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5. Liebelei
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ben des jungen Lobheimer entwickeln,
anderen Lebensfragen stellt, und
so betrachten wir die gleichen Dor¬
schließlich der liebenswürdige, spie¬
gänge auf der weißen Wand mit un¬
lend geistreiche Dialog, der oft gera¬
gleich anderen, viel mehr gleichgülti¬
dezu um seiner selbst willen geschaffen
gen Gefühlen, hier ist alles grau
scheint ... all das fehlt im Kino.
Die manchmal schleppende hand¬
in grau, wenn man so sagen kann;
die eine Liebe hat nicht mehr Bedeu¬
lung, und besonders der hie und da
tung und Wert, als die andere. Der
etwas kolportagehaft anmutende Auf¬
bau des und der dramatischen Werke
junge Lobheimer erhält den Anstrich
eines alltäglichen Don Juan, der eben
Schnitzlers, werden uns wie unter
dem rücksichtslosen Seziermesser eines
schließlich einmal Dech hatte. Eben
so gut hätte es auch gut ausgehen
Anatomen bloßgelegt. Mit einem
können!
Schlage wird uns Klarheit. Das war
Und Christine? Auch ihr ist ähn¬
es also, was uns stets aufs neue in
liches widerfahren. Wenn man schon
dem reinen unverfälschten Genusse
der Schnitzlerschen Stücke störte. Was
auf der Bühne an die Notwendigkeit
ihres tragischen Endes berechtigte
da und dort bei gelegentlichen Auf¬
Zweifel setzen kann, so ist ihr Tod im
führungen älterer Werke aus dem
Kino eben nicht mehr verständlich,
Schaffen des Dichters nachdrücklich
zur Geltung kam. Je nach der Art
sondern man fühlt deutlich, daß sie
des behandelten Stoffes finden wir
stirbt, um Gelegenheit zu einem mög¬
stark kolportagehaft, unwahr und ge¬
lichst rührseligen Schluß,tableau“ zu
zwungen anmutende Elemente mit
geben.
dem dichterisch und dramatisch Schö¬
Alles, was uns an den Bühnen¬
nen vermischt. Ja, in manchen Fäl¬
werken Schnitzlers lieb ist, diese eigen¬
len, wie eben hier in der „Liebelei",
tümliche melancholische Unterströ¬
erkennen wir genau das Zusammen¬
mung der sich alle handelnden Per¬
geleimte im Aufbau und die unnatür¬
soner nehr unbewußt als bewußt un¬
liche Farbengebung in der Darstel¬
tern
fen fühlen, dieser echt wiene¬
rise
lung der Personen. Und all dies..
entimentale Lebensgenuß, der
im
hat mit seinen Bildern ... der Kine¬
und immer wieder das allzu
liche im Menschen über alle
matograph getan! Cavete poetge!!
rensteins „Tubutsch“ und
„Selbstmord eines Katers“
Sander
von Richard
setzlichkeit, die eine einheitliche innere
Die beiden Bücher Ehrensteins ver¬
Einstellung voraussetzt. Es handelt
enen einen wichtigen Platz in der
sich für Ehrenstein nicht um „Dro¬
ingsten literarischen Droduktion.
bleme“, um literarische Illustrierung
Nan wird ihnen durchaus nicht ge¬
des Lebens, sondern um ein neues
recht, wenn man nur Fülle und Ori¬
Ethos. Er tritt nicht an gegebene
ginalität der Erfindung, der barok¬
Realitäten heran, sondern baut von
ken Einfälle, Größe und Weite der
einer errungenen Grundposition aus
Phantasie darin bewundern will. In
all dem herrscht eine bestimmte Ge-, seine Welt erst auf. Diese Grundüber¬
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