ihre Handlungen einrichten, Menschen, die man uns nur
straft. Die Rathschlüsse der irdischen
recht eigentlich geschaffen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein so
dann glaubhaft vorführen wird, wenn man in ihr Milieu die Außen¬
r himmlischen unergründlich sein.
wählerischer Herr, wie Schnitzlet, den tausend Anklagen wider die ge¬
welt mit tausend Augen und Ohren hineinlauschen, wenn man sie nur
hauspielkunst, wie gesag“, im Verein
sellschaftlichen Vorurtheile, den tausend Plaidoyers für die komment¬
zu Parade wohnen, zur Parade sich bewegen, zur Parade reden läßt.
Litteratur, ihren ersten jour fix ver¬
widrige Liebe, die wir bereits haben, ein 1001. Exemplar hinzuzufügen
Ihre Möbel, ihre Kleider, ihre Manieren, Alles muß voller Affektation
sich redlich auf diesen Abend gefreut.
beabsichtigt haben sollte. Dagegen höre ich hinter all diesen banalen
und ängstlicher Rücksichtnahme sein. Nicht eine Spur jener Geradheit
Schwestern, man fühlt sich so eigen¬
Weise die vielleicht blos für den süßen Pöbel komponirt wurden,
und Simplizität, die man im Schauspielhaus so vortrefflich zu geben
rftigen Empfangssalon. Das macht:
eine ne, unsäglich holde Musik ertönen, um derentwillen es sich auch
weiß, darf verlautbart werden.
nd Coulissen geprunkt, es werden hier
für d. Besten verlohnen dürfte, das Stück zu schreiben oder anzus
In dieses gekünstelte Milieu nun tritt die liebe, einfache Natur,
edrechselt. Auf einer kleinen Bühne
schauen. Ich möchte das, was ich meine, das Grabgeläute einer Liebe¬
eine junge Frau, die Geliebte des verstorbenen Sohnes der Familie,
entliche, Echte, Ewige einer Dichtung
nennen, ein nur für verwöhnte Ohren gedichtetes Requiem, worin eine
und ihr Kind, das Kind eben jenes Sohnes. Die beiden kommen arm
d der Schneider dürfen sich nicht
Welt von Schönheit und Sonnenschein zusammenbricht. Ist es Nie¬
und verwaist; aber die Eltern haben dem sterbenden Sohne gelobt, den
Kitum drängen. „Was glänzt, ist für
mandem aufgefallen, wie der Dichter immer dann die wärmsten Worte
Seinen eine sichere Zufluchtsstätte, ein Heim zu gewähren. Man em¬
uspielhaus hat man nicht die Ab¬
findet, wenn er von jenen Tagen redte, die nun unwiderbringlich vor¬
pfängt die Ankömmlinge also freundlich und sogar mit einer gewissen
getri in die Neuthurmstraße, so
über sind? Und nun merke man einmal auf, wie er die Zeugen und
Herzlichkeit. Man hat ja im Grunde ein so gutes Herz, man sündigt
i gesetter Leute gehen, ohne Frack,
Zeichen dieser Tage, eines nach dem anderen, in tiefer Ergriffenheit zu
ja, wo man es thut, im Grunde blos aus Dummheit. Nicht ein hartes,
d#er sicheren Erwartung geistigen
Grabe trägt: zuerst Hugo, dann das Heim des Paares, dann den Garten
nur unsäglich alberne Worte werden bis zum Schluß des Stückes ge¬
vor der Stadt, worin der kleine Franzi gespielt, dann Franzi selbst,
sprochen. Und doch wissen wir Alle gleich zu Anbeginn, zu welchem
dann Hugo's Zimmer, das Toni mit einem letzten Blick ihrem Gedächt¬
che „Der##ciß in diesem Sinne
Ende diese Vereinigung so heterogener Gesellschaftselemente führen
niß einprägt, zuletzt, als nichts mehr übrig ist, Toni. — Ich glaube,
wird. Die vor jedem thörichten on dit zitternden Professorsleutchen
se angesseh## Stüg. Es will dem
dieser stille Trauerzug, der weit im Hintergrund und nur für die Leute,
Gesichte
werden nicht halten können, was sie ihrem Sohn gelobten, und jene
„Denn es erfordert
welche über Vordergründe hinwegzublicken wissen, durch das Stück ge¬
Miusstatungl. M.
von Liebe verzärtelten Geschöpfe eines standesamtlosen Glücks
eghlich in einer
werden in der frostigen Herzlichkeit ihrer tugendsamen Umgebung als= leitet wird, ist etwas so Köstliches, wie man es nur selten im Theater
er gesellschaftig #thei, die
erleben kann.
bald erfrieren. In der That stirbt der kleine Franzi in den ersten acht
ann. — Wir deschen, 4 Heim eines
Etwas so Köstliches allerdings auch, daß man es im Theater nie¬
Tagen der großelierlichen Pflege, und abermals nach acht Tagen verläßt
fen ganzes Sein ch Sinnen von der
darüber sagen Im Grunde seine kleine Mama das Haus, um ihrem todten Glück die Hand in's mals recht gestalten wird. Die hiesige Aufführung z. B. hatt; es ganz
ieser Professor und Abgeordnete, und Grab hinabzureichen. Das ist das Ende. Und dies sind die letzten übersehen und sich lediglich auf die Modellirung der äußeren Geschehnisse
verlegt. Und selbst bei dieser Modellirung ist ihr das Glück keineswegs
und Tochter gute, zum Bösen, selbst Worte des Stückes: