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box 16/4
10. Das Vermaechtnis
Dano-d
Pe0 Mt)
Teil eingehender gewünscht. Immerhin
sympathischer Dialektik. Kann ein
genügen die hier kurz skizzierten Mit¬
solches Stück das Gefühl des Volkes
bilden, erweitern in unserem Sinne?
teilungen, um, wie gesagt, zu Vergleichen
anzuregen, die für unser deutsches
Mir scheint, die Leitung steht da noch
öffentliches Kunstleben nicht günstig
zu sehr im Banne des „freien" Bühnen¬
ausfallen können. Wir überlassen die
ideals, das mit seiner Neigung für
aufklärende Arbeit der Tageskritik,
polizeilich verbotene Werke ja unzweifel¬
der gar oft nicht ein Mal der Raum
haft von Segen war, das aber jetzt
und die Muße vergönnt ist, sie auch
doch überwunden werden muß. Man
nur nach bestem Wollen und Ver¬
gebe getrost ältere Werke, und Denn
mögen verrichten zu können. Dabei
sie auch auf der Hofbühne um so und
darf man von unserer dramatischen
soviel bunte Dinge schöner dargestellt
Literatur keck behaupten, daß ihre her¬
werden. Es muß ja nicht immer
vorragenden Werke weit mehr Anlaß
das Funkelnagelneueste sein, und für
zu tiefer greifender aufklärender Arbeit
ganz verfehlt hielte ichs, ließe man
geben, als die der Franzosen, ein Grund
sich vom literarischen Cergeiz verführen,
mehr, die Verbindung von theatralischen
in der Premierenhatz der ständigen
Vorstellungen mit kritisch=historischen
Bühnen mitzuthun. Der ästhetischen
Pro= oder Epilogen an Ort und Stelle
Erziehung zu dienen — das, meine
mit allem Ernst ins Auge zu fassen.
ich, wäre jetzt das Ideal einer Volks¬
bühne.
Es muß übrigens festgestellt werden,
daß man Max Banner nicht nur für
Das Stück wurde merkwürdig
diese spezielle Anregung, obwohl er sie
achtungsvoll von den annähernd fünf¬
direkt nicht ausspricht, zu Dank ver¬
hundert Menschen aufgenommen. Kein
pflichtet ist, sondern auch für so man¬
lärmendes Bejubeln der Tendenz, aber
ches treffende Wort in seinem sachlich
eine festlich=andächtige Aufmerksamkeit,
gut orientierenden und hübsch zu lesen¬
die einen gehaltvolleren Gegenstand
den Buche. Er bringt über das mo¬
verdient hätte. E. Kalkschmidt.
derne französische Theater viel klar und
musik.
scharf Beobachtetes aus eigener, inter¬
essierter Anschauung und ohne Vor¬
Unter unserm Aufsatz über Anton
eingenommenheit pro et contra.
Bruckner stand im vorigen Hefte
L. Tier.
„Schluß folgt“. Aber es soll nicht
Die Münhner Volksbühne
sofort der Schluß, sondern es sollen
ist nun gegründe!. Die erste Vor¬
ein paar Aufsätze folgen, welche die
stellung fand kürzlich an einem Sonn¬
wesentlichsten Seiten im Schaffen
tag Nachmittag im Schauspielhause
dieses Bedeutenden und viel zu wenig
statt; man gab Schnitzlers „Vermächt¬
Gekannten besprechen. Zu einem jeden
nis“ mit den Schauspielern des Hauses.
möchten wir gern ein paar Notenbei¬
„Ein Volksstück im besten, im edelsten
spiele geben. Damit dadurch nicht
Sinne dieses Wortes“ wird hier an
andere Komponisten ungebührlich zu¬
rückgedrängt werden, haben wir uns
habe nichts Volkstümliches in diesem
entschlossen, die Bruckner=Aufsätze über
Stücke gefunden, sondern eine aus¬
eine Strecke Wegs zu verteilen.
gesprochene Tendenz, die an das gute
Ueber Mascagnis neue Oper
Herz der Gebildeten pocht. Plaidiert
„Iris“ schreibt man uns aus Frank¬
doch das unglückliche „Mädchen aus
furt: Das dem japanesischen Leben
dem Volke“ deren Sache verfochten
entnommene etwas anrüchige Libretto
wird selbst ganz wohlüberlegt für
ist mit wirklichem Geschick theatralisch
diese Sache, noch dazu in recht wenig
wirkungsvoll hergerichtet. Es behandelt —
Kunstwart