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9•4. DerBruene KakaduZykIns
K
unterirdischen Laufe der Gedanken und Gefühle nach. Frau habe seinen Assisteuten geliebt. „Gla
Er hypnotisirt die Jugendgeliebte, befiehlt ihr zu daß ich vor zehn Jahren irgend welche
Feuisleton.
sprechen, und sie enthüllt das Sehnen des Herzens hatte? Das wäre recht thöricht, wenn
nach dem Stelldichein mit einem Junker, der für sie Frau nimmt, die um zwanzig Jahre jünge
schwärmt. Paracelsus suggerirt ihr, daß die Zusammen=wußte ganz gut, daß mir höchstens
Tehrater. I0C4)
kunft stattgefunden habe. „Unschuldig und dochzwei schöne Jahre bevorstehen. Aber..
schuldig, da sie's glaubt, keusch und doch unkeusch,
ist nicht lang genug, daß man ohneweiters
Hofburgtheater: „Paracelsus“, Schauspiel in einem
da sie in den Sinnen von wilden Gluten die Er= Jahr des Glücks verzichten bürfte.“ De
Acte. — „Die Gefährtin“, Schauspiel in einem Acte.
inn'rung trägt“ so will sie Paracelsus, denn er ist tritt, von einer Reise zurückgekehrt, ein
— „Der grüne Kakadu“, Groteske in einem Acte von
erbittert, „sieht er solche Frauen, geschaffen, hoher
dem Professor mit, er sei seit einem Jahr
Arthur Schnitzler. Zum ersten Male aufgeführt am 1. März.
Menschen Glück zu sein, an einen Gauch weggeworfen.
verlobt. Erst jetzt dürfe er davon sprechen
Drei kleine, aber nicht federleichte Stücke hat Euch nehmen wollt' ich sie, doch keinem geben, rein balo wieder zu seiner Braut reisen. Der
Arthur Schnitzler jüngst aufführen lassen. Sie geben soll sie bleiben — nur für Euch beschmutzt". Der ist darüber empört, daß der Doctor die
zu sehen, zu hören und zu denten. Sie haben Per¬
Dünkelvolle bereut, Paracelsus ist ein guter Prinz,
Frau ... betrogen habe, und weist ihm
spective; man sieht über den dramatischen Zaun hinaus.
er heißt die schöne Frau Alles vergessen, was
„Ich hätte Dich vom Boden aufgehoben,
Schnitzler ist Freund des Wahren, und dennoch forscht er ihr eingeredet, und die Sonne leuchtet
der Schmerz gebrochen hätte, aber Du
er immer nach dem Wunderbaren in der Natur. Er wieder in dem Basler Bürgerhause, in welchem
Deiner Dirne gemacht. . . .“ Die Freundin
glaubt nur, was er sieht, möchte aber gern mehr sehen. die Strafe des Philisters vollzogen werden
Professor auf: „Was die Frau für ihn wa
Am Schlusse des Stückes „Paracelsus“ fragt eine sollte. — „War's Ernst, war's Spiel?“
„Es
gewußt. Er hat sie weder betrogen, noch
Person: „Bevor Ihr geht, erklärt Euch, denn ver¬
war ein Spiel, was sollt' es anders sein?“ wird auf seine Heirat war sie seit lange vorber
wirrt laßt Ihr uns alle hier zurück. War's Ernst?
geantwortet. Der Dichter hat ein Recht so zu
auf etwas, das sich von selbst versteht, u
War's Spiel?“ Paracelsus antwortet: „Ein Sinn wird
sprechen ..., der Arzt aber sollte nicht hinzusetzen:
ihr's schrieb, hat sie so wenig um ihn
nur von dem gesunden, der ihn sucht!“ Suchen wir.
„Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben?“
als er um sie!“
— Der Professor ist
Hohenheim, genannt Paracelsus, kommt zu Beginn
Indessen wir haben es in diesem Stücke mehr mit
Diese Hypertrophie des Natürlichen ist
des 16. Johrhundert nach Basel, wo er jung gewesen,
dem Dichter zu thun, dem der Arzt nur assistirt.
Naturalisten etwas zu stark. Was wollte
zurück. Die Geliebte ist die Frau eines reichen Raths¬
„Die Gefährtin“ führt in unsere Tage.
zeigen? Welch unverbesserliche Idealisten die
herrn geworden, der sich eisenfest im Besitze seines
„Herbstabend des letzten Jahres“ sagt Schnitzler. Die
sind,wenn sie sich auch
auf
Weibes dünkt, seines Heims und Handwerks und auf
Frau eines Professors starb und wurde begraben.
Beobachter und Kenner der Naturges
den fahrenden Arzt mit gnädigem Mitleiden herab¬
Eine Freundin bittet, ein Päckchen nachgelassener
spielen? Das wäre noch das Annehmbarste
sieht. Er fürchtet Erinnerung und Schwärmerei nicht,
Briefe aus dem Schreibtische der Geschiedenen nehmen
Experimente der Beleuchtung des Inn
denn „vom Gegenwärtigen umschlossen und ge¬
zu dürfen. Der Professor möge verzichten, den Inhalt
Menschen mit Röntgen-Strahlen. Uns ist
bändigt ist das Weib". Gleich einem Quellen= zu sehen. Der Mann erklärt, nicht forschen
„Gefährtin“ das Gespenst des Verismus. L#
sucher geht nun Parcelsus mit der Ruthe dem zu wollen, denn er kenne das Geheimniß. Die die Frau aus dem Spiele, daß ein Ma