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Kaka
9.4. Der gruche mann ZukIns


Telefon 12801.
Ausschnitt
gag Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Nr. 44
„OBSERVER“
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrich
Telefon 12801.
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnftt
Ausschnitt aus:
„OBSERVER“ Nr. 68
Seegess
L. österr. behördl. cone. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
vom 2 3½ 9
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“ —
Vertretungen in Berlin, Chieago, London, Nowyork, Paris, Steckholm.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
B. Wiener Theater=Brief. Wien, den 21. März.
Kusschnilt ana. (ee Souche
*Seit Sudermann die Einakierttilogie als neue dramalische
Specialität zur Mode machte, suchte man unwillkürlich bei einer
Folge von drei turzen Stücken, die den Abend fullen sollen,
den verbindenden Geranken. So ging es auch der jüngsten
von 7/7./7.
dreigetheilten Gabe Arthur Schnitzlers. mit seinen drei
Einaktern „Paracelius"Dte Gefährtin" und „Der
grüne Kakadu“. Das Publikum wollte durchaus den
Ariadne=Faden finden, der die drei heterogenen Dichtungen
an einander schlinge, und mußte zum Schlusie das Gedanken¬
kunststück, das es selbst machen wollte und das der Dichter
Vor dem Burgtheater.
keineswegs beabsichtigt hatte, aufgeben. Nein, die drei Stücke
haben kein teudenziöses Band, sie stehen durchaus siei und
verschieden geartet da, und diese Ver##edenheit ist vielleicht ihr
Ungar (zu einem Passanten): Kérem! Was
größter Vorzug. Jedentalis ist es ein größeres Verdienst, drei
verschiedene Eingebungen zu haben, als ein und denselben
wird da heute für ain Stück gegeben:
Vorwurf verschieden zu MUnstriren. Vieles fällt einem leichter
Passant: Der grüne Kakadu!
ein als viel. Und Schnitzter sucht seine Eingebungen mehr in
der Tiefe als in der Breite, mehr in der Kunst als im Kunst¬
Ungar: Teremtette! Das brauch ich mir nichte
stück — ihm fällt in der That viel ein. Mit all seinen bisherigen
Schöpfungen hat er dargethan, daß die Psychologie das Feld
anzuschau'n. Hab’ ich ja selber ainen zu Haus.
ist, wo er zu ernten hofft. Er pflügt und gräbt mit emsigem
Zielbewußtsein, und giebt der liebe Gott nur zu rechter Zeit
Regen und Sonnenschein, so soll es eine reiche Aussaat werden.
Schnitzter darf so de ken, er ist ein tüchtiger Arbeiter, ein
junger Arbeiter, einer, der das weite Felo der Zukunft noch
vor sich hat. Was an ihm zumeist werthvoll erscheint, das ist
der männliche Ernst, die Tiefe seiner Beobachtungen, das Ein¬
Far 50 2 dringen in scheinbar verschleierte Seelenoorgänge. Er fühlt Kraft
in sich, und diese Kraft versucht er in stärkender Arbeit. Daß elusive
die Versuche noch Keitik zulassen, daß sie Anerkennung und 'orto.
200
hlbar
Zweisel in gleich starkem Maße herausfordern, das wird dem Vorat
0
jungen Dichter bei seinem rüstigen Vorwärtsschreiten keinen
" 1000
Schaden bringen. „Viel Feind, viel Ehr“ und selbst die äegsten jet
Im
Zweifler können Schnitzler das Talent nicht absprechen. Freilich; #e#
Abonneme
wird es sich zeigen müssen, ob dieses Talent ein ausgesprochen rn.
Abonnente
dramatisches sein wird. Seine bisherigen Werke sind, trotz der
Bezugs-Bedingungen.
großen seenischen Gewandtheit und trotz virtuoser Technik, aus¬
Für 50 Zeitungsauschnitte (Artikel oder Notizen) fl. 7.50
inclusive
gesprochen epischer Natur. Seine Feinde würden sagen: „Ge¬
„ 14.—
Porto.
100
dankenarbeit.“ In der That erfindet Schnitzler mehe, als er
25.—
200
Zahlbar
findet, das Unmittelbare, Dramatische ist ihm — vorläufig ver¬

„ 55.—
500
sagt. Aber man hat es hier mit einem starken Talente zu

. 100.— im Voraus.
„ 1000
thun, mt einer Fähgkeit, die nicht steuerlos in die offene See
hinaus treibt, sondern von einem starken Willen, einem
Im Gegensatse zu anderen Bureaux für Zeitungsausschnitte ist das
Die drei Ein¬
concentrirten Selbstbewußtsein geleitet wird. —
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch steht es den
alter machten ungleiche Wirkung. Im „Paracelsus“ läßt
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergänzen oder zu ändern.
Schnitzler durch das auf der Bühne nicht ungefährliche Mittel
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der Hypnose die Wahrheit über den Schein zum Sieg gelangen
und erfreut durch wohlgebaute, festgefügte Verse. „Die Ge¬
fährtin“ beleuchtet ein dunktes Ehekapitel mit pessimistischen
Lichtern, „Der grüne Kakadn, dessen epifodische Handlung
an dem Tage der Erstürmung der Bastille spi##mirkt¬
durch die Eigenart, mit der Wahrheit und Lüge, Komö###
Leben in einander geschlungen sind Eine starke Beschränk##
liegt in der Form und der Ausdehnung des Einalters selbst.
Ein großes Drama braucht Zeit und Raum, aber es ist nicht
mindere Gestaltungskunst, einen Gedanken in kleinere, gelungene
Form zu bringen. Das hat Schnitzter mit bestem Erfolge ge¬
than, und es wird interessant sein zu beobachten, wohin sein¬
Weg ihn führen wird, ob zum hohen Drama oder zum breiten¬
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