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8. Freiwild
geborenen erlagen 30 der mit auf die Feuer aus, wodurch das varin aufge¬
Welt gebrachten Schwäche. Weiter¬
seche Arbeiter Verletzungen davontrugen.
stapelte Holz eingeäschert und das Ge
vergrößerungsfer
Todesursachen bildete Prämie und Septi¬
Drei von ihnen müßten sofort in das
bäude erheblich beschädigt wurde. De
chämie in 14 Fällen: Tuberkulose de
Krankenhaus gebracht werden, während
Verlust wird mit 350 Rbl. angegeben.
Organe außer den Lungen in 12; Ros¬
den übrigen dreien am Orte der Kata¬
Vor kurzem wurden, wie berichte
Tele
in 10; Diphtheritis bei Kindern bis zu
strophe ärztliche Hilfe zu Teil wurde. Der
von der Polizei vier Ladendie binnen
15 Jahren in 9; Syphilis in 6; kroupöse
der russischen
Unfall ereignete sich, als die sechs Ar
auf der Twerskaja verhaftet. Die Ge¬
Lungenentzündung in 5; Influenza in
beiter einen ca. 12 Pad schweren Eisen
heimpolizei ermittelte jetzt auch den Ort
Petersbur
4; Masern, Kroup und Dysenterie in
streber auf das Gerüst herauftrugen, da¬
an dem alle von den Diebinnen gestohlenen
Minister des J.
je 3; Keuchhusten in 2 Fällen. Sibi¬
diese Last nicht zu tragen vermochte, wo
Sachen untergebracht sind, wobei es sich
her zurückgekehrt
durch das noch so glimpflich abgelaufene
rische Pest und Alkoholismus begnügten erst herausstellte, wie gemeingefährlich die
Der Fina¬
sich mit je einem Opfer.
Unheil entstand. Leicht hätten viele Men
Verhafteten waren. Das von ihnen ge¬
Timiraiew ist
Bei der Verwaltung der Mos
schenleben dabei vernichtet werden können.
raubte Gut füllt zwei geräumige Zimmer
Helsingfor
kauer Universität wurde am 31.
bei deren Anblick man sich in ein moder¬
bekannte Gelehrt
Rotwein getrunken, und darüber konn
nen Bösewichtern — die er ganz in
Berechtigung des
Von den Moskauer Theatern. ten sich die Herren im Parkett, die man
Stillen doch von Herzen lieb hat — ein
in eine Grupp
schon etliche Male mit Chablis, traktier
XII.
von Edelmut und erhabenen Gesinnun „Fritzchen" u.
hatte, gar nicht beruhigen. Und doch hat gen förmlich triefende Jungfrau entge
. .
bei Schnitzler be¬
Herr Potapenko Recht, und dieser Rot
Theater)
gen, aber ihr ewiges Salbadern ist zu
Kampf zwischen
„Freiwild“, Schauspiel von Arthur wein zu den Austern ist sogar ein sehr
Davonlaufen und wenn dieses liebens¬
sunder Vernunft
Schnitzler. „Litteratur, Komödie
feiner Zug, vielleicht der beste Witz, de¬
würdige Wesen zum Schluß dem mi
eines Helden
von Arthur Schnitzler (Theater im Stücke überhaupt gemacht wird. Der
einer sehr bunten Vergangenheit belaste bei Hartleben u
Korsch).
den Rotwein zu den Austern bestellt, is
ten, aber durch die Liebe geläuterten Ma¬ daß zwei Ver¬
Herrn Potapenkos „Hohe Schule" is
nämlich der Schulreiter, ein waschechter der Arnoldow die Hand für's Leben reicht
Weltanschauungen
mehr ein Feuilleton,
Knot, der aber gern den
als ein Drama.
großen Herrn dann bedauern wir den armen Kerl von innern Kampf gi¬
Ein Feuilleton, das ab und zu geistreich
spielen möchte. Und wie ließe sich sein ganzer Seele. Und so bleibt von dem beiden Gegner
und amüsant ist, oft aber auch herzlich
anmaßendes Protzentum besser charakteri
ganzen Stücke nichts, als ein paar mehr
fest überzeugt,
langweilig. Es geht wieder einmal über
sieren, als durch diesen deplacierten Rot- oder weniger ergötzliche Szenen, in de¬
und Zweifeln für
die Petersburger höhere Gesellschaft her, wein?
nen das Leben und Treiben der obern Paul Rönning,
deren Verlogenheit, Unsittlichkeit, Ober¬
Diese Austernpolemik hat aber noch Zehntausend mit wenig Witz und viel
sinnungsfestigkeit
flächlichkeit, Strebertum u. s. w. in alt
einen tiefern Sinn. Wenn ein neues unberechtigtem Behagen geschildert wird
und der Leute
bekannter Weise gegeißelt werden. Wenn
Drama zu keinen weitern Erörterungen
Ueber die Darstellung habe ich mich
seines konvention
man Herrn Potapenko glauben soll,
Anlaß gibt, als darüber, ob Austern mi
schon vorgestern geäußert. Die Herren zum Mörder."
haben die höhern Beamten in Petersburg
Rotz oder Weißwein genossen werden sol
und Damen vom Kleinen Theater haben Herr E. E. Mat
nichts weiter zu tun, als „auf den In¬ len, — dann ist es schon gerichtet. Man schon manches mittelmäßige und schlechte pas?" genannt,
seln" zu soupieren und schönen Ballet
könnte ja die Spitze auch gegen die Kri¬
Stück vor dem sichern Tode gerettet, das ganz blödsi
teufen den Hof zu machen. Die respek- til kehren und von dem glänzenden Ar¬ Von einzelnen möchte ich neben den welchem Titel Frei
tive Ehegattin hält sich mit dem Sekretär
mutszeugnis reden, das die „Verrohien
Herren Rybakow und Ryshow no-
hiesigen Diletta
des vielbeschäftigten Gemahls schadlos,
sich dadurch ausgestellt, aber das geht doch
einmal Frl. Sadowskaja 2 hervor, wurde. Aber die
und wenn sie über Jugendtorheiten hin¬
nicht an. Herrn Potapenkos Stück ist wirk- heben. Dieses kleine Mädchen, dessen
russischen Titel en
aus ist, d. h. ihre 45 Jahre nicht gut
lich nicht mehr wert. Man amüsiert sich
erste schüchterne Anfänge mir noch sehr
schwer beantworte
mehr unter Schminke und Puder verber- ja stellenweise ganz gut, aber wenn man gut im Gedächtnis stehen, hat sich im von den beiden
gen kann, dann gründet sie einen „Ver¬ nach der Aufführung beim Souper sitzt,
Laufe der Jahre zu einer sehr achtbaren ning die Hera¬
ein zur Herausgabe billiger Volksbücher
denkt man garnicht mehr an das Stück, künstlerischen Kraft entwickelt, die den zurückweist, weil
Da der Apfel nicht weit vom Stamm und am andern Tage hat man es ganz alten Ruhm der Familie Sadowski auch
beleidigt zu haben
fällt, ist auch die
jüngere Generation vergessen.
im 20. Jahrhundert aufrecht zu erhalten einen Frechling na
nicht besser, als Papa und Mama. Das
Die Zustände, die Herr Potapenko dar- im stande sein dürfte.
haben will, so hat
Fräulein Tochter vertreibt sich die Zeit stellt, sind viel zu traurig, als daß man
Das Theater Korsch hatte vor, aber auch die Freu
damit, daß sie bei einem Zirkuskünstler
sie mit leichtfertigen Feuilletonwitzen abgestern, zum Benefiz des Herrn Tscha= ihrer Behauptung,
Reitstunden nimmt, bis ein Skandal
fertigen könnte. Man fühlt nichts von dem rin, einen Schnitzer=Abend. Beide Mann, wenn Rön¬
chambre separée dem Unterricht
großen, heiligen Zorn des Satirikers, der
aufgeführten Stücke sind in Moskau Genugtuung verw
Ende macht. Dieser Skandal aber geniert mit eisernem Besen den Boden
schon bekannt. „Freiwild“ wurde am 13. kann er die Ohrfei¬
den Bräutigam der jungen Dame wenig
reinfegt von all dem Ungeziefer, das sich
März 1902 von dem „mustergiltigen
lassen; nach den Be¬
er beschleunigt die Hochzeit blos und be¬
darauf eingenistet hat. Freilich, ab un
Eger'schen Ensemble im Theater Eremi- bleibt ihm nichts
zahlt auch noch die Austernrechnung des zu gibt Herr Potapenko sich Mühe, ein tage gegeben — vor so gut wie ganz Leben nehmen, und
Artisten. Wegen besagter Austern haben, ernstes Gesicht zu machen, aber wir glau¬ leerem Hause. Damals schrieb ich: Das
endlichen Uebern
nebenbei bemerkt, die Petersburger „Kri¬
ben an deren nicht und sagen kr. Stück behandelt die so oft schon erörterte Also wer dar¬
tiker ein großes Halloh gemacht. Auf gerlich:
det der Mann da und immer noch nicht gelöste Frage von keiner, sondern be¬
der Bühne wird nämlich zu den Austern für
den Herr Peteren heute fer den Standesvorstellt und der sittlichen Der eine weiter