Faksimile

Text

box 13/3
1
Lieb
ne en en . S
Se
Wien I, Wollzeile 11
Telephon R—23—0—43
Adarl, Lig
R86
WIENER
mnmmmmtmnmmiun KUNDSCHAU
THEATER IN DER
JOSEFSTADT
„Liebelei“
Artur Schnitzlers Wiener Stück
„Liebelei“, neu in Szene gesetzt in der
Josefstadt durch Paul Kalbeck, wirkt
auch auf die Leute von heute. Diese in ihrer
einfachen dramatischen Struktur doppelt
packende Angelegenheit wurde eben von
einem wirklichen Dichter geschaffen.
Die Darstellung ist ganz auf der Höhe.
Paula Wessely ist eine wunderbare
Christine. Man hat diese Rolle derart durch¬
dacht, noch nie dargestellt gesehen. Hugo
Thimig ist als alter Weyringer geradezu
verblüffend lebensecht. Die Schlager Mizzi
spielt Friedl Czeppa charmant. Hans
Thimig ist rührend lieb als Fritz und der
Theodor des Herrn Heinrich Schnitz¬
ler ist vortrefflich aufgefaßt.
Daß es auch heute in Wien Kritiker
gibt, die dieses schlichte dichterische Doku¬
ment wienerischer Art negieren oder ver¬
reißen einfach deshalb, weil
Schnitzler ein Jud war — muß man eben
hinnehmen wie vieles andere.
Z 6
Theater in Wien.
Von L. W. Rochowanski.
Die Josefstadt haf mit Schnitzlers „Libelei“ einen der kostbarsten
Abende gebofen, einen Abend gegenwärtigen Genießens durch die vollendete
Darstellung (die Thimigs, Wessely, Czepa, Schnitzler und Rosar) und
wehmütigen Erinnerns an den Klang verwehter Gefühle. Ein Theaterabend,
einer der wenigen in Wien, der sich einprügt und nicht vergessen werden
kann.
8
##le Nr. 13
Oaa
111. Fanilienbl. Wien
Nr 4
Theater-, Kino- und
Kunstnachrichten.
THEATER IN DER JOSEFSTADT.
„Der tapfere Cassian“. Das Theater in der
„Liebelei“
Josefstadt brachte als eine Art Schnitzler-Renais¬
sance das Bühnenwerk „Liebelei“ zur Aufführung und die
große Persinlichkeit des Dichter wußte auch heute.
viele Jahre nach Entstehung dieses Werkes trotz der
Befürchtung mancher Skeptiker auf das Publikum intensivst
zu wirken. Im Mittelpunkt der Aufführung stand das natur¬
hafte schöne und hinreißende Spiel Paula Wesselys. Die
Künstlerin verlieh ihrer großartigen Leistung echt mench¬
liche unst klare Töne, die ihre Rolle lebenswarm und erschüt¬
ternd gestalteten. Die grandiose Darstellungskraft Hugo
Thimigs wußte ebenfalls den menschlich nahegehenden Ton
zu finden. Die Verkörnerung der übrigen Rollen blieb Friedl
Czepa, Anny Rosar, Hans Thimig, Heinrich Schnitzler, dem
Sohne des Dichters und Merbert Hühner vorbchalten, die ihre
Aufgaben mit der ihrer Künstlerschaft gerecht werdenden
Noblesse erfüllten. Auch das Puppenspiel „Der tapfere Cas¬
sian“ mit Mans Thimig. Frau Czepa und Herrn Neugebauer
gefiel als würdige Ergänzung des Abends ausnehmend gut.
Regie führte Paul Kalbeck dessen kultiviert, vornehme Art
besandere Hervorhebung verdient.
„OBSERVEN
Wien, 1. Vollzeile Nr.11
Telnfon R-23-0-43
Illustr. Familienb1
Vien Nr 4.
LIEBELEI.
Arthur Schnitzlers unsterbliches Meisterwerk „Liebelei“
wurde vertonfilmt und gelangt derzeit zur Aufführung.
Die Reg'e führt der junge Regiseur Max Ophüls, der mit dem
Film „Die verkaufte Braut“ bereits eine außerordentlich ein¬
dringliche Talentprobe geliefert hat. Der Film spielt in der
Zeit, in der Schnitzler das Stück schrieb: vor dem Kriege.
Das Ensemble weist eine große Anzahl prominenter Namen
auf: Luise Ullrich, Magda Schneider, Olga Tschechowa, Gu¬
stav Gründgens. Paul Hörbiger. Wollgang Liebeneiner, Willz
Eichberger, Paul Otto, Oskar Sima und Ekkchard v. Arendt.
Wunderbare Aufnahmen, von denen ganz besonders die
romantischen Schlittenfahrten durch den dicht verschneiten
Wald hervorgehoben werden sollen, erfreuen das Auge. Die
überaus schwere Aufsabe der Vertonfilmung eines
Schnitzler'schen Dramas ist durch dieses Stück glänzend
gelöst.