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10. Das Vernnechtnis
—.
Ider Typus des Wiener liberalen Mannes. Währendjzeihen? Vermessen ist das. Strafen dürsen wir — undl stimmen
7 Un da Vermächtnig.
die anderen Personen nicht geräde plastisch charakterisirt rächen meinethalben . . . .. Aber zu verzeihen ist doch talitätsfrei
Schauspiel in 3 Akten von Arthur Schnitzler.
sind, ganz dem Wesen des Problemdramas entsprechend,Keiner gut genug.“ Lieber wäre es dem Herrn Professor man von
(Münchener Schauspielhaus d. 15. Sept.)
dem die Hauptsache der Fall ist, ist dieser Normalmannfreilich gewesen, sein Sohn hätte sein Leben genossen.sorgen wer
eingehender und schärfer gezeichnet. Seine Frau Betty,wie das nun mal Sitte ist und wie er auch, der dieworan sie
„Wir sind feig gewesen, wir haben es nicht gewagt,
die zu ihm in keinen „wirklichen Beziehungen steht“ ist
Dinge stets in ihrer wahren Bedeutung und nicht nach
Dasein vo
sie 's pob zu haben, wie sie es verdient hat. Gnade
weich und gutmüthig, aber ohne allen Fonds. Weiter
der landläufigen Moral auffaßt, es verstanden hätte. Ein
Rücksichten,
haben #er ihr erwiesen, Gnade — wir! Und hätten ein¬
ist de die Schwägerin Emma, die vertraute Freundin
Verhältniß haber als junger Mann — natürlich, aber haben gesie
fach gut sein müssen!““
In diesen Worten zieht der
Hugos, jungverwittwet, aber offen und resolut und voll
das Hängenbleiben muß ausgeschlossen sein. Und wer
Sprecher des Antors das Schlußsazit aus dem Fall, der
Theilnahme für die Toni, die wie sie selbst Freud und
weiß, ob er nicht Recht hat, wenn er weiter kalkulirt: Frau Emn
dem Vermächtniß als Grundlage dient. Also ein
Schmerz der Liebe durchgemacht hat. Dann ihre Tochter
Wäre Hugo am Leben geblieben, er hätte dies Verhält= sich zu neh
Thefendrama. Die Unversöhnlichkeit zweier Welten wird
Agnes, die backfischartig für den Lugo schwärmte. Im
niß gelöst und eine Frau aus der anständigen Gesell¬
verhandelt.
schrossen Kontrast dazu Dr. Ferd. Schmidt, der Haus=schaft genommen, wie es ausschließlich alle jungen Männer
Franz
Der Sohn einer großbourgeoisen Familie, Dr. Hugo
arzt Losattis, von der Familie ihrer Tochter Franziska
thun, die in der Welt und mit der Welt leben wollen.
Unrecht, da
Losatti, hat seit Jahren ein Liebesverhältniß mit einem
zum Gatten bestimmt. Wie Frau Emma die versöhn¬
Das Band, das die beiden einander fremden Welten
lat. Alles
kleinbürgerlichen Mädchen, Toni Weber, das seinetwegen
liche, wenschliche Geinnung verkörpert, so er das kon¬
zusammenhält, ist das Kind. Für Toni ist es Alles und
der Alles
den Vater verlassen mußte und nun von dem reichlichen
ventionelle Prinzip. Ein freudenloses hartes Leben hat
Eins, nachdem sie den Vater und den Geliehten verloren
Tysten er
Taschengelde des reichen jungen Mannes unterhalten
alles Freie und Heitere in ihm erstickt. Pflicht und Sitte
hat und in hilfloser Verlassenheit dasteht. Für die Lo¬
in don Wo
wird. Ihrem Bunde, den nur die Zärtlichkeit knüpfte
und die starre bürgerliche Moral bilden einen undurch¬
sattis ist die Mutter nur das Zubehör zum Kinde —
des Dram#
und den der Trauschein nicht legitimirte, ist ein hübscher,
dringlichen Panzer um ihn.
von vornherein, wenn es ihnen auch zunächst nicht voll
über die ##
blasser Knabe entsprossen. In ihrem süßen Glück leben
In diese Gesellschaft tritt Toni Weber mit ihrem
ins Bewußtsein tritt. Auf den Lippen, in den Augen
Schbeidt,
die beiden Menschen dahin, unbesorgt um das, was die
Kinde ein. Was in der Rührung versprochen wurde,
des Buben da sind für Frau Betty all' die Tage, die
gefähle er#
Zukunft bringt. Mit einem jähen Ruck wird es ge¬
wird gehalten von der Familie Losatti's. Ja der Pro¬
ihr der Hugo nicht gegeben hat. Das Kind legitimirt
Sch
sprengt. Was nun? Huge ist von dem Pferde gestürzt.
fessor, der sich rühmt, allezeit ein liberaler Mann ge=gewissermaßen die Mutter. Der Konflikt bleibt latent.
ganz verni
Zu Tobe verwundet wird er ins väterliche Haus gebracht.
wesen zu sein und ein liebender Vater, findet eine ge=[Was wird aus unserem Problem — der Unvereinburkeit
das Räse
Nock, hat er die Kraft, seiner Mutter sein Geheimniß
wisse Genugthnung darin, die Freiheit seiner Ansichten der beiden Lebenskreise? Schnitzler läßt den Bubi krän¬
Advokasenp
anzuvertrauen, ihr das Versprechen abzunehmen, daß
zu beweisen. Mit posirendem Stolze ist er bereit, auf keln und sterben. Die Gegenpartei in Gestalt des Dr. Trauerslimg
man Toni und ihr Kind ins Haus aufnehmen werde,
den Verkehr mit Leuten aus seiner Gesellschaft zu ver=Schmidt, greift jetzt ein. Für ihn ist die Mutte. jepzif nicht imme
als ob sie immer seine rechtmäßige Frau gewesen wäre.
zichten, die ihn nunmehr meiden wollten. „Eine Pflicht zur Maitresse geworden, die in einem anständigen bür=brochen di
Zum letzten Abschiede werden beide rasch herbeigeholt.
haben wir zu erfüllen, das ist das erlösende Wort“, sagt gerlichen Hause nichts mehr zu suchen hat. Dene in Novellisten
Um das Sterbelager sind beide Welten versammelt.
er mit wohlklingendem Pathos. Ja er spricht sogar von dieser Welt gelten andere Gesetze. auf denen die ganze die Densch#
Und wenn auch die offenen Widersprüche und Gegen¬
einem Rechte, das man solchen Geschöpfen wie Toni
Ordnung beruht, als in jener, in der man sich einfach zu plander
sätze in dem feierlichen Ernste der Todesstunde
gegenüber in Anspruch nehmen dürfe, dem Recht zu ver=nimmt, was einem gefällt — ohne Skrupel, ohne vermögen.
schweigen, wir ahnen sie bereits. Der Vater Hugos,zeihen, worauf ihm Frau Emma erwidert: „Verzeihen? Reue. Im Einverständniß mit dem Professor und Maupassant#
der Professor und liberale Abgeordnete Lossati, ist
. was hat überhaupt ein Mensch dem andern zu ver= dessen Gattin, deren Schwäche sich rasch um= „Vermichtn