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10. Das rnaechtnis box 16/5
— Smeage, Christlania, Gent, Kopen.
###, London Madrid, Mailand, Minneapolis, New Vork.
* e, voen An Barenen, Seshehn, 8 Brnang.
(redlenangabe ohne Gewühro
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Eheater und Kunst.
Lustspieltheater.
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Trauer. Im dritten Akt wird die Geliebte so jäh so —
plötzlich aus dem Hause der Eltern gewiesen, daß sie sich tötet.
Aber auch diese unpsychologische Brüskheit ist nicht tiefer
mollviert (der Philister resnektiert doch die offiziellen Trauer¬
fristen!), und so wirkt auch diese Tragik eigentlich mehr als ein
unnötiger Unglücksfall. Drei Akte wird in diesem Stück ge¬
trauert, deshalb ist es ein Trauerspiel. Seinen eigentlichen Kon¬
flikt empfinde ich als konstruiert. Warum sollte dieses Mädel,
das den Tod des Geliebten und des Kindes tapfer und kraftvoll
ertragen, durch den Verlust einer kaum angeheirateten, wesens¬
fremden Familie zum Selbstmord getrieben werden? So arg
ist der Familiensinn in einem Magistratsbeamtenmilien, wo die
Töchter Toni heißen, nicht hypertrophiert. Die ungewöhnliche
psychologische Bohrkunst Schnitzlers hat zwei Gestalten dieses
Werkes meisterhaft gestaltet: den liberalen Professor Losatti und
den freudlosen Streber Doktor Schmid. In diesem Professor
Losatti ist dem Wiener Liberalismus mit seinen humanitären
Posen, seiner inneren Feigheit, seiner seelischen Hohlheit — kein;
Gefühl ist wahr und warm gewachsen — ein Denkmal für alle
Zeiten gestaltet. Hier hat Schnitzlers Bohrkunst eine stille
revolutionäre Tat vollbracht. Wie ja überhaupt Schnitzlers vor¬
nehmste Tugend die Vermeidung alles Lärmes ist. Im „Ver¬
mächtnis“ hat er den Liberalismus, der immer vom „Mensch¬
lichen“ — redet, ganz still und gründlich vernichtet. Wer hat
Ohren für so leise Dichterrevolutionen? Ganz erstaunt war
ich, als ich dem Doktor Schmid im „Vermächtnis“ begegnete.
Derselben Gestalt, bis aufs Tüpfelchen der gleichen, ja mit ganz
denselben Problemen, ja mit den gleichen Redewendungen aus¬
gestattet, sind wir im vorigen Jahre in Felix Saltens Einakter
„Vom anderen Ufer“ begegnet. Die Aehnlichkeit dieser Gestalt
ist frappant, unerklärlich frappant. Daß die Kinder zweier
Väter sich so ähnlich sehen können! Schnitzlers Werk ist (selbst¬
verständlich) das ältere . .. Den Professor Losatti gab Herr!
Maran. Die ungeheure Arbeit des Künstlers, der sich in so
ernsten Aufgaben bemüht, die letzten Spuren seiner originalen
Komik zu verwischen, muß bewundernd anerkannt werden auch
von dem, der eigentlich das Ergebnis nicht ganz im Verhältnis
zu dem schönen Aufwand künstlerischer Energie findet. Frau,
Niese hatte aus ihrer Physiognomie dreihundert Förster¬
Christeln wegzulöschen. In vielen Augenblicken gelang es ihr
gelegentlich wurde sie doch wieder zu weich und weinerlich. Noch
ein Geständnis sei gewagt: Im Stück ist fortwährend von Tonis
Schönheit die Rede. Frau Niese sieht ja sehr lieb, sehr gemütlich
sehr fraulich aus; als die bezaubernde Maitresse, von der im
Stück die Rede ist, kann sie nicht gelten. Ausgezeichnet, ein
Muster von Diskretion, in einer Episode war Herr v. Lessen.
Sehr schön, sehr schlicht, mit allen Zeichen einer echten Begabung
Fräulein Camilla Gerzhofer. Mit einem sachlich interessierten
Regisseur könnte sich hier ein inniges Talent entfalten. Im
ganzen stand die Aufführung nicht auf der Jarnoschen Höhe.
st. gr.
Telephon 12801.
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* I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
6
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
□ in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Omlienangabe ehne Gewälr.
& Ausschnitt ans:
iener Hausfrauen Zeitung, Wien.
E vom: 15.N0l 1908
Im Wiedener Theater hat Mjani Aguglia ihr nervenerregendes
Gastspiel beendex und kann die seltee Küntlerin mit dem Erfolge ihres
Wiener Aufanthottez sehr zufriedehsseingSy und ihre Partner boten
großartige Lngnrnhat wahrlich mit dem Bei¬
falle nicht gbkatgt. Die Volksoper hat LWbecsieche“ in ihren Spielplan
einverleibt, und das Lustspieltheater „Das Vermächtnis“, ein Schau¬
spiel von Artur Schnitzler, zum erstenmal gegeben. Das Stück ist vom
Burgtheater her bekannt. Das Vermächtnis, welches der Sohn vor¬
nehmer Eltern, der sich durch einen Sturz vom Pferde dem Tode nahe
fühlt, hinterläßt, ist, sich seiner ihm nicht ebenbürtigen Toni und seines
Kindes anzunehmen und diesen ein Heim zu geben. Aber nur seine
Schwester Franzi vergißt die Schranken der Konvention, und als auch
das Kind stirbt, weist man Toni die Tür, die ihrem Liebsten in den
Tod folgt. Das meisterhaft aufgebaute Schauspiel fand im Prater eine
würdige Interpretation. Niese und Maran hatten erschütternde Töne. —
so daß die Aufnahme des Werkes eine ungemein warme war.
Telephon 12801.
We Prererer Shnn
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quollenangabe ohne Gewähr.
Ausschnitt aus:
Monlags-Blat (ubl. at.), Hien
E vom: 6 11 1602
(Lustspieltheater.) Schnitzlers „Verm ächtnis“ ist aus
#dem Burgtheater her bekannt undehter schon seinerzeit ausführlich
gewürdigt worden. Bleibt also nur zu konstatieren, daß dieses
Ensemble der gewitterschwangeren Stimmung im Hause Losatti,
dieser unheimlich echten Psychologie, allen Farbenvaleurs von
Schnitzlers Lieblingsthema „Liebe und Tod“ gerecht wurde.
Tiefe Ergriffenheit lag über dem Hause, das im Banne der tragi¬
schen Kunst einer Niese, des unheimlich transparenten Maran,
des scharfen Forster, des sympathischen Fräuleins Matscheko
stand. Ein Abend reinen Genusses „in den Auen“ — das hat der
Künstlerwille Jarnos zuwege gebracht."