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9.4. Der gruene Kakadu—Z#krus
„Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte.
Ausschut
105
„OBSERVER“ u. 93
L. esterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeld“
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Deeerit vem. Sodewah.— # ., K
Saet
vom 12/7
1
unmittelbaren Gegenwart, das Versspiel „Paracelsus“ der deut=äußern Anstrich einer Diebsherbei
K. Hoftheater in Stuttgart.
schen Renaissance und die Groteske „Der grüne Kakadu“ dem Ispöre hält sich ein eigenes Person
Erstaufführung der 3 Einakter: „Die Gefährtin“, „Paracelsus“ und durch den Tag des Bastillesturms gekennzeichneten Anfangsstadium abendlich die Rollen von Dieben
„Der grüne Kakadu“ von Arthur Schnitzler.
das zu dem eigenartigen Schauspi#
der französischen Revolution.
9 Durch die 3 Einakter „Die Gefährtin“, „Para¬
Von besonderer Eigenart ist das kleine Drama „Die Ge=gante Paris durch den Vortrag
celsus“ und „Der grüne Kakadu“ lernten wir gestern
ffährtin“; es gibt uns streng genommen in dramatischer tasie erfundener Verbrechergeschich
(21. d.) den modernen Bühnenschriftsteller Arthur Schnitzler Form die Schlußanwendung eines Romans. Dieser Roman #sal aber fügt es, daß einer
kennen, dessen jüngste Schöpfungen die genannten Werkchen
hat ausgespielt, wenn der Vorhang sich hebt; sein Inhalt isthjünger, ohne daß er es weiß,
bilden der sich aber mehr als durch sie seinen Namen durch das Schicksal einer Frau gewesen, die „zur Geliebten, aber vorträgt: er improvisirt einen R
die Schauspiele „Liebelei“ und „Das Vermächtnis“ gemacht nicht zur Gefährtin des Mannes“ geschaffen war. Das, wasals Rächer seiner verlezten Gatte##
hat. Immerhin sind die 3 kleinen Dramen intexessante Arbeiten, auf der Bühne sich abspielt, sind die Seelenkämpfe des Mannes, um wenige Augenblicke darauf
denen wir, offen gestanden, bei ihrem ersten Erscheinen vor dem der 10 Jahre lang an der Seite dieser Frau gelebt, der ihr That wirklich zu begehen. Mit
hiesigen Publikum ein besseres Schicksal gewünscht hätten als Schicksal geahnt hat, dem sich aber erst an dem Tage, da er Fkleinen Drama der Schauplaz der
sie zur Erde bestattet hat, die volle Wahrheit über ihrenschwüle Revolutions=Atmossäre ges
die laue Aufnahme, die ihnen zuteil wurde. Hätte man sich
gegen neue Erscheinungen in der Kunst und speziell in der drama=] Lebensroman enthüllt. Die kleine Handlung ist kunstvoll Ereignisse sich abspielen: man
tischen Kunst stets in der gleichen Weise ablehnend verhalten, entwickelt, die Karaktere der wenigen auftretenden Per= Eindruck als flute in die dumpf
Schauspielerprinzipals die Revolu
so würde die Literaturperiode, die wir heute noch stolz alssonen sind fein gezeichnet, und das Ganze ist mit Stim¬
mung geradezu durchsättigt. — Das Versspiel „Paracelsus“taren Gewalt und allen ihren kün
unsere „klassische“ zu bezeichnen pflegen, wohl nie über ihre
Die Aufführung der 3
ersten Aufänge hinausgediehen sein, denn gegen die kecken bewegt sich fast ganz und gar in der herkömmlichen Bühnen¬
form und fand deshalb vielleicht am meisten Anklang bei dem
Die 3 Hauptpersonen des Dram
Neuerungen, mit denen sie eingeleitet wurde, sind die Versuche
von Hrn. Ellmenreich, Frl.
Publikum, vielleicht aber auch wegen des heiteren, munteren
der heutigen Modernen vielfach zahm zu nennen. Goethes.
in feiner Abtönung gegeben.
„Götz“ warf jedenfalls mehr für unanfechtbar gehaltene Kunst= Inhalts und der niedlichen Versform, in der es vorgetragen
wird. Künstlerisch ist es jedenfalls das am meisten anfechtbare
für die ruhigen und weichen Züg
prinzipien über den Haufen, als irgend ein Stück der modernen
alten Professors sehr glücklich, ver
der 3 Stückchen, weil es moderne Zustände in ein historisches
Stürmer und Dränger, und Schillers „Räuber“ und „Kabale,
Für
Leidenschaft einzusezen hat wodur
und Liebe“ leisteten für ihre Zeit in rückhaltloser Darlegung Gewand hüllt und dieses darum zu sehr als Maskenkleid er¬
dessen, was bisher für nicht darstellbar gegolten, genau so scheinen läßt. Es behandelt ein angebliches Abenteuer des be¬ nicht unerheblich abgeschwächt wur
2 piel wie für die heutige irgend ein Drata von Hauptmann ikannten Arztes Theophrastus Paracelsus aus der Zeit, da der die Herren Schrumpf Amang
50
wie die Damen Doppler und
im Gernche übernatürlicher Begabung stehende Gelehrte sich in
10 oder Halbe. In den 3 erwähnten Einaktern erweist sich
Weise um die Vorstellung verd
Basel aufhält. Der berühmte Wundermann nimmt Rache an
nun Schnitzler als nichts weniger wie einen Stürmer
zeichneten sich durch karakteristische
einem dortigen Bürger, weil dieser ihm vor 13 Jahren sein
und Dränger; er geht neue Wege, gewiß, aber nur
Schmidt=Häßler als Prospère
Liebchen weggeheiratet hat. Zeitwidrig genug tritt er dabei als
Abonl insoweit, als er das Inhaltlose und Konventionelle, an dem
spieler Henri aus. Die zahlreiche
Abond unsere künstlerische Produktion so lange gekränkelt, zu über¬
ein ganz moderner Hypnotiseur auf, der à la Hansen dem
für die Zeichnung des Milien bes
schmucken Weibchen einen Liebesroman mit einem Junker sug¬
winden und er seine künstlerischen Gedanken und seine künst¬
sächlich von den H.H. Jessen G
gerirt. — Ein Stimmungsbild von mächtiger Wirkung ist das
lerische Ausdrucksweise aus dem Leben unserer Zeit zu schöpfen
reich, Schlotthauer Alsen, Schru#
lezte Stückchen, „Der grüne Kakadu“, das der Urheber
sucht, dabei bestrebt, der dramatischen Kunst über die gewohnten,
selbst als eine „Groteske“ bezeichnet. So viel weltgeschichtliche
wie den Damen Rossi, Paschke,
zum Teil in Alltäglichkeit untergegangenen Mittel hinaus neue
voll gegeben. Ein Kabinetsstückch
Stimmung wie hier ist wohl seit Scheffels „Hugideo“ selten
dienstbar zu machen. Die 3 Einakter haben das miteinander
in einen engen Nahmen gedrängt worden. Der „grüne Kakadu“ kunst bot Hr. Amanti in der
gemein, daß sie als Stimmungsbilder wirken sollen, und zwar
ais Stimmungsbilder, die ihr koloristisches Motiv 3 verschie= ist eine Spelunke in Paris, der ihr spekulativer Inhaber, ein wirklichen Strolchs, der sich unter
denen Zeitaltern entnehmen, das Drama „Die Gefährtin“ der ehemaliger Theaterdirektor, aus geschäftlichen Gründen den Herr Meery hatte alle 3 Stückch