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aehrtin
9.2. Die Geramnsein
isse: Berlin
16. UAN. 1918
um.
mit dem Ausruf kapitulieren läßt, es ist ja alles
Bassermann=Abend
Blech mit der Sittlichleit!! Es geschieht, als
im Deutschen Künstlertheater.
sie durchaus keine Lust bezeigt, ihm nach Rudol¬
stadt als Frau in seine ehrbare Häuslichkeit zu
Das Deutsche Künstler=Theaterhatte am
folgen, sondern höchstens seine Geliebte neben
Dienstag zu einem Einalter=Abend geladen.
anderen Männern sein will, die er immer in
Da es sich nicht um neue Stückt, sondern in
Berün zu besuchen hat. Ein echter frivoler
einam Falle gar um ein recht vergilbtes altes
Hartleben mit im Grunde sehr spärlichem,
mit einem genau vor 100 Jahren geborenen
komischem Aufputz, aus dem aber Bassermann
Autor handelte und Albert Bassermann in allen
herausho#te, was herauszuholen war. Er kon¬
breien die Hauptrolle spielte, darf man wohl
trastierte sehr gut die Kleinstadtbiedermeierei des
von einem Bassermann=Abend reden,
sächselnden Werbers mit der parfümierten
für dessen sehr gemischtes Programm hauptsäch¬
Demimonde=Frechheit der Gefallenen und dabei
h der geseierte Darsteller verantwortlich ist.
zugleich Aufgestiegenen, die sich seibstgefällig in
wollte sich in einigen neuen Rollen zeigen,
ihrer jungen Ruhmesschaukel wiegt. Hier hatte
ihn die derzeitige Damaslusperiode des
der Darsteller auch an seiner eigenen Gattin!
ngtheaters nicht beschäftigt, hat aber für
Else Bassermann als Brett diva eine ge¬
sen Zweck keine sehr gluckliche Wahl getrossen.
wandte Partnerin, deren weltstädtisches Wesen
Zu paradieren gibt es hier wirklich nichts, und
die Verdorbenheit der hübschen Sünderin scharf
am allerwenigsten in Schnitzlers flauem
zu marlieren hatte und so eine sehr drastische Folie
und grauem Begräbnisstück „Die Gefährtin",
zur täppischen Unbehosenheit des verliebten
s den Abend eröffnete. Der Künstler hat hier
Kleinstadtmenschen schuf — Die dritte Rolle in
Gatten zu geben, der zwar den heimlichen
Fourniers „Eine Partie Piquet“, eine all¬
ruch seiner Frau mit seinem jungen Assi¬
berühmte Haase Rolle, die ehedem zum Lustspiel¬
n immer schon geahnt hat, aber erst am
repertoire dieses unvergleichlichen Komikers ge¬
ein
bnisage selbst volle Klarheit
hörte, war die eines alten Chevalier, der sich bei
otschlagwort des Stückes — darüber erhält,
einem Kartenspiel die Zustimmung zur Heirat)
em er mit einer Freundin der Verstor¬
seines Sohnes mit der Tochter eines reichen
die ihre Briefe an diese zurückerbittet und
Seidenfabrikanten ablisten läßt. Sie ist wirk¬
darauf eintreffenden Rivalen ein hoch¬
lich eswas verstaubte Theaterarbeit und bot
s Inquisitorium abgehalten. Da er
ihrem neuen Darsteller wohl, Gelegenheit zu
hon seit geraumer Zeit nicht mehr
einigen drolligen äußeren Mätzchen und unfrei¬
auch für den Darsteller keine
williger Kemik in der Herausstellung des sehr
friffenheit zu veranschaulichen,
reizbaren Adelsstolzes seines verarmten Ritters
rkorreites gesellschaftliches Verhal¬
von der traurigen Gestalt. Im übrigen verlieh
einiges Geschick im richterlichen Auf¬
gerade das merlliche Bestreben nicht Haase
sverfahren ## bekunden, und das wurde
kopieren zu wollen, der Leistung keine besonders
ertmännischen Tolenten des Künsters nicht
ster
interessante Note, denn der alte Komöd
Auch nicht der Aufschwung zu einem
zu
hatte doch eine Art, solche Arist
asteren Temperamemsausbruch als es sich
and,
geben, die ihnen noch besser zu Ges
Schlusse darum hande##e dem Verführer der
wie die Gezwungenheit des nach eigenem Ton
nsehr energisch die Türe zu weisen. —
weite Stück „Die sittliche Forderung“ von suchenden neuen Darstellers. Aber Grund zu
herzlichem Lachen war immerhin genug vor¬
ich Hartleben brachte insofern eine
handen, wie gerade hier das schon von Hartleben
g der Gesamtstimmung, als dieser
leicht amüsierte Publikum zu erkennen gah und
wenigstens das Pubtikum zu amüsieren
damit der Zweck des Stückes und der Vorstellung
und natürlich auf Kosten der Sittlich¬
wenn er einen pliliströsen Rudolstädter erreicht, um eren glatten Verlauf sich noch
Kaufmannssohn schließlich vor den Reizen mehr oder minder geschickt die Herren Grun¬
„ C
seiner Jugendfreundin Erna, die in Berlin einewald, Schröder, Ziener und die Damen
Brettldma mit Kolottenallüren geworden ist= Unda und Schuld verdient machten. Alf. A.