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9.4. DerBruehe Kakadu Zukrus

—.—
leicht zerreißbare Fäden zusammen, und wie Vieles, das geschrieben habe. Es sei nichts Wichtiges darin, doch immer¬
Herr Sonnenthal
wir nicht gethan, haben wir doch so gut wie gethan. Wir hin Dinge, wie sie nur eine Frau an die andere schreibe.
und Spiel mit einer Einfachhe
sind von der Natur ins Ungewisse hinausgeworfen. Unser
Hier in der Lade des Schreibtisches liegen sie. Er schließt
ragendsten Vertreter der moder
ganzes Leben kann uns erscheinen wie die Folge einer
auf und gibt sie ihr. Er wisse wol, eröffnet er ihr nach
dürften. Seiner vornehmen S#
Suggestion, die uns ein unbekannter Geist eingeflüstert....
einer Pause, daß diese Briefe nicht von ihr, sondern von
mentalität und pathetische Dec
Solche Gedanken, solche Stimmungen erweckt Schnitzler's
seinem Asssstenten Hausmann herrühren. Keine Einwendung
auch zu danken, daß nicht gela
Schauspiel, dem man freilich als sinnliches Gegengewicht
— er wisse Alles. „Sie war jung, ich war alt, das ist die
versuch und das Stück liegt in
mehr Farbe anwünschen möchte. Paracelsus selbst ist ein
ganze Geschichte." Er finde das natürlich. Er habe nie den
Künstler hielten sich auch Frä¬
Mensch voll Farbe. Sein Geist ist eingetaucht in die
Muth gefunden, ihnen mitzutheilen, daß er Alles wisse, und ihnen
Zeska auf einer guten Höhe.
frische Bildlichkeit und warme Tiefe der deutschen Sprache.
zu sagen, daß er sie freigebe, obwol er es innerlichst gewollt
Das dritte Stück, von d
Man möchte ihn auch wärmer sprechen hören, zumal in
habe. Hausmann habe sich in den Ferien in einem Seebade
zeichnet, ist nach einer Pariser
einer bürgerlichen Stube, wo schon das Holzgetäfel und das
befunden, habe verspätet diesen Kranz gesendet und werde
den Schild „Der grüne Ka
trauliche Spinnrad in der Ecke. das Gemüth zu wärmen
wahrscheinlich noch heute hier ankommen. Er kommt an.
Theaterdirector ist der Wirth,
scheinen. Unser gewöhnlicher dramatischer Vers war nicht
Der Professor behandelt ihn zuvorkommend, bietet sich sogar
wilde Comödiantenbande um
richtig gewählt; er klingt bei Schnitzler vielfach dünn, spröd
an, ihn auf den Friedhof zu begleiten. Im Verlaufe des
Verbrecherscenen. Da sich nun
und frostig. Die Sprache ist etwas arm. Die richtige Wahl
Gespräches stellt sich die unerwartete Thatsache heraus, daß
brecher einschleichen und de
wäre der Hans Sachsische Vers in Goethe's Art gewesen,
Hausmann Bräutigam, daß er schon seit einem Jahre ver¬
Mögliche zuzutrauen ist, läßt
der ja, wie „Faust“ beweist, Alles sagen kann und dessen
lobt sei. Der Professor ist empört über diese Nachricht. Er
die Erfindung von der Wirkli
freier Gang und Reim den Sprachschatz aufrührt. Der Dar¬
überhäuft seinen Assistenten mit Unannehmlichkeiten und be¬
scheiden. Sie haben daher eine
steller des Paracelsus wäre durch diesen Vers auch auf den
fördert ihn zur Thür hinaus. Hausmann ruft, fortgehend,
lich für die abgelebten Nerven
rechten Weg geführt worden. Herr Robert schob schon
zurück, daß es auch in dieser Sache eine Antwort gäbe.
Hauptbestandtheil des Publicum
in seiner Maske den Faust und den Mephistopheles durch¬
Diese Antwort, die ihm Hausmann verschweigt, ertheilt ihm
und Herzoge encangilliren sich mit
einander und fand nicht den einfachen Ton, welcher der
Olga. Sie theilt ihm mit, daß seine verstorbene Frau um
dem ungemilderten Buche) als S#
Rolle entspricht. Frau Schratt war eine treffliche bürger¬
diese Brautschaft gewußt und ihr Verhältniß mit Haus¬
ihnen als Schweine anreden.
liche Frau, die sich aus den Wirrungen der Situation
mann dennoch fortgeführt habe. „Sie habe die Freiheit
gereihten Scenen geht nur ein
liebenswürdig herausfand. Herr Krastel gab einen biederen
gehabt, die sie wollte!“ Darauf (die Dirne in der Ehe) gibt
grober, durch. Henri nämlich,
Cyprian.
es freilich keine Antwort mehr. Der Professor verkehrt nur
dianten, hat die Schauspieler
Das zweite Stück trägt den Titel „Die Gefährtin“.
noch kurz mit seinem Diener, um Anstalten für seine Ab¬
zählt, wie er den Herzog von
Hier ist Schnitzler wieder auf seinem eigensten Boden und
reise zu treffen. Den Schluß des Stückes bilden Theater¬
mordet habe. Es ist bloße Erfi
hat aus einem unerquicklichen Stoffe, von dem man am
weisungen. Der Professor „sperrt gleich hinter ihm zu“.
aber der Herzog im Keller ersch
liebsten nichts wissen möchte, ein kleines Kunstwerk gestaltet.
(Nämlich das Zimmer seiner Frau.) „Dann geht er zum
seiner Frau bezeichnet wird, stü
Die Handlung ist meisterlich geführt, der Dialog ist blank
Balcon; wie er schließen will, sieht er den Kranz,“ den
Herzog los und sticht ihn niede
gehämmert. Einem alten Professor ist sein noch jugend¬
Hausmann gesendet. „Er nimmt ihn und legt ihn auf den
ihrem alten Mann und einem
liches Weib gestorben. Es ist der Tag des Begräbnisses, von
Schreibtisch. Dann geht er zur Thür links, das Licht in der
ist, findet das höchst anziehend,
der Altane der Villa sehen wir auf den Friedhof, wo sie
Hand; an der Thür bleibt er stehen, wendet sich um, be¬
einen wirklichen Herzog könne e#
begraben liegt, hinaus. Der Professor erhält den Besuch trachtet das Zimmer noch einmal. Er athmet tief, lächelt
Augenblicke kommt von der Str
seiner Hausfreundin Olga. Nach einem Gespräch, das sich dann wie befreit, geht ab; man hört ihn zusperren. Das
der Einnahine der Bastille. M
auf die gegenwärtige Lage bezieht und in welchem der Professor dunkle Zimmer bleibt eine Weile leer, dann fällt der Vor¬
Freiheit!“ schließt diese mit stark
eine auffallende Ruhe an den Tag legt, bittet ihn Olga um die hang.“ ... Man schweigt mit dem Professor und lächelt Groteske, in welcher etwas vom
Zurückgabe einiger Briefe, die sie an seine verstorbene Frau gleichfalls befreit.
Revolution zittert.