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9.4. Der gruene Kakadu zykius
Merth. An Beifall nnge#e dur Audi.
der
torium nicht fehlen.
ügelte
„Paracelsus“, „Die Gefährtin" und „Der grüne
leiten
Kakadn“ von Arthur Schnitzler, hatten am Residenz¬
Heer¬
Theater zu Hannover einen vollen, durchschlagenden Erfolg. Es
önig¬
berichten darüber: „Hannoverscher Courier.“
Schnitzler
Die
hat für seine Einakter „Pararelsus“, „Die Gefährtin" „Der
nichts
grüne Rakadu“ keinen gemeinsamen Titel ersonnen, aber er setzt in
iegs¬
der Buchausgabe vor alle drei einen philosophischen Gedanken als Motto;
und
er will also, daß wir diesen Gedanken dramatisch in den drei Spielen
am
versinnbildet schauen. Etwas Tröstliches besagt sein Motto nicht; er
vor¬
schöpft es zunächst aus der praktischen Lebensphilosophie, will aber da¬
rinz¬
mit auch in die Tiefe greifen, es soll eine Lebens=, eine Weltanschauung
ge¬
andeuten und sogar einen metaphysischen Sinn gewinnen. Im zweiten
die
Stück, „Die Gefährtin“, ist's ein anderes Spiel, kein heiteres, sondern
den
ein sehr ernstes, düsteres. Dieser Einakter ist höchst stimmungsvoll in¬
ent¬
scenirt und wird gut gespielt. Rrr — ein anderes Bild! Mitten in
latt
den Sturm auf die Bastille schlendert uns der Dichter. Das heißt, die
Wogen des Aufruhrs dringen bis in den Weinkeller „Zum grünen
Rakadn“. Hier ist ein wirkliches „Spiel“ also unmittelbar ins Leben
übergeführt. Der groteske Einakter muthet wie ein Vorspiel zu einem
großen Revolutionsdrama an. Schnitzler beweist, daß er Gruppen¬
und Volksscenen zu meistern versteht; man erkennt seine gewohnte feine
und nicht selten spintisirende Art gar nicht wieder. Herrn Steffter ist
die Inscenirung in jedem Betracht ge.gtückt; die stürmischen Massenscenen
und
vollzogen sich ohne Störung und voller Lebenswahrheit. Das Spiel
bietet auch bei dem Einzelnen sehr gelungene und drastische Momente.
am
Die Einakter wurden sehr beifällig ausgenommen. — „Hannoversches
Tageblatt.“ Am Freitag, den 18. d. M., kam der Schnitzler'sche
hat
Einakter=Abend unter Adalbert Steffter's Regie zur Aufführung.
Die drei Stücke desselben „Paracelsus“, „Die Gefährtin" und „Der
grüne Kakadn“ stehen in keinerlei Zusammenhange, bilden aber jedes
in seiner Art eine interessante Aufgabe für die Darstellung und einen
über bloße Unterhaltung hinausgehenden Kunstgenuß für die Zuschauer.
Ein feines modernes Stimmungsbild ist „Die Gefährtin“, und die
Aufführung that ihre volle Schuldigkeit, um den gedämpften Ton, der
von Anfang an erforderlich ist, durch das ganze Stuck festzuhalten. Im
schroffsten Gegensatze zu der Finesse dieses Stimmungsbildes steht die
lärmende, grelle Seene im „Grünen Kakadn“ der Pariser Spelunke,
während draußen das Volk die Bastille stürmt. Doch trotz der farken
Farben, die der Autor bei der Anlage der verschiedenen Typen gewählt
hat, ist doch alles am rechten Flecke. Man versteht, daß die damalige
Zeit mit ihren Ereignissen gerade aus dem Zusammentreffen solcher
Kontraste und Dissonanzen hervorgewachsen sein muß, und so muthen
denn auch die Erscheinungen der Cavaliere und sogar die der Marquise
in dem Verbrecherkeller nicht unnatürlich an. Die Vertretung der Haupt¬
rollen wie auch das Arrangement der Massenscenen waren sehr wohl
gelungen.
box 16/1