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9.4. Der gruene Kakadu zuklus
S


inserer Bühne Schönthan und Koppel=Ellfeld in der „gold'nen Sorgfalt in die engsten Grenzen gefaßt, kein Wörk
Gewand, im Eva“. Der Vorwurf ist aber ungleich tiefer, als zu wenig und zu viel. Man hätte das Schnitzler
kaum zutrauen mögen; kann die „Liebelei“ in der
r nicht zu ver=er sich gibt. Die Jugendliebe Justina's zu Para¬
Technik eine gewisse Flüchtigkeit und Unbeholfen¬
celsus ist sein zarter Grund:
heit nicht verleugnen, hier trifft beides zu einem
Seht diesen hab' ich wirklich lieb gehabt,
eginn des 16.
Ach, lange noch .. . Oh, Cyprian, wie lang!
harmonischen Ganzen, die tiefe Kraft der Stim¬
des Waffen¬
s Ihr von dannen giengt, vor dreizehn Jahren,
mung und der meisterhaft geführte Dialog.
ist ungefähr
Abschied und ein Wort von Wiederkommen,
Wie sich in diesem Schauspiel eins aus dem
aracelsus er¬
teint', ich müßte sterben. Wärt Ihr damals
er Nacht da Ihr die Stadt verließt,
andern ergibt: Dem Professor Robert Pilgram ist
seine Zau¬
rch
als zurückgekehrt — ach Alles hätt' ich,
seine Frau plötzlich gestorben. Was er früher
Ihr verlangt, Euch freudig hingegeben,
ahnte, wird jetzt zur Gewißheit, daß ein intimes
des¬
ch auch wußte, daß der nächste Morgen
Verhältniß zwischen der Verstorbenen und seinem
erirt
rewig mir Euch nahm — so liebt' ich Euch!
Assistenten Doctor Hausmann bestanden habe.
in ein
Wer weiß, wie viele Fenster in der Stadt
Allnächtlich offenstehn für Einen, der — nicht kommt!
Der Tod ist dazwischen getreten, bevor es seine Lö¬
rwacht,
sung fand. Ihm war sie schon seit langem ver¬
Jetzt nach Jahren betritt er wieder ihr
loren. Er zürnt ihr nicht, jetzt ist sie todt und der
beharrt hart= Haus. Er ist weit gereist, sie sieht, sie würde wohl
Tod gleicht ja so viele Gegensätze aus, die sich im
Schuld. Die nicht mehr zu ihm passen, Zeit auf Zeit ist dazwi¬
Leben blutig gestoßen. Da folgt aber Schlag auf
yprian
ben.
schen gerückt, aber aus jener Jugend tönt es wie
rt de
Schlag. Von Hausmann erfährt er, er sei schon
frühe Glocken durch die morgenklare Luft.
seit über einem Jahre im geheimen verlobt ge¬
s löst
Um dieses Wiedersehen war es dem Dichter
wesen und die Freundin der Todten eröffnete ihm,
chlaf,
vor allem zu thun. Deat er mit den feinsten
Eveline habe darum gewußt. Sie war keine Ge¬
ver= Farben getönt. Ein anderer hätte vielleicht das
fährtin, keine Geliebte, sondern nur ein Weib,
eit zu ganze tragisch gegeben, ihm war es nur um dies
nu
ihm fremd und fern, „das zufällig in diesem Hause
atürlich eine zu thun: Die Vergangenheit steht nochmals
sie spricht die auf, sie ist beinahe so schön und glänzend wie ehe=gestorben ist“. Es bricht alles zusammen. Dort,
geliebt und dem und doch wieder nicht ganz so. Sie ist aber wo er Reinheit und Liebe hoffte, Schmutz, Lüge
und Gemeinheit ...
Freundschaft Befreiung, das Idealbild des Wunderdoctors zer¬
aber fremd ge= flattert in der Wirklichkeit, die Sehnsucht ist still
Es ist seltsam diese Stimmung, wenn wir einen
und Cyprian geworden und das Leben reich an Schönheit und
Todten bestattet haben. Das Leben geht weiter
den Herzens= Stärke
und nichts mahnt daran, daß sie je anders ge¬
Das zweite, „Die Gefährtin“ ist ein wesen sei. Nur ist alles so leer, so furchtbar still
tte und lustige Meisterwerk dramatischer Kunst. Der Aufbau ist und leer. Das hat der Dichter in wundervoller
Das kann auch so klar und durchsichtig und fast mit peinlicher! Weise wiedergegeben: Sollte man glauben, daß!