Faksimile

Text

box 14/3
wild
8. F.
chen Landtages,
pragmatische Sanction geradezu alberne Phraseologie, welche die Czechen über diesen dringendsten Interesse der Regierung gegen ist, der in he¬
schwüle Atmosphäre in Böhmen nicht noch durch eine
ihren Lieblingsgegenstand sich gebildet haben, ist in die Adresse
mit dem schmetternden
sie der Landtag auf dem übergegangen, und man kann kaum mehr ernst bleiben, wenn Adreß=Debatte erhitzen zu lassen, welche die denkbar
ist. Gleich hier finden wir einen ersten Fehler der Beweis¬
Liebesjagdlaune, schnurrige Comödianten und Theatermädchen
Die glückliche Fran¬
führung. Dieser Paul Rönning wird von vorneherein als
flattern in leichtem Schwarm über die Scene. Die hat ein
det sich auf Seite 21
der Sympathische angelegt, und wir sollen uns auf seine
„Verhältniß mit dem, und so weiter. Der Director über¬
vorliegende Nummer
Seite begeben. Aber was stellt er eigentlich vor? Er ist ein
blickt väterlich die Beziehungen, die sich schnell knüpfen und
Auß der Aufzeichnungen
reicher junger Mensch, hat künstlerische Neigungen und will
lösen. Aber Eine will im allgemeinen Taumel nicht mit
herrn v. Pratobevera
vor Allem sein Leben auf das beste genießen. Wer sich in
thun, das ist die Naive Anna Riedel. Es stellen ihrs¬
solcher Lage befindet, hat in der Wirklichkeit zunächst mehr
ziemlich alle Herren nach, und sie bleibt sam. Sie ist
zum Theater gegangen, um ihr Brot verdienen, die Anspruch auf unsern Neid, als auf unsere Theilnahme. Es
ist sehr angenehm, ein Sybarit sein zu können, aber der
du.
höchst Naive, und will gerade nur ihr Brot, bedienen, nicht
Werth eines Menschen beginnt erst dort, wo er anderen
mehr und nicht weniger. Das ist schwer. Hungern oder
Menschen nützlich wird oder dies wenigstens versucht. Wer
Schwelgen, ein Drittes gibt es für junge Damen an diesem
Schnitzler.)
ist mehr Mann, Karinski oder Rönning? Zweifellos der
Kunstinstitute nicht. Es ist sehr anziehend, zu sehen, wie sich
aber es wird nicht
wilde Lieutenant. Der Rock, den er trägt, bürgt dafür, daß
wir schließlich aus dem alle Leute, Colleginnen und Collegen, der Director, der
er in jedem Augenblicke bereit ist, sich für allgemeine Inter
Regisseur und nicht zum wenigsten die Zuschauer bemühen,
mitnehmen. Nun ist
essen umbringen zu lassen, und das versöhnt mit mancher
die arme Kleine in ihren vorsintfluthlichen Grundsätzen
ein Stück etwas be¬
Uebelthat, die er sonst begehen mag. Hingegen ist Paul
wankend zu machen. Selbst diejenigen, welche sich keine un¬
wie ein Advocat auf¬
Rönning nur behaglich, nur mit sich zufrieden, er dient
mittelbare Befriedigung davon versprechen, daß die Naive
t sein mag. Doch wenn
lediglich seinen eigenen Genüssen, und von der Höhe an¬
am Abendmal der Lebemänner theilnehme, arbeiten wie
muß der logische Bau
gesehen, ist er ein unnützeres Mitglied der Gesellschaft als
Verschworene darauf los, daß sie falle. Laster w. Gesell¬
st sein. Die Sophisti
der zügellose Kriegsmann, obwol auch dieser keine Werthe schafft.
schaft haben, die Tugend bleibt gern einsam. Oder gedeiht
na in der Regel lebt
Es begibt sich, daß der Lieutenant eine Wette eingeht,
ten, als das Spiel mit die Tugend nur in der Einsamkeit?
Anna Riedel werde seiner Einladung zum Nachtmal folgen.
Zwei Männer aber streiten, um das Mädchen; der
sem fortwährend mit¬
Damit ist natürlich etwas Aergeres gemeint. Er verliert die
Eine will sie in Ehren gewinnen, der Andere seinen Spaß
Werte. Das Mädchen hat ihn abgewiesen. In seinem Grimm
mit ihr haben. Dieser, der Lieutenant Karinski, ist ein
der Un¬
an welch
darüber hält er vor Rönning herausfordernde Reden, weil
wilder Mensch. Er wird im Stück nicht übel mit den Worten
Geschichte
soll.
er dessen Neigung zu Anna eräth, und beschimpft sie endlich
charakterisirt, daß er ein Soldat für den Krieg sei. Für
Bühnen¬
zwar be¬
in grober Weise. Rönning hat eine Weile an sich gehalten
den Frieden taugt so Einer nicht, da sind seine Instincte
Schmiere,
eine be¬
dann reißt ihm die Geduld, und er schlägt den Lieutenant
zu heftig und fügen sich nicht in den gelassenen und gesetz¬
ne Gegend
Wie
ins Gesicht. Karinski war in Uniform, jedoch ohne Säbel,
its wieder lichen Lauf der Dinge. So Einer braucht Aufregungen
se Ding
sonst hätte er den Angreifer in der Ehrennothwehr nieder¬
der Murger heißerer Art, den Ritt auf unbändigem Pferde, das ihn
er is
machen müssen. Zwei Officiere, Karinski's Freunde, schleppen
Leben sieht abwerfen will, den Kampf bis aufs Messer um eine Dirne
me.
den Wüthenden sogleich weg, so daß er sich für die thätliche
oder hohes Kartenspiel, in dem er Leben und Ehre wagt
Rausch und
u bie
Beleidigung nicht im selben Augenblicke rächen kann.
als ob die Der Krieg braucht solche Gesellen, im Frieden rumoren sie
gen
die
Da die Zeit gegeben ist, in der das spielt
nur schädlich und lästig herum, benehmen sich überall wie
Ferd plötz¬
Poldi
Gegenwart — so folgt jetzt wol ein Duell. Nein, es folgt
in Feindesland. Das Mädel, auf das er Lust hat, gehöre
Werken nicht
in se¬
keines, und darin besteht das Stück. Paul Rönning weigert
ihm, meint Karinski, der darin als ein rechter Wilddieb
ere Frage über
ne
sich, dem Lieutenant mit den Waffen Genugthuung zu geben.
acht er sich sie vorgeht. Auf ein Mädchen vom Theater könne man doch
Er findet, daß er ihm keine schulde. Karinski habe sich wie
ohneweiters Jagd machen, es sei Freiwild.
ein Bube benommen, er habe ihn daraufhin wie einen
Dieses Mädchen hat nun zufällig einen Bertheidiger,
eren Ausgang des
Lebemänner in der der Paul Rönning heißt und ein stilvergnügter Lebemann Buben gezüchtigt, und damit sei die Sache erledigt. Rönning