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Wien.
Theater u. Literatur.
Das theatralistische Ereigniß der letzten
Tage ist der am 1. d. M. perfect gewordene
Directionswechsel im Hofburgtheater.
Dr. Maximilian Burckhard hat seine Stelle
an Dr. Paul Schlenther, dem Kritiker der
„Vossischen Zeitung" abgeben müssen. Jetzt erst
wägt man ab, was man an Burckhard ver¬
loren hat, was er geleistet und verbrochen hat.
Denn seinen Sturz haben nicht allein eine
Schauspielerclique und seine eigenen Dramen
veranlaßt, es sind auch tiefere Ursachen mit im
Spiele gewesen, die unabänderlich einen Direc¬
tionswechsel herbeiführen mußten. Tiefer liegende
Ursachen sind es, die im Repertoire und im
Personale wurzeln. In den acht Jahren der
Burckhard'schen Theaterregierung hat sich das
Repertoire verflacht, verringert, verunfeint. Die
classischen Stücke sind vernachlässigt worden,
vielleicht weil wir keine große Tragödin be¬
sitzen, vielleicht um der Moderne zu schmeicheln;
die sogenannten „Comtessenstücke" sind aus dem
Spielplane beinahe ganz verschwunden und
dafür sind Leute wie Ebermann und Schnitzler
eingezogen in die Hallen, wo man früher
Schiller'sche Poesie pflegte. Daß Anzengruber
und Sudermann, Ibsen und Giacosa hoffähig
wurden, ist eine gerechte That gewesen, aber
vor Schnitzler und Ebermann hätte Burckhard
die Thüren der „ersten deutschen Bühne
schließen müssen. Eine Regeneration des altern
den Personales ist Burckhard nicht gelungen.
Mitterwurzer, auf den er so viel baute und
der ihm so früh starb, Kainz und Karoline
Medelsky, sind die einzigen Treffer, die er ge
macht. Neben brauchbaren Mittelmäßigkeiten
der dahin
Er war Journalist, ist ein gelehrter Kenner
der deutschen Bühne und ihrer Geschichte und
wirft zu seinem profonden Wissen den besten
Willen ist die Wagschale. Möge er als Director
Glück, vornehmen Geschmack und Energie be¬
kunden, das wäre unserem Burgtheater vor
allem nöthig.
Eine sehr interessante Vorstellung war die
letzte Reprise von Schiller's „Braut von
Messina". Frl. Bleibtreu gab die
Mutter mit edlem Anstand und feiner Nuanci¬
rung, die Herren Reimers und Robert
wetteiferten als feindliche Brüder in Spiel und
Sprache. — Herr Reimers sah überdies so
männlich schön aus, daß es kein Wunder ist,
wenn er gerade in dieser Vorstellung vielen
und der
Damen ausnehmend gut gefiel -
Chor bot eine prächtige Leistung. Frau
Hohenfels gab die Beatrice, die sie bereits
vor einem Vierteljahrhundert creirt hat. Ihr
rauhes Organ wird, wenn sie Sentimentale
spielen soll, zur Qual der Zuhörer und ihre
harten Züge rauben jede Illusion. Um dieser
Braut von Messina willen wären Isabellas
Söhne wahrlich nicht in tödtlichen Streit ver¬
fallen.
Von den Premieren dieser Tage hat nur
eine, das freche Stück „Freiwild“ eine gewisse
Bedeutung. Im Carl-Theater gab man
eine unverwüstliche Suppé'sche Operette unter
dem neuen Titel „Die Parisiin", mit
neu unterlegten, furchtbar alber in Libretto.
Frl. Stojan brillirte wie immer. Im
Raimund=Theater fielen zwei lang¬
weilige Stücke eines gewissen Rudolf Holzer
jämmerlich durch und im Theater an der
Wien gab man den „Maler=Veri“. Der
antik klingende Titel sagt zur Genüge, welch
geistloses Machwerk dieses Stück ist. Es ist ein
Abklatsch der Birch=Pfeifferiaden und Münchener
Bauernstücke, hyperromantisch, unwahr, un¬
logisch und heuchlerisch empfunden.
„Freiwild, dagegen, das im Carl¬
Theater letzten Freitag zur Erstaufführung
gelangte und in dem die Herren Klein und
Reusch für ihre vorzüglichen Leistungen
Frl. Sangora als Anna war einfach elend
— reichen Beifall fanden, ist ein für die
Moderne symptomatisches Machwerk. Der
Dialog ist, wie in allen Stücken Schnitzlers
unfein, die Handlung gedrückt zusammengestellt,
aber hyperpikant — das wäre nicht das Neue,
Symptomatische. Schnitzler wagt es aber,
in „Freiwild“ den österreichischen Officiersstand
und seine über jede Kritik erhabenen Ehr¬
begriffe an den Pranger zu stellen. Der orien¬
talische Dichterling, der jedenfalls nur von
wenigen oder gar keinen Officieren ihrer Gesell¬
schaft für würdig gehalten wird, behauptet mit
frecher Zunge, daß die Civilisten für die
Officiere bei den Duellen das „Freiwild ab¬
gäben. Paul Röning gibt dem jungen uner¬
fahrenen Lieutenant Karinsky einen Schlag ins
Gesicht und muß sich nun mit dem Officier
duelliren. Das findet Aron Schnitzler für un¬
gerecht. Ja, soll sich Lieutenant Karinsky von
jedem Nächstbesten ohrfeigen lassen? Und wes¬
halb Einer „braven“ Provinzbühnen=Naiven
wegen! Es gibt leider nicht viel brave Provinz¬
Nawe, so daß Rönings Entrüstung noch dazu
unwahrscheinlich scheint. Und dann will sich
derselbe Röning nicht duelliren, weil er sich vor
Karinsky fürchtet. Dann hätte er den Officier
auch nicht schlagen sollen. Es geht eben nur
das Eine aus dieser ehrlosen Geschichte hervor:
daß sich Aron Schnitzler und Consorten vor
den Officieren fürchten und daß sie es gerne