Faksimile

Text

200
F 1927
März 1927.
□00

ie
Ader
355
1500
Ohne Krampf, ohne Stilisierung, ohne effekthaschende Stimmungsmalerei wird hier der Geschichte einer
Liebelei nachgegangen
Die Wirkung bei Schnitzler ist die gleiche wie bei der verfilmten „Liebelei“,
tiefster Anteil an der vitteren Melodie, die einem liebesenttäuschten Herzen entströmt. Das alte Herzeleid —
von dem die frühesten Nachtigallen aller Dichtungen sangen — aus diesem Film klingt es wieder. Man
muß es den Autoren Juttke und Klaren — die bisher wohl noch in keinem Manuskript enttäuscht haben
und auf der Gewinnseite der Saison zu verzeichnen sind — und den Regisseuren J. und L. Fleck zu hohem
Lobe anrechnen, daß sie jede Abschweifung vom Sinn ihres Films, von seiner klaren Linie, von seinen
klaren Charakteren vermieden hab.
*
Die Flecks können nämlich wirklich etwas! Sie haben eine so
abgerundete Leistung zusammen mir Eduard Hösch (Kamera) und Jack Rotmil (Bauten) — komponiert, daß
man wirklich darüber vergißt, ob der Film ein Mittelfilm oder ein Superfilm ist. Er ist ein guter Film.
Und damit gut ... Mit Evelyn Holt, der zarten, schmalen Mädchengestalt, in deren Antlitz so viel Ver¬
trauen, so viel Kraft lebt, leidet das Publikum wie einst bei der Luise Millerin. Man muß ihr gut
sein ... Im großen Augenblick — wie in ihrem tödlichen Schmerzensschrei — sprüht echtes Feuer aus
ihr, und scherzen und tändeln kann sie auf so leichte, heitere Art, daß ihr Anblick ein Genuß ist .
Man kann nur sagen: selten hat ein populärer Film so unmittelbar gewirkt. Mit reinen Mitteln erzielte
man reine Wirkung.
Sie (die Autoren) sind dabei auf das trefflichste von ihren Regisseuren J. und L. Fleck unterstützt
worden, die eine demliche eigene Note, viele hübsche, echt filmische Einfälle und ausgesprochene Begabung
für Spielszenen hoben ... Der Beifall, der dem symvathischen, fleißig gearbeiteten Film zuteil wurde, war
stark und ehrlich, stellenweise herrschte tränenvolle Ergriffenheit.