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redung auf die Straße zu kommen, was ihm verweigert
wurde. Hauptmann Giers war unlängst erst aus dem
9.3. De
ruene Kakadu
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fernen Osten zurückgekehrt; er hatte den Krieg mitgemacht
und den Tapferkeitssäbel erhälten.
Bei Lydia Jaworskaja.
Heuie abend spielt die Jaworskaja zum erstenmal
in Wien. Man kennt sie seit cmigen Tagen, kennt sie von
Plakaten wo sie anmutig stilisigt# mist einem lieben Lächeln
sitzt, a fr. Pomvadour fosikrt in ein weißen Perrücke. Kennt
Es heißt in Künstlerkreisen, daß bei der ganzen
sie und Fnutisie nicht, hel binky' Einoruck, der gar keiner ist.
Assaire der zweite Obersthofmeister Fürst Monte¬
In einom Zimmer des Hbisks, wo sie hier wohnt, sehe ich sie
nnovo, in dessen Ressort die Hoftheater gehören,
dann zum zwfitzn####in Wirklichkeit zum erstenmal wieder.
nicht gefragt wurde.
Denn sie ist g änders als das süße Lächeln auf den
Plakaten Ein hartes, slawisches Gesicht und blaue Augen, die
Bis vor zwei Jahren war es in der Aristo¬
ganz weich, wie die der Madonna blicken. Eine gerade, helle
kratie Sitte, vor Premièren in der Directionskanzlei
Stimme. Sehr schöne nervöse Hände. Aber das charakteristischeste
anzufragen, welcher Art die Novität sei und ob der
an diesem Menschen sind die Lippen. Grobe, fast kantige
Besuch der Erstaufführung sich — empfehle.
Lippen, die der ganzen Physiognomie eine grausame Härte
Von dieser Uebung ist man abgekommen und
geben, eine Unerbittlichkeit des Ausdruckes, wie von einem
es kamen in letzterer Zeit blos verheiratete Mitglieder
großen Schmerz, den die Jahre hineingezeichnet haben. Und
des Hofes zu den Premièren.
diese gar nicht starrenden, gar nicht funkelnden Augen
scheinen immer gegen die Tragik des Gesichtes anzukämpfen.
„Der arme Heinrich“ — bedroht.
So ist die ganze Frau. Ihre sanften, lyrischen Empfindungen
Man erfährt jetzt, daß auch Gerhart Haupt¬
sind fortwährend durch die Energie ihres Wesens alarmiert;
mann's „Der arme Heinrich“ in Mißeredit gerieth
von innen heraus aufgerüttelt, revolliert. Sie spricht deutsch.
und daß von einer dem Obersthofmeisteramte sehr
„Ihre Stimme ist scharf und grell, das Wort klingt, als hätte
nahestehenden Seite eine sehr abfällige Be¬
#s sich unter Opalen losgerissen, wie ausgestanzt' in rauher
merkung über das Werk siel. Die Scene in
Plastik. Ganz weich, verträumt sieht ihr Mann, der Fürst
der Kapelle des Einsieblers wurde direet
Bariatinsky, aus. Man stellt sich die Russen sonst anders vor.
getadelt und blos dem Einschreiten eines hohen
Auf aller Sentimentalität lastet immer schwere Apathie, eine
Functionärs gelang es, die Dichtung im Repertoire
dumpfe Gleichgiltigkeit — der Ausdruck Rußland. Aber hier
zu belassen.
ist nichts von dem schlank, blond, wie menschgewordene Sym¬
pathie sieht der Fürst aus. Die Jaworskaja erzählt von ihrer
„Der grüne Kakabu“
Reise.
Sechstausend Kilometer fähr sie seit Ende De¬
von Schnltler wurde inhibirt, weil eine nicht in
zember
von der äußersten Station der mittelasiatischen
Oesterreich lebende Erzherzogin, welche der Auf¬
Bahn.
durch Turkestan, über das Kaspische Meer.
führung im Burgtheater anwohnte, meinte: „Un¬
den Nordkavkasus hat
edurchquert und ist über
glaublich, daß man so ein Stück im Burg¬
Südrußland zuletzt noch Polen gekommen. Warschau und
theater geben kann!“
noch vor ein paar Tagen Lodz. Und überall müssen die Leute
begeistert gewesen sein, so weit sich laute, lärmende Auerken¬
nung in Zeitungskritiken widerspiegeln. In Poris ist sie mit
Von Gerhart Hauptmann ist bisher keine
Kultur und Schauspielkunst des Westens in Berührung ge¬
Antwort an Director Schleuther gelangt.
kommen, hat Erfolg über Erfolg gehabt, ist gleich neben die
Was mit „Rose Bernd“ geschehen wird?
Duse und die Bennthardt gestellt worden. „Une remorquable
Das Werk ist für Wien Eigenthum de¬
esmedlienne“ schrieb Catulle Mendes. „Sie sind nicht nur
Burgtheaters. Gerhart Hauptmann kann jedoch das
eite Schauspielerin, die ganz natürlich eine große Dame ist,
Stück vom Burgtheater zurückverlangen und es
sie sind eine Prinzessin, die es versteht, einfach, gut und wahr
einer anderen Wiener Bühne überlassen.
zu sein,“ sagie Monnet Sully, der größte französische Schau¬
Man glaubt, Hauptmann werde „Rose Bernd“.
spieler, auf dem Bankett zu Ehren der Jaworskaja.
dem Director Brahm für die Aufführung
Sie hat viel von den neuen Stil'orderungen gehört.
=Carl=Theater übergeben. Im Mai trifft
heater in Wien
Wort und Sache kommen aus Deutschland. Doch haben Namen,
Berliner Deut
wie zum Beispiel der der Eysoldt nie an ihr Ohr geschlagen.
ein und dann dürfte „Rose Bernd“ wieder gegeben
Nur Kainz kennt sie, und während unten Lewinsky zu Grabe
werden Stück muß aber der Censur in der
getragen wird, sagt sie nur, sie habe gehört, ein großer Schau¬
Statthalterei vorgelegt werden, welche über die
spieler wird heute bezraben. Naturalismus, Realistik! Ja, das
in Privattheatern aufzuführenden Werke entscheidet.
sind Worie, was heißen sie? Kunst ist Kunst, meint Frau
Das Deutsche Volkstheater hat sich
Jaworskaja, und sie ist mit sympathischer Heftigkeit bei dem
rnd MM bisher um diese Dichtung nicht leworben, dent
Theme. Ich bin gegen die äußerste angewandte Realistik, gegen
auch vorläufig nicht daran.
das absolute Kopieren der Wirklichkeit auf dem Theater. Es
In Künstlerkreisen wird das Verbot stark
genügt nicht, ein paar Aaußerlichkeiten auf der Bühne nach¬
discutirt. Als Frau Medelsky, die Darstellerin
zumachen. Kann man denn Ibsen so spielen wie eine Wirklich¬
Rose Bernd“ der Rose Bernd, gestern davon erfuhr, brach sie in
keit? Er sieht doch die Dinge tiefer als sie wirklich sind.
Thränen aus.
Denken Sie an seine Frauen, an die Reberka West, die Hilde
n Gesprächs¬
Die nächste Novität im Burgtheater ist Wil¬
Wrangel, an die Hedda Gabser. Ibsen ist Irrationalist.
ttern allerlei
brandt's „Timandra“. Dieses Werk wird heuer
Man kommt bei ihm mir
der Realistik nicht
len der Be¬
aus, er
braucht noch eine Kraft,
die letzte Novität sein.
die Mystik
künftig eine
Am kommenden Sonntag findet die Reprise
aus seinen Gestalten zu heben; die Kompliziertheiten, die Viel¬
lenfur ein¬
von „Gyges und sein Ring“ statt.
fältigkeiten eines Menschen lassen sich realistisch entwickeln, aber
sspruche eines
die höchste Wahrheit nach der Irene strebt, die Sehnsucht der
al“ gehand¬
Rebekka West sind nicht von dieser Welt. Und kommen wohl
nicht aus der medizinischen. Ich habe mir die Irene in „Wenn
n Novitäten
wir Toten erwachen“ nie als pathologische Erscheinung gedacht.
irection des.
Wir sehen sie so, aber es ist nicht mehr als eine fire Idee.
d er¬
War denn Beethoven taub? Für uns soll er's gewesen sein.
ufführbarkeit
Hhnengescheree Verlag (Berlin) ist soeden run n 2,
neuer Romann von Hermann Hesse „Unterm Rad“ er¬
Aber er hörte seine innere Stimme, hörte den Ton, das Fließen
erte alle an¬
schienen. Von dem Buche sind bereits zwei Auflagen ver¬
des Baches, die Stille vor dem Sturm. Jeder ist das, was
se
i eliminirt.
griffen.
er sich selber ist. .
em Bühnen¬

Im Verlage der Wiener Musikalienhandlung
ni
funden,
So kommen wir von einem ins andere, auf viele Dinge,
Stephan Gisser erschien soeben unter dem Titel „Der
sie
auf“ e
neue Gedanken schieben sich ein. Ich spiele alles, sagt Frau
(grüne Kakadu“ die auforisierte deutsche Ausgabe des
Zu
burlesken amerikanischen Couplets „The green Cacatoo“
Jaworskaja, sie sehen, Wedekind, Schnitzler, Dumas. Im
Er
ctien
von Eugen Joessel. Lavt Mitteilung der Verlagsanstalt
ihr
„Erdgeist“ hat mich die Lulu direkt gepackt. Warum wir
wurden von der Originalausgade bisher über 300,000
eater,
Di
das in Wien nicht svielen? Ja, ich hörte, daß Wien so
Exemplare verkauft. In Wien ist „Der grüne Kakadu“
Die
weg
strenge in der Sittlichkeit ist. Ich hätte mich nie getraut,
bereits in allen bedeutenden Vergnügungsetablissements zu
so g
alintenda
denn schon in Rußland wollte man mir das Stück wegen der
hören.
aum
gestellt wn
„.„„ letzten Szene nicht freigeben.
Ans Graz wird „„
Novität
wurden zw
wenig
Man sei
nvernehmen