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Die Gefaehrtin
9.2. Meueldehern box 14/7
Kop. Kummersanger Bauberger hat, als er gestern nachmittag
Imit der Straßenbahn in seine Wolnung nach Schwabing fahren
wollte, einen bedauerlichen Unfall erlitten. In der Leopold¬
straße stieg er vorzeitig aus dem Wagen, kam zu Fall und erlitt
so bedeutende Prellungen am rechten Fuße, daß er von der Sani¬
tätskolonne in das Krankenhaus Schwabing geschafft werden
mußte.
at. Familien=Nachrichten. Als Verlobte sind vom Standes¬
amte aufgeboten: Der K Kämmerer Adolf Frh. v. Büsing¬
d' Orville, Fideikommißbesitzer in Zinneberg, mit Frl. Luise+ kant einen Knescheibenbruch, die anderen Nervenchots, Tücisch¬
KRERE
S
man sagt, mehrere Eisen im Feuer. Seine Einbildung aber
ganz unserer Auffassung entspricht, die aber, und zwar gerade des¬
und der krasse, jeder Moral entbehrende Egoismus wird
halb, weil sie einem eigenen Stilempfinden entspringt, wohl
empfindlich bestraft. Ohne daß er es ahnt, haben sich die beiden
auch ihre Berechtigung hat. Im Tschaikowskyschen Es-moll=Quar¬
Unternehmer und Konkurrenten hinter seinem Rücken geeinigt
tett vermißte man den intimeren Zauber des warmen, quellenden
Tons, der am letzten Ende doch maßgebend ist für das seelische Emp¬
ihn fallen zu lassen, und die Tochter des dritten reicht ihre
finden, das in einer reproduzierenden Leistung steckt. Es mag aber
reiche Hand einem armen Jugendfreund, über dessen unprak¬
auch daran gelegen haben, daß die Herren selbst von den kunstle¬
tischen Idealismus sich Merck die ganze Zeit über lustig gemacht
rischen Qualitäten dieses Werkes, das wohl zu den schwächsten
hat. Das wäre nun für eine Komödie nicht übel, würde allen¬
Arbeiten des russischen Meisters gehört, selbst nicht recht überzeugt
falls für zwei Akte ausreichen, leider will aber die kleine Hand¬
waren. Eine Quelle reinsten Genusses stellte hingegen die von einer
lung im ersten Akt so gar nicht in Schwung kommen, so daß
üppigen Tonfülle umrankte Wiedergabe des F-Dur=Quartetts von
der Zuhörer, im Ungewissen, an wen und an was er sich halten
Haydn dar. Die Zuhörer waren zwar spärlich, aber aufrichtig be¬
soll, verstimmt wird. Erst im zweiten Akte wird nach langem
geistert von dem Gebotenen. Derartiges, wie die Brüsseler bieteng
hört man in München, dem großen Konzertmarkt, nicht alle Tage
Hin= und Widerreden mit der kräftiger einsetzenden Handlung
etwas mehr Ernst gemacht.
* Münchener Volkstheater. Am Mittwoch, den 26. ds. Lommt
Das Publikum zeigte sich durch den Schluß doch einiger¬
Sündenböcke“, Schwank in 3 Akten von G. Schätzler¬
maßen mit dem Abend versöhnt, der anwesende Dichter konnte
Perasini zur Erstaufführung. Die Einstudierung leitet Herr Re¬
erscheinen, und die Hauptdarsteller, der Merck des Herrn Grau¬
ssseur Karl Neubert. Gegen Mitte April absolviert die rühm¬
mann, der lustige Frank des Herrn Waldau und der nüchterne
Achst bekannte Charakterschauspielerin Tilla Durieux ein auf
kleine Kaufmann Zehrleder des Herrn Schwanneke, mit ihm.
Kurze Zeit berechnetes Gastspiel.
Beide Stücke hatte unser neuer Dramaturg Herr Dr. Wollf
Konzerte und Vorträge. Norah Drewett hat für ihren
inszeniert. Wir haben also einen neuen, fünften Regisseur im4
Klavierabend am 18. ds. im Museum folgende Programmwahl ge¬
Schauspiel gegenüber dreien oder eigentlich zweien in der Opery
troffen: Sonate As-dur von C. M. Weber, Fantasie F-moll von
Wird es nun langen?
Chopin, Präludium (Durch Sturm und Regen), Ballade (Die
A. v. M0
Heide) Romanze (Im Frühling) von Walter Niemann, Bruyeres
von Cl. Debussy, Deux Valses nobles et sentimentales, Jeux
Theater und Konzerte
d’Eau von Ravel, Sonate für Klavier und Violine von César

Franck. Zur Mitwirkung ist der Violinist Richard Heber ge¬
Das Brusseler Streich=Quartett gehört mit zu den besten Kam¬
wonnen, der die „Teufelstriller=Sonate“ von Tartini spielen wird.
mermuserberealich mit ihrem Besuche er¬
Die Kompositionen von Walter Niemann, dem bekannten Musik¬
freuen. Das Quartett, bestehend aus den Herren Schörg, Dau¬
schriftsteller und Komponisten in Leipzig, stammen aus der Suite
cher, Mirylund Doehaerd, hat es sich angelegen sein lassen,
nach Worten Friedrich Hebbels. (Karten bei Schmid, Residenz¬
durch peinlich genaues Ausbalancieren der Tonstärken jenes klang¬
straße 7.) Ossip Gabrilowitsch beschließt am 19. ds. im
liche Gleichgewicht zu erzielen, das den idealen Grundstock allen
Odeon seinen sechs Abende umfassenden Zyklus „Die Entwicklung
Kammermusizièrens darstellt, es hat die vier einzelnen Instrumente
des Klavierkonzertes von Joh. Seb. Bach bis zur Gegenwart“ mit
zu einem feinst temperierten, spontan reagierenden, einheitlichen
folgendem Programm: César Franck: Variations Symphoniques;
Klangkörper verschmolzen. Damit sind natürlich auch die Bedin¬
Saint=Saens: Konzert C-moll op. 44; R. Strauß: Burleske D-moll;
gungen für präzifestes Zusammenspiel und Klarheit im ganzen
S. Rachmaninoff: Konzert Cmoll op. 18. Das mitwirkende Kon¬
wie im Detail erfüllt; dazu gesellt sich noch eine eigene Stilbeto¬
zertvereins=Orchester steht wiederum unter Leonid Kreutzer. (Kar¬
nung, wie etwa im F-moll=Quartett op. 95 von Beethoven, nicht j ten bei Schmid.)
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