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ab. Schnitzlen's überans personenreiche, tumultuarische
und schwer zu inszenierende Tragikomödie: „Der grüne
Kakadu“, vom Weutschen Theater her als eine der originellsten
und bedentsamsten SSchöpfungen des Wiener, Dramatikers bekannt,
ist nunmehr auch dem Spielplan des Schiller=Theaters einver¬
leibt worden und fand die glänzendste Aufnahme, obwohl der
Bühne für die Hauptrolle des unglücklichen Schauspielers
Inclusive
„Heuri, der den Verführer seines Weibes erdolcht, kein so hin¬ porto.
reißender Vertreter, wie Joseph Kainz, zur Verfügung steht. Bahlbar
Es lag im Wesem des genialen Kainz, daß damals bei der im Voraus.
ersten Vorführung des „grünen Kakadus“ jener Heuri
mit seinem idyllischen Glücks=Traum und seiner je ist das
zur sht es den
wilden Eifersucht,
mit der grotesken Liebe
leichtfertigsten aller Coulissen=Heldinnen und mit der durch fern.
den revolutionären Bastille=Sturm noch extra erhitzten Phau= faltend die
tasie über die anderen Darsteller des wilden Kabaretts, in
welchem Schein und Wirklichkeit wie ein traumhaftes Nacht= Morgen¬
Zeitung")
Bbild zusammenfließen, um ein bedeutendes Maß hinauswuchs. bschaftliche
Der imposante Eindruck der Dichtung basierte in dem
Diese Mit¬
szenischen Wirkel und in des Dialoges Fülle an geistreichem Witz
und cynischem Spott vorwiegend auf die fesselnde Gestaltungs¬
kraft eines gefeierten Virtnosen. Es darf nun zugestanden
werden, daß Rudolf Lettinger als Darsteller des
„Heuri“ im Schiller=Theater eine durchaus sehr schätzbare
Weistung bot, die naturgemäß, da sie weit mehr im Rahmen
des Eusembles stand, auch den erforderlichen Spielraum für
das Interesse an den anderen Charakterfiguren übrig
ließ. Das konnte man am besten an den treff¬
lichen Leistungen der Herren Holthaus und Stein¬
rück in
den Rollen des dramalischen Kneipenwirts
urd des reellen Tautenmörders wahrnehmen. Wenn schon
Telephon 12801.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Parole der neuen
Zeit war. die mit dem Bastille=Sturm anhob, so scheint der
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Autor auch die Absicht gehabt zu haben, den vielen Personen
seiner revolutionär brodelnden Handlung ein gleiches Maß
„OBSERVER“
von lebendig=charakteristischem Interesse zeinzuräumen. So sei
Nr. 91
denn allen Darstellern, ohne sie weiter persönlich noch
hervorzuheben, auch das gleiche Maß von Auerkennung nicht
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
vorenthalten. Sie waren sämtlich bestens bemüht, unter der
Wien, I., Concondiaplatz 4.
Leitung einer geschickten Regie, dem „grünen Kakadu“ auch in
Vertretungen in Berlin, Budapest, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom,
der Wallner=Theaterstraße einen durchgreifenden Erfolg zu
Stockholm, Kristiania, St. Petersburg.
sichern. Die große dramatische Spannkraft und die er¬
schütternde Wirkung des militärischen Einakters von Hart¬
leben „Abschied vom Regiment“: stellte sich ebenfalls bei
der gelungenen Neuaufführung im Schiller=Theater
Ausschnitt aus: Neues Wiener Taghlaft
ein,
wie dies seinerzeit im Lessing=Theater der
Fall war.
Dieses überaus geschickt nach dem Leben
160 S
gezeichnete Nachtbild mit der
düsteren Katastrophe
vom:
ist ein Vorgänger der Hartleben'schen Offiziers=Tragödie:
„Rosenmontag“. Rudolf Lettinger war in der Darstellung
des vom Liebesmahl seines Regiments heimkehrenden und als
Rächer seiner desudelten Mannesehre so tragisch in den Tod
getriebenen Hauptman#is tadellos, ja mehr als das, er stellte
mit dieser, so warm Lupfundenen, in jedem Stimmungs= und
Affekttone naturechten Leistung die des ersten Darstellers in
den Schatten. Da auch Frau Wasa als untreue Gattin,
die Herren Kuhnert und Köstlin in den Lentnantsrollen
ihren Aufgaben bestens gerecht wurden und das Milien in
jeder Beziehung gut gewahrt blieb, so gab es am Schlusse
stürmische Hervorrufe. Ein neuer Einakter aus dem Dänischen:
Brsin. Due Orien weat un une Senen un en
„Nach Jahr und Tag
von Axel Steenbuch,
geresesten Perene. Ooid Seenert n.
deutsch von Francis Maro, leitete den Abend ein. Der Verfasser
Berlin O. brachte vor einigen Tagen einen interessanten
ist Rechtsanwalt und als Dramatiker schon über ein Dezennium
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hinaus im Spielplan der Kopenhagener Hof= und Privat=Bühnen
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heimisch. Es war gut, daß der hier vorliegende Konflikt zweier
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alten Jungfern den anderen Einaktern voranschritt; denn die
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Wucht des „grünen Kakadus“ hätte die wejenlose, einem hohlen Ci
Für
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gereite vine esepie Gemand Wne die
hatte die
Porto.
gleichende Plauderei Steenbuch's erdrückt. Zwei alte, sehr alte
„ 05.—
Zahlbar
Jungfern fangen an, eigene Herzensgeheimnisse auszuforschen.
110.—
A gerhe Mling ant. 2 N Kas.e
11
Namentlich die eine ist schrecklich neugierig, zu erfahren, warum
200.— im Voraus.
1—
die andere, die sich diskreter verhält und einen Singvogel zur
Im Gegensatze zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
Stillung von Gemütsbedürfnissen mit zärtlichen Worten anzu¬
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch steht es den
reden pflegt, nicht geheiratet habe. Die Alte pikt auch so
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
lange, bis die Freundin die Porträte ihres längst verstorbenen
Geliebten und ihres ebenfalls verstorbenen Kindes vorlegt.
Der „OBSERVER“ veranstaltet täglich einen Auszug enthaltend dier
Welch ein Schrecken für das altjungferliche Weiberherz der
Inhaltsangabe aller wichtigen Mittheilungen der Wiener Morgen¬
1)
Neugierigen! Sie erblickt denselben Mann, von welchem sie
blätter (Tagesjournale ausser „Neue Freie Presse“ und „Wiener Zeitung“
einst um einer andern willen, und zwar kinderlos, verlassen
wodurch eine Uebersicht über das gesammte politische und wirthschaftliche
Leben des In- und Auslandes in drastischer Kürze geboten wird. Diese Mit¬
wurde. Die alte Elwira wird jetzt vor Verdruß ganz kindisch, sie
theilungen werden in Wien um 9 Uhr Früh verschickt.
will die Porträte nicht wieder zurückgeben. Die Verstimmung
scheint bedrohlich zu werden; eine Katzbalgerei dürfte sich ein¬
Prospecte gratis und fnanco.
stellen, aber sie geht noch glücklich vorüber, und der Dialog
mit dem Singvogel bildet den Schlußakkord dieser im Grunde
genommen, herzlich dummen und herzlich uninteressanten
Historie. Wenn sie nicht von den Damen Meta Bünger und
Marie Gundra mit so respektabler charakteristischer Feinkunst
gespielt worden wäre, sie wäre lantlos verklungen. So aber
konnten die verdienstvolle Darstellerinnen noch gebührende
Hervorrufe einheimsen.