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Der pruche Kakadn Zyklus
geworfen! Aber darauf kommt es hier gar nicht an firigten d. Scriner!,
„Der Instanzenzug“ — das ist das prinzipielle dem Hoch auf König Albert und der Verbands=1 entlangjagten. Dabei wurde die Eqntpage mit solche.
Moment, das uns beschäftigt. Zeit ist Geld und vorsitzende Kanzleirath Wolkewitz mit einein Hoch] Gewalt gegen die Bordschwelle der Straße ge¬
oft gerada für den, der es nicht besitzt, sondern! auf die Kameradschaft. Unterofficiere der Königlich schleudert, daß der Kutscher auf das Pflaster
S
der Eiferssichtige in seiner blinden Wuth wirklich
entschieden Pech, im Verzeihen wie im Zürnen.
bewundernswerthesten Objecte für einen geschickten
die That, der er sich vorher gerühmt. Er sticht
Kaum hat er den Herrn Assistenten hinaus¬
Hypnotiseur, erkennt ihre Täuschung in Bezug
den Herzog nieder —
complimentirt, da erfährt er, daß sein Zorn
ein Verbrechen, das dem
auf Junker Anselm, sie befolgt
aber die
anspruchstsollen und verwöhnten Publikum der
wider den Jüngling eigentlich
grundlos sei.
Wahrheitsweisung des Meisters Paracelsus
Kunstkneipf als ein ganz besonderer Effect von
Die Verstorbene hat ja von der Verlobung
so weitgehend, daß sie zugleich offenherzig
großer Wisksamkeit erscheint. Unter einem fürchter¬
ihres Geliebten gewußt und dennoch —
ging
gesteht, wie sie einstmals den Jüngling Hohenheim
lichen Tumult, der durch den Jubel über die
sie mit ihm ..
Der Professor erträgt auch
geliebt, wie sie ihm in ihrer leidenschaftlichen
Erstürmung der Bastille verstärkt wird, fällt der
diese Ueberraschung mit der ihm eigenen, be¬
Neigung einst wohl alles gewährt hätte — wenn
Vorhang.
wunderungswürdigen Ruhe. Er beschließt, den
er mit einer diesbezüglichen Forderung an sie
Das bheit und keck hingeworfene Genrebild ent¬
Schauplatz seiner Unthätigkeit für einige Zeit zu
herangetreten wäre.
Der Wahrheitsanfall
verlassen und empfiehlt sich dem verehrten Pub¬
hält viele packende Züge, und die Figuren sind
Frau Justinas hat weiter keine üblen Folgen.
likum in ziemlich wortkarger und streug realistischer
kräftig herausgearbeitet; aber damit sind auch alle
Was vorbei ist, ist vorbei, und der wackere
Manier. Damit ist
Vorzüge des Werkes gekennzeichnet. Die Wahl des
das kleine Stück zu
Cyprian ist kein Mann, der unnöthig Grillen
Stoffes sospohl wie dessen Ausgestaltung verrathen
Ende. Auch dieses Werkchen ist erkünstelt
fängt. Er beruhigt sich um so eher, als
eine Sucht nach Originalität, nach eigenartigen
von Anfang bis zu Ende; aber während Schnitzler
Justina ihm versichert hat: „Wenn Du
Effecten, die mit dem Raffinement des Kellerwirthes,
im „Grünen Kakadu“ auf diesem Wege crassen
mich hütest, kannst Du mir vertrauen“, und er
der seinem Publikum um jeden Preis etwas Außer¬
Theatereffecten nachgeht, spürt er hier in den
entläßt uns mit der befriedigenden Versicherung,
gewöhnlichts bieten will, fast auf gleicher Stufe
Seelen seiner Figuren herum und sucht durch fein
daß er den Sinn des kleinen Spieles wohl ver¬
steht. Und so wie dieser wackere Mann an seinen
abgetönte Stimmungen zu interessiren. Leider
standen habe. — Nun, den Sinn verstanden auch
verkommetten Mimen die grelle Uebertreibung
ohne sonderliches Glück. Das Ganze ist zu kühl
wir, aber nicht mehr als ein Puppenspiel
liebt, so geffällt sich auch der Autor darin, seine Zu¬
erdacht, zu klug ersonnen, es fehlt ihm die Ur¬
ist's, das uns Weisheit predigen soll. Alle Achtung
hörer durch Grimassen und Verzerrungen zu unter¬
sprünglichkeit, die innere Kraft. Der schlau construirte
vor den hypnotischen Künsten des Meister Paracel¬
halten und die kecke Anhäufung lustigen Unsinns
Conflict läßt kalt, weil er eben construirt ist und
sus,
seine Unterhaltungsgabe ist weit ge¬
schließlich (durch eine gewaltsam herbeigeführte
als ein peinliches Spiel mit falschen und ge¬
ringer, und um seinen Humor ist's auch gar
„schauerlicht Morithat“ zu krönen. Daß Herr
machten Empfindungen erscheint.
schlecht bestellt. Dem kleinen Spaß fehlt die rechte
Schnitzker ih richtiger Erkenntniß der Stilart seines
In dem Vorspiel „Paracelsus“ braucht
Kraft, die sprudelnde Laune, die sich über den
Stückes den grünen Kakadu als „Groteske“ be¬
Schnitzler die bekannte volksthümliche Figur des
Stoff erhebt und das Kindische der Erfindung, die
zeichnet, kahn ihn vor dem Vorwurf, seine feine
Teophrastus Bombastus Hohenheim, Paracelsus
Harmlosigkeit des Vorganges verhüllt. So wie
Kunst hier in den Dienst grober Efsecthascherei
genannt, um uns einen eigenartigen Suggestionsfall
Schnitzler sie uns giebt, wirkt die breit ausge¬
gestellt zu hhaben, durchaus nicht schützen.
aus der reichen Praxis des weiland Hohenheim
sponnene Spielerei weder ernst noch komisch und
Wesentlisch anders geartet sind die beiden
vorzuführen. Paracelsus, der als fahrender
steht höchstens auf der Stufe eines leidlich
anderen Gaben dieses merkwürdigen Einakter¬
Wunderarzt durch die Lande zieht, trifft in Basel
gelungen Operettentextes.
Straußes. 1 „Die Gefährtin“ ist ein selt¬
mit einem alten Bekannten, dem Waffenschmied
Die Darstellung gab sich redliche Mühe, den
sames Nachspiel zu einer seltsamen Ehebruch¬
Cyprian, zusammen. Cyprian ist ein arger
Abend zu verschönen. Herr Kainz nahm sich des
Geschichte. (Einen bejahrten Professor betrügt sein
Schauspielers Henri und des Meisters Paracelsus
jüngeres Weibchen mit dem jungen Herrn Assistenten.
Mrter etestersten, Aihe ertan her
mit seiner vollen Gestaltungskraft an, Herr Nissen
Der gemüthvolle Gatte ahnt alles, weiß alles, aber
um gläubig zu werden. Herr Paracelsus ist bereit,
spielte sowohl den philosophischen Gatien, wie den
er schweigt.
Er hat nicht die Kraft, das ungetreue
und an des Waffenschmieds Gattin Justina will
zuversichtlichen Ehemann Cyprian vortrefflich, und
seine Kunst beweisen.
Weib freizulgeben und beruhigt sich philosophisch
er
Cyprian ist über¬
die Damen Dumont, Reisenhofer und Sarrow,
bei der Erflärung: „Sie ist zur Geliebten
zeugt von der Treue seiner Frau, trotz¬
sowie die Herren von Winterstein, Fischer,
geschaffen, szur Gefährtin nicht.“ So duldet
dem ihr ein gewisser Junker Anselm ge¬
Biensfeld und Reinhard brachten die von
er stillschweigend das keeine Verhältniß der Frau
flissentlich den Hof macht.
Hier setzt der weise
ihnen verkörperten Figuren zu bester Geltung.
Paracelsus ein.
Gemahlin, die eines traurigen Tages, als der
Er will dem armen,
Mit ausgezeichneter Charakteristik stellte Herr
Geliebte gefrade auf Ferien ist, am Herzschlage
unschuldigen Frauchen nach allen Regeln seiner
Rittner im grünen Kakadu unter den vielen er¬
stirbt. Das; ist die Vorgeschichte, die uns der Ein¬
hypnotischen Kunst einen Ehebruch suggeriren.
logenen Verbrechern einen echten Mörder dar.
akter scholhend beibringt. Was sich weiter
Und das Wunder gelingt. Aus dem hypnotischen
Es war der Hauptwitz des Abends, als dieser
begiebt, ist nicht minder seltsam. Der Muster¬
Schlummer erwacht, gesteht Justina in fürchterlicher
Bursche erzählte, wie er seine Taute umgebracht ....
gatte gesttht nach dem Tode des un¬
Aufregung die Sünde, die sie in Wahrheit
So etwas ist aber auch wirklich furchtbar komisch.
getreuen Beibes mit derselben löblichen Seelen¬
nie begangen.
Sie beichtet ihr Abenteuer
W. K. Theater des Westens. Mit der Dar¬
ruhe, die er
mit dem Junker Anselm
so gewissenhaft
bis dahin an den Tag gelegt, daß er
stellung der Titelrolle in Gonnods „Margarete“
„alles genie
und umständlich, daß selbst Paracelsus kaum
ßt“; er behandelt den zurückgekehrten
beschloß Frau Alma Fohström gestern (Sonnabend)
Assistenten nnit der höflichen Zuvorkommenheit, die
recht weiß,
ob wirklich nur seine
ihr erfolgreiches Berliner Gastspiel. Wie den bis¬
man nach hieser neuen Theorie dem Liebhaber
übermächtigen Einflüsterungen aus ihr sprechen...
herigen Leistungen der Künstlerin reges Interesse
seiner Frau
Alles ist bestürzt, am bestürztesten natürlich Junker
schuldig ist. Als er nun aber plötz¬
entgegengebracht worden war, so fand auch diese
lich erfährt,
Anselm, der von der ihm angeblich zu Theil ge¬
daß dieser Liebhaber seit längerer
letzte Vorstellung ein zahlreiches, beifallslustiges
t
mit
wordenen Auszeichnung keine Ahnung hat. Durch
einer Anderen reell „verlobt“
Auditorium versammelt, das keine Gelegenheit vor¬
sei, da rei
ein zweites Experiment klärt Parcelsus den That¬
ßt dem braven Mann die Geduld.
übergehen ließ, Frau Fohström auszuzeichnen und ihr
Den getreu
bestand. Er suggerirt ihr, daß sie nunmehr die reine
sin Liebhaber seiner Frau hat er
Abschiedsauftreten so ehrenvoll wie möglich für die
resignirt ert
ragen, dem ungetreuen weist er ent¬ Wahrheit, nichts als die Wahrheit zu sagen habe, und
Künstlerin zu gestalten. Der Gesammteindruck,
rüstet die Tfjür. Aber der arme Professor hat! das Mittel hilft. Justina, anscheinend eins der den man von Frau Fohströms Künstlerthum er¬
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