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8. F.
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wil-
der dann den Bau und die Ver. I see is not an ihn
Gestaltung. In der Welt des Comments geht es naturgemäß ge¬
Sie gestehen müssen, daß ich Sie nicht befördern konnte. Jeden¬
messen zu. Naturlaute sind da verpönt, und wenn selbst die Gegner
falls war es für Sie eine Ehre, bei der 2. Komp. zu dienen und
des Comments sich hauptsächlich um die Frage kümmern: Wie stellt
wenn Sie noch einmal zur Uebung eingezogen werden, nehmen Sie
du dich zu den Forderungen des Comments? so kommt man vor
sich zusammen, damit Sie Ihr Ziel erreichen
lauter Erwägungen über Dies und Jenes nicht zum Kernpunkt.
Ich will auf meine Würdigkeit, Gefreiter zu werden, nicht
Man hat lose umschriebene Typen vor sich; man vernimmt wenig
eingehen. Aber die Worte des Hauptmanns verlangen einen Kom¬
vom Recht oder dem Ungestüm der Leidenschaft; man erblickt nur
mentar. Erstens war meine Führung tadellos. Ich war nicht ein
starre Konsequenzen gewisser gesellschaftlicher Einrichtungen, und
einziges Mal im Dienst um eine Sekunde zu spät erschienen und
nimmt nicht an den seelischen Erschütterungen eines bestimmten
meine Führung wies nicht den geringsten Tadel auf. Kein Straf¬
Menschen theil. Auf diese Weise kann ein vorzügliches Theaterstück,
exerziren, keinen Rapport kann mein Strafregister aufweisen und
ja eine werthvolle, agitatorische Anklage entstehen, nicht aber eine
selbst vom Kasernenwohnen war ich verschont geblieben. Die meisten
reichbewegte Dichtung. Im ersten Akt des Schauspiels „Frei¬
Einjährigen hatten Strafen zu verzeichnen und wurden trotzdem
wild erkennt man noch am deutlichsten den feinsinnigen
befördert. Das Urtheil des Hauptmanns über mein Schießen
Dichter der „Liebelei. Im flüchtigen Geländel wird der
widersprach den Thatsachen völlig, da aus verschiedenen seiner
Ernst heraufbeschworen. In einem Badeort nicht allzuweit
Aeußerungen das Gegentheil hervorgeht und ich auch beim Armee¬
von Wien verkehren Offiziere, nicht gerade die geistvollsten ihres
prüfungsschießen das beste Resultat von den Einjährigen der Kom¬
Schlags, Bürgersöhne aus „guten Häusern, die unendlich
pagnie erzielt hatte. Ihm ist wohl noch erinnerlich, daß ich de߬
viel auf chikes Auftreten und auf die Ordnung, die der
halb als Einziger Pfingsturlaub bekam. Daß ich kurzsichtig bin,
Schneider gebietet, halten und die Theater=Bohème ungezwungen mit
ist wohl kaum ernstlich ein Hinderungsgrund! Was das Marschiren
einander. Die Offiziere schlendern mit ihren Spazierstöckchen herum,
anbetrifft, gebe ich ohne weiteres zu, darin kein Held zu sein. Indeß
man plaudert im Café, trinkt, liebelt, und die hübsche, dumme
möchte ich dafür anführen, daß ich als einziger Einjähriger der
Soubrette hält einen miselsüchtigen verliebten Komiker, einen ent¬
Kompagnie in der ersten besonderen Turnklasse und der einzige
fernten Vetter des unglücklichen Raimund, zum Narren. Der
Freischwimmer war.
Theaterdirektor, der satirisch-karikirt gezeichnet ist, sorgt in seinem
„Kunstinstitut für Amusement und Weiber: das männliche Chor¬
personale mag er nicht leiden. Die Kerle sehen so verhungert aus
Kleines Feuilleton.
und Kohn, der Theaterkassirer, ein theatralischer Schmack, ist an
Frankfurt a. M., 5. November.
schlechte Behandlung gewöhnt. Wenn er einmal zu empörenden
Arthur Schnitzler's „Freiwild.) Man schreibt uns
Prutalitäten des Direktors ein Wort riskirt, wird er angefahren,
aus Berlin v. 4. ds.: Wieder ein Kämpfen um Begriffe, wieder
und demüthig schluckt er hinunter. In dieser Gesellschaft lebt ein
eine Debatte um Ehre nach ihrem gesellschaftlichen Werth oder
junges, unbescholtenes Mädchen, Frl. Anna Riedl, die Lieb¬
um individuelle Menschenwürde; wieder ein sorgsam konstruirtes
haberin am Sommertheater. Weil sie so herb und abwehrend ist
und auf die Spitze getriebenes Spiel der Wortführer einer erstarr¬
und mit Niemandem verkehrt, als mit einem alten Wiener Bekann¬
ten alten und einer noch nicht gekräftigten neuen Welt; und
ten, Herrn Rönning, der genau weiß, daß er es mit einer Dame
wiederum eine verzweifelte Antwort des Dichters das sind die
ohne Makel zu thun hat, erscheint sie dem kecken, begehrlichen, zu
Merkmale des Schauspiels „Freiwild von Arthur Schnitz¬
Husarenstreichen geneigten Oberlieutenant der Kavallerie Karinski
ler, das dank einem zufälligen Zusammentreffen mit aktuellen
als willkommene Freibente. Der Mann ist in seinen äußeren Ver¬
Vorgängen sensationell wirken mußte. Hart, zu hart für die graziöse
hältnissen, wie innerlich derout und geht eine freche Wette ein, das
Hand des Dichters, ist das Stoffgebiet, auf das er diesmal verfiel;
Frl. Riedl in den Kreis der Lebemänner einzuführen. Er wird abge¬
und streng und hart, für mein Empfinden nicht tragisch nothwendig,
wiesen; das kränkt seinen hochfahrenden Sinn, und als Herr
ist die Lösung des Konfliktes. Sie steckt voll von geheimem Grauen
Rönning zu Karinskis Niederlage lächelt, da wird Karinski brutal
über die Macht der Offiziersehre. Diese Macht ist zum
provozirend. Er verlangt eine Erklärung, die Rönning zu geben
Popanz übertrieben, damit der Beweis geliefert werde: Kämpfe
verweigert und stößt bübische Infamien gegen das „Mensch vom
Du noch so selbstbewußt um Dein Leben! Du hast es ver¬
Theater", gegen Frl. Riedel aus. Rönning versetzt dem Lieutenant
wirkt, sobald Du die Ehre der Uniform angetastet haft und
eine Ohrfeige. Es war unsein von Rönning, der seines freien
nicht sofort bereit bist, Genugthuung mit den Waffen zu geben
Menschenthums, seiner glücklichen Unabhängigkeit sich rühmt, dem
— Es ist etwas Schlimmes um die Ueberfluthung mit Dramen,
frechen Wettspiel beizuwohnen. Mit Leuten vom Schlag Karinskis
die den Ehrenkoder und den Duellkomment kommentiren.
darf ein Mann vornehmer Gesittung“ keine Gemeinschaft halten.
So deutlich sich in diesen Dramen die Erregung unserer Tag¬
Es war unein, über den gereizten Offizier zu lächeln; und durch
wiederspiegelt, so sehr verführen sie zu Abstraktionen. Die Debatte
den Hieb, der einem bübischen Verläumder beigebracht wurde
über schwierige „Fälle, die manchmal sinnreich zurecht gelegt sind,
nichts für die Ehre eines wackeren Mädchens bewiesen. Heiße Au
überwiegt wirklich zu sehr und verkürzt die Freude an bildnerischer