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9.4. Der gruene Kakadu Zukius
EXTRAPOST
6. März 1899
Seite 5
der: Während Schlufs=Passacaglia seiner Symphonie. Aber wie ist dieserl wonnen haben, es nicht mehr ernst zu nehmen. Der
zen Schluss junge Künstler, beiweitem das stärkste, blendendste, kosmo=[„thierische Ernst“, das ist das Spassigste
Theile der politischeste musikalische Talent der jungen Wiener Musiker, am Menschen. Hinter die Sachen kommen, über
iselben den über seinen Meister Herr geworden. Wie hat er alle modernen die Sachen kommen, von den Sachen wegkommen,
wunderung Musikelemente verdaut und aus ihnen seine Nahrung gezogen!
das ist es!! Die unendlichen Variationen dieses Stückes
enschen. Er ist eine der glücklichsten musikalischen Naturen, die ich
„Selbsterhaltungstrieb“ und „Glückseligkeitsbedürfnis“ er¬
angegebene kenne. Durchaus nobel, frei in der Herrschaft über das
kennen und sich dieses ewige Drama, dieses
Orchester, welches er prachtvoll zum Klingen bringt. Von
chen Visite
[„Meisterwerk der Nerven“ ununterbrochen vor¬
neueren Compositionen hat mich keine in ein solches Erstaunen
mahme der
spielen lassen, von sich selbst und von den Anderen! Und
angesehen. gesetzt, wie der Schlusssatz seiner Symphonie. Eine freie, grad¬
immer klatschen. Und immer weinen. Und immer in
er Agencia taktige Passacaglia, welche über ein sehr energisches, kräftiges
ungeheures Lachen ausbrechen! Gehet hin und schauet,
es Papstes Bassthema eine Reihe von prachtvollen Variationen bringt und
wie nahe Leben und Komödie sich berühren im „grünen
am Schlusse noch Themen des ersten Satzes hineinwirst: ein
esung als
Kakadu“ von Arthur Schnitzler.
Beweis müheloser Fruchtbarkeit an musikalischen Einfällen und
—3 Tagen
Ich sage, gehet hin zu diesem Zwecke allein, aber
größter Meisterschaft im rythmischen Zusammenfalten.
nicht um Euch besonders zu amüsiren. Denn das Stück
Ihrem inneren Werte entsprechend, hat die Symphonie
ist ziemlich fade und die glänzende Idee, auf welche der
von Gound eine ehrenvoll=wohlwollende Aufnahme, jene von
Verfasser bei sich selbst hineingefallen ist, hätte fast eines
Zemlinszky begeisterte Anerkennung gefunden.
M. G.
rrath war
Shakespeare bedurft, geboren zu werden in's lebendige
Leben der Bühne. Wirklich
te neuerlich
vollkommen und tadellos
sonalfragen
waren in diesem Stücke nur vier Arme. Zwei gehörten
Marine¬
dem Fräulein Ansion, zwei dem Fräulein Häberle.
Bungtheater.
lando des
Peter Altenberg.
[Drei Einacter von Arthur Schnitzler.]
s Marine¬
Parazelsus, der berühmte Arzt, welcher die
den soll.
(Professor Simandl.) Der Vorstand des Vereines
anderen in Erstaunen setzte durch sein Wissen, ist nichts
„Harmonie“ in Dresden, Hofrath Dr. Hofmann, lud
anderes als der vorgeschrittene, dem stupiden bürgerlichen
präsidenten
Professor Simandl ein, in dem zweiten großen Orchester¬
Dasein entwachsene Mann, welcher, über den Dingen des
n Cabinete
concerte am 7. d. M. das Händelsche Concert mit Streich¬
Lebens und der Seele stehend und außerhalb, in
ützung zur
Folge dessen ein sicherer Erkenner, ein milder gütiger orchester, sowie einige Virtuosenstücke mit Clavierbegleitung zu
spielen.
Beurtheiler, ein Arzt der kranken Seelen werden kann.
en Kund¬
Er sieht im Hause seines Gastgebers in Basel die Frau
(Aristokratische Wohlthätigkeits=Vorstellung.)
desselben und einen schönen ritterlichen Jüngling. Im
Am 19., 20. und 21. d. M. finden im Palais des Ministeriums
Journale Augenblicke spürt er das Natur=Nothwendige und Unent¬
des Aeußern zugunsten der Heilanstalt „Alland"“ Theater¬
mnet.
rinnbare der Seele, das ungeborene Sein der Liebe vorstellungen statt, welche durch die in denselben mitwirkenden
sich gestern zwischen dem Jüngling und der Frau.
Aufführung
Personen besonderes Interesse gemi
In feiner ansprechender Art wird nun dem in gelangen:
it Rücksicht

Sicherheiten dahinprotzenden Gatten durch Parazelsus ein Henriette
und in den
Einblick in das complicirte, vielfältige und überzarte Kantacs
egung der
Seelen=Weben einer Frau gewährt, welches nicht mit der vor der 2#
Truppen¬
Gatten=Liebe anzufangen pflegt und nicht zu enden, wol Fr. v. Nes
aber durch einen weisen, gütigen und milde beobachtenden Eugen Ge
schloss, die
Herren sanft geleitet und zu festerem Frieden gebracht Gräfin Tir
Minister¬
werden könnte. Das Ganze ist ein hübscher feiner Vor= Comtessen
r, er habe
wurf, ansprechend durchgeführt. Gespielt wurde er ziem¬
eshalb von
und Augun
lich uninteressant. Herr Krastel war gut. Frln. Häberle
Grafen Fr¬¬
war sehr lieb. Sie ist immer sehr lieb und anziehend.
mt doch
Herren v.
Ueberhaupt, zu diesem zarten Stücke: Paracelsus Abschluss de
könnte man noch folgende Bemerkung machen: Männer, von Graf:
Brutale, wachet auf! Werdet Hell=Sichtige! Nicht um die der Hochar
läußeren Dramen“ handelt es sich im Leben der Prinzessin
rest nach edlen Frauen, sondern um die „inneren ver¬
Friedris
ih zwischenschwiegenen Dramen“ ihrer süßen milden Seelen. Abende un
isender Nicht das „Geschehnis“, welchem Ihr beikommen
von morge
Personen,
könnt, das „Ungeschehnis“ dieser Seelen ermordet
entgegengen¬
Euer Glück, Männer!
en wurde
für den 20
ediensteten
Ihr aber sagt: „Entschuldigen Sie vielmals,
Passagiere
Parazelsus, die „inneren Tragödieen“ meiner Frau geniren
mich nicht; wenn sie nur nach außen hin kuscht!“
Die Gefährtin. Ein einfaches Schicksal: Ein
nds nach
Gatte steht an der Bahre einer Gattin, welche er längst
gerieth
verloren hatte, an einen Anderen. Der „Weisheits=reiche“
losion
des Lebens rechtet nicht, er erkennt, erspart seinen
Sechs
Kräften das Kämpfen gegen die Unabwendbarkeiten der
sechzehn
750
Seele, er erspart ihr die sicheren Niederlagen und die
in das
schwächenden entmannenden Verzweiflungen. So überlässt
ume
eun
dieser „Arbeiter im Leben“, er ist Professor, seine Frau
d