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Die Gefaehr
9.2. Damtin box 14/7
Datum:
B
Deutsches Künstlertheater:
Einakterabend
Für die Kritik war das Geschäftshaus, Barnowsky, das sog.
Deutsche Künstlertheater, seit ziemlich langer Zeit nicht mehr
vorhanden. Sie wurde nicht eingeladen, Feil das Theater nichts
Neues bot und andauernd dem Publikum, das während des
Krieges die Theater füllt, gleichgültig, ob sie gut oder schlecht sind,
die kunstfremden „Klubleute“ vorsetzte. Jedenfalls um Bassermanns
willen wurde die Serienspielerei der „Klubleute“ unterbrochen,
5 Schnitzler, Hartleben und die verschollenen Four¬
nd Meyer wurden herbeizitiert. Schnitzlers „Ge¬
fährtin“ erwies sich als die stärkste Darbietung des Abends,
während die
e Piquet" Bassermann wohl Gelegenheit
n der Haase=Rolle des alten Chevalier eine sehr feine Chargen¬
geben, aber recht langweilig war. Der kleine Trick,
20
Lustspiel zwischen ebenso verstaubten Kulissen,
einigen
Jahrzehnten benutzte, spielen zu lassen,
or
dann senkte sich dicke Oede hernieder.
verblüfft
derung“ ist nicht mehr
Auch Hartleb¬
Sängerin mit ihrer erzwungenen
frisch, und
Fröhlichkeit konnte
Komödie keinen starken
Lichter, die Bassermann
em einhauchen.
Stimmung war nur
seinem Rudolstädter Kaufima
ch Frau Unda als
Schnitzlers „Gefährtin“ z
Olga durch ihre monotone Sprecha###scht Attäuschte. Schk.
17. Jan. 1915
Datum:
Bassermann=Parade im Künstler=Theater,
I. A. B. Der neuen Rollenschau Basserthanns und den Vor¬
bereitungen für seine nächste Gastspielrüke durch die deutsche
Provinz durfte das Publikum des Künstigk=Theaters am Diens¬
stag mit ergebenem Beifall folgen. Bassermann war zuerst der
sgrau melierte stoisch=weichherzige Professok Pilgram in Schnitzlers
Schauspiel genannter, melancholisch heruntergeredeter Ge¬
fühl#enspielerei „Die Gefährtin“, dann (mit Zügen entzückender
Liebenswürdigkeit der wohlerzogene und noch ganz anderer Er¬
ziehung fähige Rudolstädter Kaufmannssohn in der „Sitt¬
lichen Forderung“ die über alle Spießerlichkeit sich hoch
erhaben fühlt und Hartlebens eigenen Horizont anmutig rund
und doch so eng umschreibt. Und schließlich in köstlicher Maske
mit lustigem Gepiepse und gichtischer Grandezza der Chevalier
von Rocheferrier in Fourniers vergilbtem gradlinigen Scherz
„Eine Partie Piquet". In allen drei Rollen der würdige Erbe
des Virtuosenringes Friedrich Haases, jedesmal ein anderer in
der buldvollen Lösung grundverschiedener Aufgaben technischen
Geschmacks, der mit seelischer Kunst sich nur an der Peripherie
berührt, das ihm das genügt, indes die übrigen artig Statisten¬
dienste leisten!
eeto.
W7. Jan 186
Datum:
Deutsches Künstlertheater.
All, älter, am ältesten — das könnte über demEinakter¬
abend des Deutschen Künstlertheaters st
Die drei Stücke,
ungleichwertig und von den verschiedensten Stimmungen gelenkt,
haben schließlich doch ein Gemeinsames: #i werden alle drei von
Albert Bassermann getrogen. Undzebie! ..
Bassermann ist im ersten Stück der Professor Pilgram in Arthu
Schnitzler.s Schauspiel „Die Gefährtin“ in einem
Zwiegespräch, das mit künstlichen Spannungen dramatische
vorzutäuschen sucht. Ohne Erfolg. Es bleibt doch im bes
nur Stück von einem Stück. Auch Bassermanns Professor,
Stunden nach dem Tode der Lebensgefährtin seine Ehetrag
deckt, vermag die matte Stimmung nicht zu steigern.
Hierauf der richtige Erfolg des Abends: Otto Erich
lebens Lustspiel „Die sittliche Forderung" d
Stück also. Aber eines, das wohl in der muckerveracht
denz, nicht aber in der Schlagkraft seiner Humore wi
anmutet. In dem braven Kleinbürger aus Rudo
(bis zur Konzertsängerin!) gefallene Jugendfreur
geliebte Rita Revera (früher Erna Stadelbach
der Rudolstädter zurückführen will, am Ende
in Berlin bleibt, zeichnet Bassermann mit ori
Gestalt, der es an friedsamen Zügen nicht fehl
den gemütvollen Unterton am befreiendsten
In dem französischen Spielchen „Eine
von Fournier und Meyer versucht
Friedrich Haase. Es wird etwas anderes. D
stolzen Chevalier kann man sich bei allem Qu
weicher denken. Der Künstler nimmt die von
spielreisen gezeigte Gestalt von ihrer schärfster
Chevalier Altfrankreichs, aber doch so charakteri
daß ein Mensch dasteht, dem man selbst in einem
Stück, als es dieses ist, gerne dreißig Minuten lang gege
Emil Lind, der Regisseur, hat in einer glücklichen Ein
den Rahmen des letzten Stückes im Stil der Großvätertage gehalten.
Rund um Bassermann wurde froh und frich gespielt von Elsa
Bassermann. Charlotte Schulz, Bruno Ziener
Arthur Schröder. Es fehlte nicht an Beifall.
M. Sch.