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9.4. Der-Bruene Kakadn Zuklus
Witz, manch geistreiches Weet Anregung gab, so übersah man; Dichtung am Schlusse gewünscht, um verloren in ihrem berückenden
i
## tieser und empfindungsreicher menschliche
Zarber und den ätherischen Lauten still alle aufgerührten Empfind¬
1 Prebieme gefaßt werden können, bei denen Schein und Wirklichkeit
ungen nachklingen zu lassen. Aber das Publikum theilte offenbar
in einander rinnen. Was im „grünen Kakadu“ vorgeht, drapirt
diese Meinung nicht. Es zerstörte in nüchterner Opposition den
sich mit einer gewissen grotesken Größe, das macht der geschicht¬
##raphischen Frühlingstraum d'Annunzios, der neben Maeterlinck
liche Hintergrund. Es war ein sehr gescheidter Einfall, in den
#e##e wohl der differenzirtesie und fernstwandelnde Dichter ist.
Weinkeller Prosperes, wo Scheinverbrecher für eine verlotterte
Jn, eine Handlung oder Zeitfrage gibt uns d'Annunzio nicht. Aber
Adelsgesellschaft Komödie spielen, wirre Töne vom Bastillensturm
mann er spricht, so schweigt der Alltag und es ist für eine Spanne!
dringen zu lassen. Aber doch nur ein Einfall. Den Schauspieler
##eit Feiertag um uns und in unserer Seele. Und deshalb
Heuri, der aus dem Schein Wahrheit macht, als er erfährt, seine
hatte ich geglaubt, daß auch die auf strengkalte Bühnenrealistik
Severine sei die Geliebte des Herzogs von Cadignan, gab hier
Sit#lenden von der tiefen Schönheit dieser Sprache hätten er¬
Herr Kainz; in Wien spielte ihn Herr Sonnenthal.
gnßen werden müssen. Aber was sollen sie aus dem Stammeln
Derlei Rollen regen die Phantasie des Hörers leicht auf. Der
j dieier Wahnsinnigen machen, die wie eine Blume in der Früh¬
Komödiant spielt erst seine verzwerfelte That und dann führt er
#ungspracht dahinwandelt? Ueberriefelt vom heißen Blute des
sie blitzschnell in Wirklichkeit durch das ist ein ewig dankbares
gewordeten Geliebten hielt sie ihn eine ganze Nacht in ihren
Bühnenthema und doch hat mich persönlich Kainz diesmal nicht
Armen und dieweil sein letzter Tropfen Blut sie drängte,
getroffen. — Weit reizvoller und weit beweglicher erschien mir
Hot das Licht ihrer Seele in ferne Weiten. Nun spricht sie
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sein frohgelanntes und sinnreiches Spiel im Paracelsus.
###lich verzückte Worte und träumt schöne süße Träume. Und
Dies sauber gefeilte Versspiel giebt vielleicht Echteres von
Schwester und Pfiegerin erträumen für die Arme das Wunder der
der Natur Schnin#s, als der „Kakadu.“ Hier leuchtel ein
Heilung. Mit der siegreichen Jugendkraft soll der lebensstarke
wenig von warmblmtiger Fröhlichkeit auf, dort breitet sich ein
Bruder des gemordeten Geliebten die Kranke heilen. Aber ihre
Stückchen öinnender Melancholie aus; es gibt eine zierliche und
wunde Seele blutet beim Anblick des Ersehnten nur noch mehr. m
zarte Arbeit, kein kraft= und gehaltvolles Lebensgleichniß. Was
So irrt sie weiter in der blühenden Pracht des Frühlings. Es
u
aus dem Paracelsus, der mit seiner hypnotisirenden Gewalt der
war ein Traum! Wenn es wahr ist, daß eine Dichtung sich der
in
Frau Justina eine Generalbeichteentlockt, herauszuholen war,
Schönheit und höheren Wahrhett in dem Maße nähert, als sie die
ir
hat Herr Kainz in seiner köstlichen Studie herausgeholt. Aber das
Worte ausscheid'et, welche die Handlung ausdrücken, um sie
w
Publikum ging mit dem Paracelsus nicht so lebhaft mit, wie bei!
###nrch Warten erienen, welche zwar keinen Seelenzustand aus¬
dem effektreicheren „Kakadu“. Es ist die letzte neue Rolle gewesen,
brücken, wohl aber gewisse unfaßliche und unaufhörliche Beweg¬
die Kainz vor seinem Eintritt ins Burgiheater bei uns gespielt
unzen der Seele nach ihrer Wahrheit und Schönheit hin“, so hat
hat. — Die kleine Tragödie „Die Gefährtin“ gehört zu den
Annunzio diese offenbarenden Tropfen seinem Werke zugesetzt.
Pramen, die nachdenklich stimmen können, wiewohl man doch nicht
Ganz verstehen ued empfinden würde man sie aber erst, wenn die
#vergint, daß sie auf spitzfindigen Motiven aufgebaut sind. Auch
[Dase, die Priestern, der d'Annunzio'schen Poesie, in der Größe
hier knnn mnan sich mehr am Können, als an der Kraft der Be¬
hier Kunst den „Frühllugstraum“ auch bei uns zum Leben auf¬
e Tevenptügen
gabung erfreuen. Herr Nissen gab in seiner schlicht eindring¬
Fuhen ließe. W. u. Scholz gab uns in seinem „Mein Fürst“
heater.] Aus Berlin wird uns vom 30.
##lichen Art den einsom alternden Professor, der nach dem Tode
#Aehreniese einer Weisheit, die ihrer dramatischen Einkleidung
Diesmal liegt für uns in Berlin nur die Ver¬
seine Gattin erst über seine. nichtige Ehe mit einen dirnenhaften
###eaubt, zu einer Standrede zusammenschrumpfte, die ein Fürsten¬
letzten Première des Deutschen Theaters
Werb volle Klarheit gewinnt. — Nächst den Gastspielen von Frau
erzieher dem angehenden Herrscher hält. Der Fürst soll auf die
se zu halten. Es handelt sich um die neuesten
Sandrock und Frau Bruck bringen diese Tage eine Novität im
Imerströmung im Volke hören, ehe sich der Gedanke zum Zündstoff,
chnitzler's. Wegen des „Grünen
Schauspielhaus, aber nicht Faber's Ewige Liebe“ son= pas Gemüth zur Miene verwandelt. Ob der Fürst darauf hören
hier portzernme Schwierigkeiten bereitet und
dern gin Drama „Krone“.
r Mit diesem Fragezeichen entläßt uns der Autor. Und
langte man für einen Vrtreter der Pollsei
Münchener Literarische.Gesellschaft.] Man schreibt
hann kam Schnitzler mit seinem vulkanischen Tanz. Wie die
probe. Direktor Brahm gewahrte ihn. Ver
uns is München vom 30. April: Die „Literarische Ge¬
Rntige kleine Bestialität abgewandelt im „grünen Kakadu“ mitten
Kakadu nicht staatsgefährlich. Inzwischen
sellschaft“ führte d' Annunzio's „Frühlingsmorgen¬
in der großen Tragik entfesselter Instinkte uns den Veristen.
am Wiener Burgtheater gegeben und in der
traum“, „Mein Fürst“ von dem jungen Münchener Autor Wilhelm
zeigt, den neben dem Feierlichen das Grausige gepackt hat, wäre
ich besprochen worden. Im Wesentlichen ver¬
v. Scholz und Schnitzler'& grotesken „Kakadu“ auf. Wie
der Schritt zu aristophanischer Höhe nicht mehr weit. Jenen
ähnlich wie in Wien. „Der grüne Kalahn“.
sich die drei Werie in der #orm gleichen, so grundver¬
mächtigen Energien, die die Weltgeschichte formen, nachzuspüren
8 Antors eigener Venennung. wurde beinbelt, schieben sind sie in ihrem innersten Wesen, sodaß die Wirkung des
und bewegt und lebensvoll auf die Bühne zu stellen, das hieße
erraschenden Meisterstück. Die Komödie hat einen nothwendig von der des andern überholt werden mußte. Am
„Geschichte
starken Bühnenvortheil. Sie ist für; meisten hatte d' Annunzio's duftiges Stimmungsbild unter
Akademische Nachrichten.] Gestern, am 30. April,
eschaffen; und da überdies mauch kluger der Assoziation zu leiden. Ich hätte mir diese poesieumwobene] beging, wie die Bossische Zeitung melbet, der Geheime Regierungs= 1