Faksimile

Text

box 16/2
10. Das Vernaechtnig
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte. Aus
10 5
„OBSERVER“ Nr.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachr!
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus: See Voinde Cerr.
vom 0//71
Gedanken des jungen Modedichters
Willy Mumpitz.
Dieses stumpfsinnige Wiener Pu¬
blicum ist unverbesserlich. Da rennt
es zum „Erben“ des Philippi und
lässt das kostbare „Vermächtniss“
Schnitzler's unberücksichtigt. Freilich,
unser Witzbold sagt immer: „Das Pu¬
blicum lässt den Doctor Schnitzler
es büssen, dass er Arzt ist und —
behandelt ihn schlecht“.
##uge-Bedingungen.
f. 7.50
Ter 50 Zeitungseusschnitte (Artikel oder Notizen)
ine
14.—
100
25.—
200
55.—
im
500
100.—
" 1000
im Gegensalze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte istedes
auch steht es der

Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begreuzt;
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
Theater.
Hof=Burgtheater.
11—e. Also wieder ein Plaidoyer für die „Freie Liebe“.
Herr Schnitzler läßt nicht nach. Das Galerie=Publicum des ##d #0
Burgtheaters hat er richtig schon für seine neue Gesellschaftsordnung
B 1219
gewonnen. Aber die auf den Parquetsitzen und in den Logen
schwanken noch bedeutend. Das wird wohl noch ein Paar dreiactige
2
Stücke kosten. „Das Vermächtniß“ fängt recht traurig an. Im
ersten Acte stirbt ein junger Doctor Juris, der vom Pferde gefallen
ist. Sein „Vermächtniß“ besteht in einem hübschen Knaben und seiner
Mutter, welche die Geliebte des Doctors war. Er läßt sich auf dem
Sterbebette versprechen, daß die Beiden im Vaterhause liebevolle
Aufnahme finden. Das geschieht auch. Als aber der Knabe im
zweiten Acte stirbt, bekommt dir
übrig gebliebene Gellebte
von der Familie, die ohnehin schon bei der „Gesellschaft“ in Mi߬
credit gerathen ist, das bonsilium abeundi, was sie sich so zu Herzen
nimmt, daß sie sich ins Wasser stürzt.
Die Frauenzimmer der Familie Losatti sind unschuldig an
diesem Selbstmord. Sie sind alle für die ledige Witwe des Ver¬
storbenen eingetreten. Wie schlecht kennt Herr Schnitzler die Welt
und die Menschen! Noch eher wär es begreiflich, wenn sich die
Männer der Familie für die hübsche Hinterbliebene echauffirt
hätten. Aber die Frauenzimmer! Die sind in der Regel sehr schlecht
auf eine solche junge Dame zu sprechen. Es erscheint daher sehr
wenig glaubwürdig, wenn die Schwestern des Verstorbenen so hitzig:
für dessen Geliebte Partei nehmen. Der Autor hat sich nicht einmal
die Mühe gegeben, diese Toni Weber — so heißt die nachgelassene
Geliebte — besonders liebenswürdig zu zeichnen, um die außer¬
ordentliche Zuneigung, die sie bei den Damen der Familie findet,
wenigstens einigermaßen begreiflich zu machen. Die Damen müssen
einfach für das Thema eintreten, welches Herr Schnitzler zu beweisen
sich vorgenommen hat, und ihre Zuneigung zu Toni Weber ist daher
eine rein doctrinäre. Man merkt die Absicht und wird verstimmt.
Die Vertheidigung der Gesellschaft gegen das Schnitzler'sche Princip
der „freien Liebe“ wird sehr lau geführt und hat sich der Autor bei
der Vorbringung der diesfälligen Argumente nicht sehr angestrengt.
„Was einen guten Mann so glücklich gemacht hat, das kann unmög¬

lich eine Sünde sein“.
sagt eine von des Verstorbenen Schwestern.
Eine gefährliche Behauptung im Munde eines jungen Mädchens
Die Exposition im ersten Acte ist sehr langwierig. Alles,
was dem Tode des jungen Mannes vorhergeht, ist sehr überflüssige Ausstellu
Milieu= Schilderung. Der zweite Act ist der beste. Im dritten Auf¬
gestellt;
zuge geht es wieder mit dem Interesse des Zuschauers stark abwärts.
zu bring
Die Aufführung war nur zum Theile gut. Herr Hartu ann
verbildlig
spielte den Professor Losatti. das Familienhaupt, mit löblicher
verschwit
Consequenz, aber leider falsch im Tone. So spielt man einen pen¬
Nebel o¬
sionirten Obersten aber keinen Professor. Frau Schmittlein, die
als es
treffliche Darstellerin von Gestalten aus dem Volke, findet sich nun
dem Po¬¬
einmal in den „höheren“ Kreisen nicht zurecht; sie sah auch gar zu
in die 4#
alt für die Frau des Professors aus. Frau Schratt lieh der
füllt, #n
Weber=Toni ihre Liebenswürdigkeit, ihre Anmuth und ihre Einfach¬
Sofa's
heit. Frau Hohenfels als Franziska sprach ihre Rede am Schlusse
eine Daz
des letzten Actes mit hinreißendem Ausdruck. Frl. Medelsky als
daß man
Agnes war farblos, Frl. Bleibtren als Frau Winter eine sehr
Spiegel
stattliche Dame, Herr Devrient als Doctor Schmidt vortrefflich.
Hut“ stell
Der Erfolg des Stückes bei der Première wird nicht nachhalten;
der Titel
dazu fehlt es dem „Vermächtniß“ an Wahrheit und an einer fesseln¬
manche die
den Handlung.
und die pli
unterliea
mod
Deutsches Volkstheater.
H—e. Das ehrwürdige Alter von 200 Jahren hat Molièr¬
m Kranken“, nicht viel von seiner kor¬