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Liebelei
box 13/3
nnete e etenenentenene
Paula Wessely in „Liebelet“
3
Die Christine Paula Wesselys zerreißt mit
genialer Wucht die Tradition und den billigen
Wehmutsschimmer dieser Rolle. Sie steigert sich
bis zum elementaren Schrei, bis zur verzerrten,
durch ihre Gefühlskraft zermalmenden Schmerz¬
grimasse. Sie wächst am Schluß dieser noch
I. Oesterr.
immer seelen= und theaterfesten Tragödie mi߬
A1OBSERVER peneret, Konz.
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achteter Liebe zu gewaltigem Ausbruch, zu ge¬
Büro für Zeitungsnachrichten
WIEN I, WOLLZEILE 17
waltiger Menschlichkeit und zu gewaltiger Er¬
schütterung an.
Der SchnitzlerAbend der Josefstadt war
sonst mehr menschlich als schauspielerisch her¬
3
vorragend, unter der ebenso zarten wie ziel¬
sicheren Spielleitung Paul Kalbecks. Der
„Liebelei“ ging „Der tapfere Cassian“ voran,
—Rolchenaut. 1
ein Marionettenspiel tragischer Ironie, der
diesmal allerdings weder den richtigen grotes¬
C
21. FEB. 1933
ken noch den entsprechenden unheimlichen Ton
hatte.
In der „Liebelei“ trat die stille und ge¬
schlossene Schmerzlichkeit Hans Thimigs als

Fritz, wenn auch nicht ganz in Uebereinstim¬
Dramatischer Abend. Die Klasse Artur
mung mit der Rolle, sehr hervor. Die frech
2
11 Duniecki des Konservatoriums Lutwak=Patoney
und süß bewegliche Anmrt Friedl Czepas als
V., Mühlgasse 80) veranstaltete an drei Tagen der
Schlagermizzi hatte einen besonderen Persön¬
letzten Woche einen jedesmal glänzend besuchten dramati¬
lichkeitserfolg. Des Dichters Sohn Heinrich
schen Abend, an dem einzelne Akte aus Max Halbes
Schnitzler spielte den Theodor abseits der üb¬
„Jugend" und Schnitzlers „Liebelei“, sowie des letzteren
lichen saloppen Lustigmacherei mit auffallend
Komödie „Komtesse Mizz“ und der 1. Akt des Lust¬
warmem und kultiviertem Ton.
*
spieles „Trio“ von Leo Lenz zur Aufführung gelangten.
Als alter Weyring machte Hugo Thimig
Unter der mitwirkenden Schauspieljugend, die sich durch¬
den bei ihm üblichen, schauspielerisch vollen
wegs durch erfreulich gute Sprechleistungen und unbe¬
Eindruck, aber hier denn doch in einer sehr ver¬
fangenes Spiel auszeichnete, verdienen einige besondere
I, u.
ehrungswürdigen Fehlbesetzung.
Hervorhebung. Wolter Tauber, schon von den
Kammerspielen her bekannt, überrascht durch seine
Routine. Auch Leo Böhacker und Paul Timar,
sowie Emmerich Schrenk erwiesen sich als gute
Sprecher, deren darstellerische Befangenheit sich bald ver¬
lor. Ilse Frankel als Rita, Angela Friedl als
Komtesse Mizzi, Ada Gottardi, Edith Bellak und
Emma Rudofsky verdienen gleichfalls für gute
Leistungen lobende Erwähnung. Jedenfalls ein schöner
Erfolg Professor Dunieckis und seiner, begabter
SEHVER‘
Schülerschar.
seile Nr. 1
Viener Allgeneinezeitung
31.3.1953
Tennischampion Artens - Schauspieler
mann Artens nun sein Debüt auf der
Wir haben vor wenigen Tagen gemeldet,
Bühne des Theaters in der Josefstadt
daß Hermann Artens, der österreichische
feiern.
Tennisspieler zum Theater zu gehen
Es ist nicht das erste Mal, daß ein promi¬
beabsichtige. Er hat seine Absicht
nenter Sportsmann sich dem Beruf eines
schneller ausgeführt, als man all¬
Schauspielers zuwendet. Die jungen, meist
gemein glaubte. Nachdem er im Theater
schönen Menschen sind gewohnt, in der Arena
in der Josefstadt vorgesprochen hatte, wurde
zu stehen. Der amerikanische Film hat manche
seine Eignung erkannt und Artens ist sofort an
seiner Stars aus den Kreizen der Sportsleute
die schauspielerische Arbeit gegangen.
geholt. Charlie Paddock, der Weltrekordläufer,
Er studierte im Auftrag des Theaters in
ist längst ein Filmstar und erst jüngst haben
der Josefstadt die Rolle des Theodor in
wir auch in Wien Jonny Weißntüller, das
Schnitzlers „Liebelei“, die Heinrich Schnitz¬
Schwimmwunder, in einem Film sehen können.
ler kreieren wird.
Kein Zweifel, auch Hermann Artens, eine
Schon bei einer der nächsten Nachmittags¬
der elegantesten Erscheinungen des österreichi¬
aufführungen von „Liebelei“ wird Her¬
schen Sportlebens, wird auf der Bühne gute
Figur machen. Er ist, wie uns versichert wird,
eifrig an der Arbeit, um auch sprachlich und
schauspielerisch vollkommen auf der Höhe zu
sein. Wenn er soweit ist, wird er das Tennis¬
racket für immer weglegen und vor einem an¬
deren Publikum seine Kunst zeigen.